Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
hatte.
»Danke.« Abbie sah Georgia an und schüttelte nur den Kopf.
Georgia wirkte empört. »Was? Ich war das nicht. Ich habe ihm nichts gesagt.«
Tom sah seine Tochter ungläubig an. »Moment mal, du hast davon gewusst? Du hast von Des Kilgour gewusst ?«
»Er ist hier vorbeigekommen, und sie wussten nicht, dass ich im Haus war. Ich habe alles gehört. Abbie hat mir das Versprechen abgenommen, dir nichts zu sagen. O Dad, es tut mir so leid ….«
Hätte Georgia es noch schlimmer klingen lassen können? Außerdem log sie. Sie musste einfach hinter all dem stecken. Abbie verlangte zu wissen: »Und wer war es dann? Wenn du es nicht warst?«
Georgia zögerte keine Sekunde. »Woher soll ich das wissen? Vielleicht die Frau, die sich im Gebüsch versteckt.« Sie ging zum Fenster, riss es auf und rief plump: »Und? Waren Sie es?«
Magda belauschte schon seit langem die Gespräche anderer Leute, das war ihre starke Seite. Sie richtete sich langsam auf und zupfte sich ungerührt Blätter aus dem Haar. »Natürlich war ich es nicht. Bis zum heutigen Tag wusste keiner von uns davon.«
»Das liegt daran, dass es nichts zu wissen gibt«, sagte Abbie.
Tom klang barsch. »Magda, verschwinde.«
»Aber schlag sie nicht!«, warnte Magda, dann ging sie.
Als sie davongefahren war und Georgia das Wohnzimmerfenster geschlossen hatte, sah Abbie Tom an und wiederholte: »Wer hat es dir gesagt?«
Tom zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Jeanstasche. »Das hat mir jemand hinter meine Scheibenwischer geklemmt.«
Abbies Beine zitterten immer noch. Sie durchquerte das Wohnzimmer und nahm ihm den Zettel ab. In Großbuchstaben hieß es auf dem anonymen Schreiben: VON JEMAND, DER DENKT, DASS SIE WISSEN SOLLTEN, DASS IHRE FRAU EINE AFFÄRE MIT DES KILGOUR HAT. P.S. DAS IST KEIN GERÜCHT. DAS IST EINE TATSACHE.
»Nur, dass es nicht stimmt.« Abbie schluckte schwer. Wie oft musste sie es noch sagen. »Es ist nichts geschehen, das schwöre ich.«
»Du hast die Nacht mit ihm verbracht«, warf Georgia ein. »In seinem Bett. Du kannst nicht behaupten, dass nichts geschehen ist.«
Hatte sie diesen Zettel geschrieben? Damit Tom es herausfand, sie aber trotzdem darauf beharren konnte, sie habe ihm nichts gesagt?
»Es gab keinen Sex.«
»Aber du hast ihn geküsst.«
»Hör zu, ich möchte mit Tom darüber reden. Könntest du uns allein lassen, was denkst du?«
Jeder normale Mensch wäre sofort gegangen. Aber Georgia, die kein normaler Mensch war, schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe. Schau nur, was du meinem Dad angetan hast.«
Tom war kaum wiederzuerkennen. Sein Gesicht war gelb, die Augen wie tot. Natürlich ergriff Georgia seine Partei, beschützte ihn.
»Lass mich dir alles erklären«, bat Abbie, aber er hielt die Hände hoch.
»Du hast mich angelogen. Du hast Geheimnisse vor mir gehabt, und Gott weiß was getan, warum sollte ich dir glauben, was du mir jetzt erzählst?«
Das war nicht einfach nur ein Streit. Ihre ganze Welt entglitt ihr.
Abbie platzte heraus: »Es war, als du auf dem Angelausflug warst und ich den Brief … von ihr gefunden habe.« Sie zeigte auf Georgia, die so tat, als habe sie eine Ohrfeige bekommen.
»Dann ist es alles meine Schuld, wie? O nein, du kannst die Schuld nicht auf mich abwälzen, nur weil du ertappt worden bist!«
»Hör doch, Tom, ich versuche dir nur zu erklären, was passiert ist.« Abbies Stimme wurde lauter. Georgias Einmischung war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte.
»Tja, lass es.« Tom musterte sie verächtlich, dann drehte er sich von ihr weg. »Gib dir keine Mühe. Ich will es gar nicht hören.«
»Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«
»Natürlich macht es mir nichts aus!«
»Bist du ganz sicher?«
»Aber ja.« Wie konnte es ihr etwas ausmachen, dass ihre Schwester bei ihr einzog? Cleo trug eine Tasse Tee zu Abbie, die sich in einem entsetzlichen Zustand befand. Und ganz abgesehen davon, war es eine vollendete Tatsache, als sie an diesem Abend von der Arbeit nach Hause gekommen war. Abbie hatte sich bereits ins Cottage eingelassen und das Gästezimmer belegt. Denn sie konnte unmöglich länger bei sich zu Hause bleiben.
Als Cleo den Grund dafür erfuhr, war sie verblüfft. Es schien surreal, auf einer Stufe mit der Ankündigung, Abbie würde Astronautin werden und ein Trainingslager der NASA besuchen.
Aber es stimmte. Auch wenn es unglaublich schien, ihre Schwester hatte es fertiggebracht, sich – wie kurz auch immer – auf Des Kilgour
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