Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
Großmutter verkleideten Wolf begegnet ist.
Habe ich mir wirklich eingebildet, das sei Liebe? Bin ich so blind, dass ich nicht merke, wenn einer mich ausnutzt oder sich über mich lustig macht?
»Woran denkst du, Monica? Alles in Ordnung?«
»Ja, ich frage mich nur, warum ich, obwohl ich von jemandem mit bestimmten Eigenschaften träume, mir immer solche Männer aussuche, die mich mit Füßen treten.«
»Was, glaubst du, ist der Grund?«
»Was weiß ich, möglich, dass wir Frauen die Anlage haben, für alles Verständnis zu zeigen und viel zu ertragen - vielleicht weil wir alle potenzielle Mütter sind, unendlich viel Geduld aufbringen und unsere Partner oft wie Kinder betrachten, die wir versorgen und denen wir verzeihen müssen?«
»Es steckt schon viel Wahres in dem, was du sagst, aber erinnerst du dich noch an das erste Mal, als du hierherkamst? Du warst eine ängstliche, hilflose Frau, die sich selbst nicht mochte, doch jetzt bist du selbstbewusst und aktiv. Du hast ein Lokal auf Vordermann gebracht, hast dir selbständig einen Beruf geschaffen, und das alles in einer fremden Stadt, in der es sehr schwer ist, sich über Wasser zu halten. Du bist zehntausend Meilen weit entfernt von der Monica, die du einmal warst. Und ich bin sehr stolz auf dich.«
Ich werde knallrot, als hätte mich die Lehrerin vor der gesamten Klasse gelobt.
»Ehrlich?«
»Und ob, du hast dich aufs Beste arrangiert und bist auf Erfolgskurs. Dass David sich als schwul geoutet hat, braucht dich nicht weiter zu belasten, denn du liebst ihn nicht. Daher betrifft dich seine sexuelle Orientierung nicht mehr. Hingegen müssen wir uns damit beschäftigen, dass er der Vater deines Kindes sein könnte.«
Zack!
Autsch.
»Willst du es ihm sagen?«
»Nicht mal auf dem Totenbett!«
»Hast du dir das gut überlegt?«
»Allerdings, außerdem hat er gesagt, dass er Kinder
hasst. Man stelle sich vor: Er sieht, dass ich schwanger bin, und sagt mir, dass er Kinder verabscheut, dabei ist das in meinem Schoß möglicherweise von ihm.«
Zack!
Autsch.
»Das hat er wirklich gesagt?«
»Noch sehr viel emphatischer, aber sinngemäß, ja. Er will nach Spanien gehen, um sich ›ohne feste Bindungen‹ zu amüsieren«, ich zeichne die Anführungszeichen mit den Fingern nach. »Ich hoffe, dass er nie zurückkommt, er ist eine öffentliche Gefahr.«
»Weißt du, Monica, mein Berufsethos verbietet mir streng genommen, dir das zu sagen, aber an deiner Stelle würde ich genauso handeln.«
»Tatsächlich?«
Das ist, als hätte die Lehrerin mir eine Eins mit Sternchen gegeben!
»Du hast nicht ein einziges Mal an das Geld gedacht, das du von ihm bekommen könntest, wenn du seine Vaterschaft nachweist und eine dieser endlosen Unterhaltsklagen gegen ihn anstrengst. Du legst eine Würde an den Tag, der ich selten bei meinen Patientinnen begegne, von denen viele erbittert gegen ihre Exmänner prozessieren und dabei ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder völlig aus den Augen verlieren, weil sie von Hass und Groll verzehrt werden.«
Mein Selbstwertgefühl hat einen unerwarteten Auftrieb bekommen.
»Mach weiter so, Monica, du bist auf einem guten Weg, und wenn du das Bedürfnis danach hast, kannst du jederzeit einen neuen Termin vereinbaren.«
Ich stehe auf und gebe ihr die Hand.
»Vielen, vielen Dank, Louella.«
»Ich danke dir auch, Monica.«
Ermutigt wie noch nie verlasse ich die Praxis.
Sie hat mich »Frau« genannt, nicht Mädchen oder Patientin oder verantwortungsloser Dauerteenager, Bezeichnungen, die ich für mich selbst lange Zeit verinnerlicht hatte.
Sie hat gesagt, dass ich Verantwortung für mich selbst übernommen habe und Würde an den Tag lege.
Ich wiederhole das Wort »Würde« in Gedanken, das wie Musik in meinen Ohren klingt.
Ich habe David nie geliebt. Das war keine Liebe, hatte nicht die leiseste Ähnlichkeit damit. Wäre unsere Affäre ein Film gewesen, hätte ich der naiven Hauptfigur dauernd zugerufen: »Hey, wach auf, Dummerchen, merkst du nicht, dass er dich hinters Licht führt? Hast du Tomaten auf den Augen oder was? Du hast was Besseres verdient! Schick den Kerl in die Wüste!«
Zur Feier des Tages gönne ich mir einen schönen Hausanzug aus rosa Chenille der Marke Juicy Couture von Bloomingdale’s.
Der wird mich zwar mehrere Tage Arbeit in der Küche kosten, aber ich habe ihn mir verdient.
Etwas später, mit meiner typischen Papiertüte »Big Brown Bag« in der Hand, begebe ich mich auf Spionagetour im Whole Food
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