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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica Bosco
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des Löwen.
    Lilly hat eine giftgrüne Jacke an, passend zu ihrer Laune. Als sie mich sieht, nimmt sie ihre Brille ab und geht direkt zum Angriff über.
    »Monica, was verschafft mir das Vergnügen? Waren Sie gerade in der Nähe, Pizzas ausliefern?«
    »Nein, ich liefere nur in Queens aus.«
    »Ach, so schnippisch, immer eine schlagfertige Antwort parat. Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich wollte Ihnen nur etwas zeigen.« Ich hole das Foto aus dem Umschlag und gebe es ihr.
    Lilly setzt die Brille wieder auf und betrachtet es einige Sekunden lang, ehe ihr ein Licht aufgeht.
    »Ist das nicht Salinger?«
    Ich nicke.
    »Wo… woher haben Sie dieses Foto, wo ist es aufgenommen und wann?« Schon hat sie Blut geleckt.

    »Gestern, in seiner Küche«, antworte ich lässig, als würde ich den Weg zum Aufzug erklären.
    »Was heißt das, gestern, in seiner Küche?«
    »Ich bin gestern zu ihm nach Cornish gefahren, habe eine gute Stunde vor seinem Haus gewartet, und als er herausgekommen ist, habe ich gesagt, dass ich ihm ein selbstgebackenes Roggenbrot mitgebracht habe, weil er ja Makrobiotiker ist, und da es so geregnet hat, hat er mich hereingebeten.«
    Lilly schluckt.
    »W-warten Sie mal einen Moment.« Sie greift zum Telefon. »Miriam, sofort in mein Büro. Monica, was möchten Sie trinken? Einen Kaffee? Einen Cappuccino? Was darf es sein?«
    »Ein Getreidekaffee mit kalter Sojamilch und einem Tröpfchen Honig«, sage ich, nicht ohne klammheimliche Freude, dass ich sie mit meinen Spezialwünschen nerven kann.
    »Verstanden, Miriam? Und beeil dich, hörst du?« Sie legt auf und sieht mich mit neuen Augen an.
    »Setzen Sie sich doch, meine Liebe, in Ihrem Zustand sollten Sie nicht so lange stehen, wie geht es Ihnen? In welchem Monat sind Sie? Sie sehen prächtig aus, nehmen Sie Folsäure zu sich?«
    »Danke, Lilly, es geht mir sehr gut«, antworte ich vergnügt.
    »Sie sind also zu dem Eremiten vorgedrungen, sagen Sie, und haben ihn nicht nur gesehen, sondern auch mit ihm gesprochen. Das ist … verblüffend!« Sie wirkt selbst überrascht, dass sie dieses Wort gebraucht hat. »Das war eine geniale Idee, ihn durch Ihre Schwangerschaft zu erweichen,
so hat er sich nicht bedrängt gefühlt, er hat noch nie jemanden in sein Haus gebeten, niemand Fremden, jedenfalls, das haben Sie toll gemacht!«
    »Nun ja …«, sage ich bewusst unbestimmt.
    »Und Sie haben sich unterhalten?«
    »O ja, ziemlich lange.«
    »Und - was hat er gesagt? Spannen Sie mich nicht auf die Folter! Ihnen ist doch klar, dass das vielleicht der Knüller des Jahrhunderts ist, oder? Sie müssen unbedingt einen glänzenden Artikel schreiben, aber das werden Sie schon, da habe ich keine Zweifel, und dann werden wir das Foto auf dem Titel bringen, ein weilweiter Exklusivbericht mit Exklusivfoto, mein Gott, Monica, Sie merken anscheinend gar nicht, dass Sie sich selbst übertroffen haben!«
    Sie steht dermaßen unter Adrenalin, dass ich befürchte, sie könnte jeden Moment aufspringen.
    Es klopft an der Tür.
    »Ja!«, schreit Lilly.
    Eine junge Frau kommt schüchtern mit einem Tablett herein.
    »Na, endlich, wird aber auch Zeit. Los, stell den Kaffee auf den Tisch und verschwinde«, schnauzt Lilly, bevor sie mich wieder anlächelt, als wäre ich ihr schönstes Geburtstagsgeschenk.
    »Nun, meine Liebe, haben Sie den Artikel schon fertig? Andernfalls kann ich Ihnen eine Woche Zeit geben, aber nicht länger. Sie werden verstehen, wir sind ein bisschen knapp dran, und was das Honorar angeht, also … was sagen Sie zu 10000?«
    »10000 Dollar?«, frage ich verdutzt.
    »Mehr wird schwierig, weil es Ihr erster Artikel ist, aber
ich könnte mit der Finanzabteilung reden und sehen, was sich machen lässt. Also, liebste Monica, was meinen Sie?«
    Ich lächele sie an, ohne ein Wort zu sagen, und beobachte, wie sie vermutlich zum ersten Mal seit zwanzig Jahren zu Kreuze kriechen muss.
    Oder seit dreißig.
    »Nun? Warum sagen Sie nichts? Sind Sie nicht zufrieden? Geht es ums Geld? Ich verspreche Ihnen, dass ich mein Bestes tun werde«, schmeichelt sie.
    »Lilly …«
    »Ich höre, meine Liebe.« Sie zeigt alle zweiunddreißig Zähne.
    »Ich habe nicht die geringste Absicht, einen Artikel zu schreiben«, erkläre ich.
    »Wie bitte?«, fragt sie, als hätte ich gerade auf die Gewinnausschüttung beim Superbowl verzichtet.
    »Vielleicht haben wir uns nicht richtig verstanden«, fahre ich ruhig fort. »Ich habe Ihnen dieses Foto nur gezeigt, um Ihnen zu beweisen, obwohl ich

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