Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
das nicht nötig habe, dass ich nicht die Versagerin bin, als die Sie mich das letzte Mal behandelt haben. Dank Ihrer Beleidigungen und Arroganz ist mir jedoch klar geworden, wie meine berufliche Zukunft auf keinen Fall aussehen soll.« Ich lege eine schöne Kunstpause ein, dann: »Ich möchte mich auf keinen Fall mit Menschen wie Ihnen abgeben müssen«, sage ich und lächele sie ohne eine Spur von Feindseligkeit an.
»Aber«, erwidert sie und runzelt die Stirn, »Sie werden sich das doch nicht zu Herzen genommen haben, was ich neulich zu Ihnen gesagt habe, oder? Ich war bestimmt todmüde. Das ist ein aufreibender Job, wissen Sie, ich schlafe nie genug und fühle mich oft nicht gut, wie Sie vielleicht verstehen
…« Sie deutet auf ihren Rollstuhl. »Sie dürfen mir das nicht verübeln, ich behandele alle schlecht, dafür bin ich berüchtigt. Aber ich bin nicht wirklich gemein.« Sie lächelt gezwungen und muss sich beherrschen, weil sie keine Macht über mich hat. Wenn sie aber die Möglichkeit hätte, mein Gehirn herauszunehmen und alle Informationen auf einen MP3-Player herunterzuladen, würde sie das tun.
»Doch, das sind Sie.«
»Wie bitte?«
»Meiner Ansicht nach macht es Ihnen Spaß, andere Menschen schlecht zu behandeln, und wenn sie es Ihnen gestatten, werden sie ihre Gründe dafür haben. Aber ich persönlich bin nicht daran interessiert, für eine Hyäne zu arbeiten, die glaubt, mich nach Lust und Laune herunterputzen zu können, um sich selbst einen Kick zu verschaffen.«
»Und was wird aus dem Artikel?«
»Welcher Artikel?«, sage ich lachend und stehe auf, nehme mein Foto und meinen Kaffee und gehe triumphierend hinaus.
Heute Abend betrinke ich mich mit Champagner, das schwöre ich, das ist der schönste Moment meines Lebens!
Ich höre, wie Lilly fluchend gegen einige Möbelstücke stößt, die sie daran hindern, mich mit ihrem Elektrorollstuhl zu verfolgen. Sie wirft ein paar Stühle um, und Sekunden später ist sie mir auf den Fersen, aber ich stehe bereits im Aufzug.
Es ist wie in einer dieser Filmszenen, in denen die Heldin geht und die Türen sich schließen.
Okay, die Aufzugtür schließt sich nicht ganz im gewünschten Augenblick, denn Lilly saust wie eine Furie auf
mich zu und wettert: »Wagen Sie es ja nicht, das Foto an die Vogue zu verkaufen, sonst erwürge ich Sie eigenhändig, Sie dreckige …«
Dann geht die Tür zu.
Am Empfang sehe ich die Frau, die dreimal wöchentlich zur Chemotherapie muss.
Spontan gehe ich auf sie zu.
»Ich wünsche Ihnen alles Gute, Sie sind wirklich bewundernswert.«
»Aber warum denn, meine Liebe?«, fragt sie lächelnd.
»Na ja, wie Sie mit Ihrer Erkrankung umgehen und der Chemo. Ich wollte Ihnen sagen, dass ich Sie für Ihre Kraft bewundere.«
»Ich mache keine Chemo, wie kommen Sie darauf?«, erwidert sie ärgerlich und klopft auf Holz.
Lilly Horowitz, du bist ein dreimal verfluchtes Miststück.
Auf Wolke sieben schwebend wie John Travolta am Ende von Saturday Night Fever trete ich hinaus auf die Straße.
Fehlt nur noch, dass ich herumhüpfe wie ein Rapper und großspurig alte Damen abklatsche. Keine zehn Minuten vergehen, da kommt der Anruf von Max.
»Monica, Liebste«, flötet er.
»Wer spricht da?« Die Genugtuung lasse ich mir nicht nehmen.
»Ich bin’s, dein Freund Max! Erkennst du mich etwa nicht mehr?«
»Na so was, Max … was verschafft mir die Ehre?«
»Komm, tu nicht so unschuldig, du wirst doch nicht zu GQ gehen und denen die Exklusivstory verkaufen?«
»Ganz ehrlich, nein.«
»Ach, Monicalein, mit mir kannst du doch offen reden - und glaub mir, es gibt nichts Besseres als VF .«
Einen, der mich Monicalein nennt, würdige ich keiner Antwort.
»Anscheinend habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, obwohl mich das wundert, denn eindeutiger geht es kaum. Ich denke nicht daran, einen Artikel über Salinger zu schreiben und seine geheiligte Privatsphäre zu verletzen, und das für eine Horde erfolgsgeiler Egomanen wie euch!«
»Du bist doch völlig bescheuert.«
»Was?«
»Du spinnst, du weißt gar nicht, was du da in der Hand hast, das ist der Knüller des Jahrhunderts, der wichtigste und umstrittenste lebende Schriftsteller des Landes gibt dir ein Interview bei sich zu Hause, und du machst ein moralisches Problem daraus?«
»Genau, du hast’s erfasst, es ist ein moralisches Problem!«
»Das kaufe ich dir nicht ab. Es liegt am Geld, du willst mehr Kohle. Los, sag schon, wie viel, spuck’s aus.«
»Führe
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