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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica Bosco
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liegt vollkommen im Dunkeln, ich fühle mich unbehaglich und fürchte schon, seine Privatsphäre bereits zu verletzen, indem ich mich nur umsehe.
    Es ist eine sehr geräumige, aufgeräumte Küche aus Holz, ohne jegliches modernes Element, als wäre die Zeit hier vor dreißig Jahren stehengeblieben.
    Sämtliche Elektrogeräte sind mittlerweile »Vintage«.
    »Hier, das ist für Sie.« Ich gebe ihm das Brot, um das Schweigen zu brechen. »Ich habe es selbst gebacken.«
    »Haben Sie den Teig auch genug gehen lassen?«
    »Die ganze Nacht.«
    »Hm, legen Sie es da hin, meine Frau ist nicht da, und ich weiß nicht, wo der Kaffee ist, deshalb …«
    »Nein, bemühen Sie sich bitte nicht. Meiner Ansicht nach war es sehr klug von Ihnen, mit niemandem mehr zu sprechen, die Welt da draußen ist ein einziges Durcheinander. Niemand weiß mehr, was er tut, kurzum, der reinste Wahnsinn! Denken Sie nur, letztes Jahr, als ich schon einmal hier war, um die Karte für Sie einzuwerfen - Sie erinnern sich? -, da war ich mit meinem Freund hier, meiner großen Liebe. Tja, wissen Sie, was er gemacht hat? Er hat eine andere geheiratet und mich aus seinem Leben gestrichen, dabei ist das Kind vielleicht von ihm.«
    »Vielleicht?«
    »Ja, ich weiß es eben nicht, es könnte auch von einem anderen sein, aber der ist neuerdings schwul.«

    Du liebe Güte, klingt das abstrus!
    Er sieht mich an, als wäre ich verrückt, und schüttelt den Kopf, doch dann lächelt er.
    »Die Welt hat sich demnach nicht viel verändert.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht …«
    Ich sehe mich um, die Sonne geht schon unter, es ist Zeit, sich zu verabschieden.
    »Also, ich will Sie nicht länger stören, aber dürfte ich Sie noch um ein Foto bitten?«
    »Ein Foto?«
    »Ja, mit dem Mobiltelefon geht das ganz schnell.« Blitzartig zücke ich mein Handy.
    Ich habe den Eindruck, dass er nicht versteht, was ich da tue, aber er lässt sich fotografieren, auch wenn er nicht lächelt.
    »Und dann hätte ich natürlich noch gern, dass Sie mir mein Exemplar des Fänger im Roggen signieren.«
    Ich fühle mich wie ein sechzehnjähriges Groupie, aber eine solche Gelegenheit kommt nie wieder.
    Müde setzt er sein Autogramm ins Buch.
    »Auf Wiedersehen, Mister Salinger«, sage ich und umarme ihn.
    Er bringt mich zur Tür und verabschiedet sich hastig, der Überfall hat ihm wohl schon zu lange gedauert.
    Als ich mich auf den Weg mache, drehe ich mich noch ein letztes Mal um.
    Wer weiß, ob er mein Roggenbrot auch isst.
    Ich schätze, er wirft er es weg, aus Angst, vergiftet zu werden.

    Die Nacht verbringe ich in einem Hotel in Claremont, damit ich morgen früh gleich nach New York zurückfahren kann.
    Ich bin nicht so masochistisch gewesen, ein Zimmer in dem Bed & Breakfast zu reservieren, in dem wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben.
    Obwohl ich einen Augenblick daran gedacht habe.
    Ich habe ein langes, entspannendes Bad genommen und auf dem Zimmer zu Abend gegessen.
    Alles in allem bin ich guter Dinge, es hat aufgehört zu regnen, und der Sonnenuntergang ist atemberaubend schön. Man könnte meinen, am Drehort von Vom Winde verweht zu stehen.
    Meine Begegnung mit Salinger war ein kleines bisschen enttäuschend, aber ich hatte schließlich nicht erwartet, dass er mich zum Essen einlädt und mir vorschlägt, gemeinsam eine Erzählung zu verfassen, mit der ich für den Rest meines Lebens ausgesorgt hätte, so wie er …
    Oder etwa doch?

Kapitel 32
    In der Redaktion von Vanity Fair geht es gewohntermaßen zu wie in einem Irrenhaus.
    Ich war kurz zu Hause, um mich umzuziehen, danach habe ich das Foto von Salinger in einem Spezialgeschäft herunterladen und ausdrucken lassen.
    Nun warte ich darauf, dass Ihre Boshaftigkeit Lilly Horowitz sich dazu herablässt, mich ohne Termin zu empfangen, was ungefähr so schwierig ist, wie den Superbowl zu
gewinnen, außerdem möchte ich wetten, dass sie so tut, als würde sie sich nicht an meinen Namen erinnern.
    Die Assistentin kommt aus ihrem Büro und steuert auf mich zu.
    »Äh, könnten Sie mir noch mal Ihren Namen sagen? Lilly ist nicht sicher, Sie zu kennen …«
    Ich breche in Lachen aus.
    »Alles klar! Sagen Sie ihr, hier ist Monica, diejenige, die glaubt, dass es etwas Besonderes ist, allein ein Kind zu bekommen!«
    Die Assistentin zuckt die Achseln und stakst zurück.
    Nach gut zehn Minuten winkt sie mich herbei.
    »Sie gibt dir drei Minuten, und das ist nicht nur eine Redensart«, flüstert sie mir ins Ohr.
    Ich betrete die Höhle

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