Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
perfekt gewesen, die Beziehung, an der sich alle anderen messen mussten und unweigerlich nicht mithalten konnten.
Man mochte es verdrehte weibliche Logik nennen, aber wenn es zwischen Abbie und Tom nicht klappte, welche Chance hatte dann der Rest der Menschheit?
Was wiederum bedeutete, dass alle Anstrengungen, die sie in den letzten Jahren unternommen hatte, um sich selbst zu schützen und nicht verletzt zu werden, vielleicht doch nicht so schlau gewesen waren, wie sie immer gedacht hatte.
Im Grunde war es doch so, wenn einem früher oder später sowieso das Herz gebrochen wurde, warum sich dann noch groß Gedanken machen? Einfach mit dem Strom schwimmen. Dann hatte man wenigstens ein wenig Spaß mit dem tollsten Mann, den man sich vorstellen konnte.
Oh, hmm, mal sehen, wer könnte das wohl sein? Cleo lächelte in sich hinein, machte sich über die Tatsache lustig, dass sie eine Frau mit einem dunklen Geheimnis war. Denn ob es ihr gefiel oder nicht, Johnny LaVenture schien sich mehr oder weniger permanent in ihrem Kopf eingenistet zu haben.
Es wäre nicht weiter schlimm, oder, wenn sie Johnny rasch anrief, um herauszufinden, wie es mit ihm und seiner Tante stand? Das wäre doch sicher in Ordnung. Wenn er gerade eine schwere Zeit durchmachte, würde er sich dann nicht freuen, eine freundliche Stimme zu hören?
Endlich gingen die Bühnentüren auf und Casey erschien. Seine Fans jubelten. Sie gluckten um ihn herum, als sei er ein heimkehrender Held. Er hielt in jeder Hand eine Flasche Champagner, was ihre Aufregung nur noch mehr erhöhte. Seinem Aussehen nach zu urteilen, war es nicht der erste Champagner für ihn in dieser Nacht.
Cleo sah auf das leuchtend blaue Display ihres Handy hinunter und war immer noch unentschlossen, ob sie Johnny anrufen sollte oder nicht. Sie scrollte die Telefonnummern in ihrem Handy herunter und spürte, wie ihr der Atem stockte, als Johnnys Nummer auftauchte. Was ja eigentlich schon alles sagte. Dabei wollte sie doch nur einen Freund anrufen, um zu sehen, wie es in Norfolk so lief.
Oder auch nicht. Sein Handy war ausgeschaltet, was wahrscheinlich bedeutete, dass er im Krankenhaus war. Sie überlegte, ob sie eine Nachricht hinterlassen sollte oder nicht, als Casey zum Wagen schwankte. Er schüttelte den Kopf, damit Cleo nicht heraussprang und den hinteren Wagenschlag für ihn öffnete, und warf sich stattdessen auf den Beifahrersitz.
»Von da hinten kann ich nicht richtig mit dir reden. Komm, lass uns fahren, mein Werk hier ist getan. Schnell mit dem Fuß aufs Gas, bevor die Fans sich noch auf die Kühlerhaube werfen.« Er nahm einen übergroßen Schluck aus der zweiten Flasche Moët. »Mein Gott, was für ein Andrang. Sie hätten mich alle beinah erdrückt.«
»Ist mir aufgefallen. Ich dachte allerdings, nach dem vierten oder fünften Versuch hätten Sie sie bitten können, damit aufzuhören.«
Casey stieß sie mit dem Ellbogen an. »He, das ist doch nur Spaß. Ich mache ihr Leben schöner. Nur darum geht’s, klar?« Er trank noch mehr Champagner, während sie den Gang einlegte und vom Bordstein wegfuhr. »Weißt du, was? Ich werde das hier vermissen. Dich werde ich auch vermissen.«
»Danke. Das ist nett.« Cleo konzentrierte sich auf den Verkehr in den belebten Innenstadtstraßen. Wenige Augenblicke später sah sie, wie Casey die Augen zufielen. Sein Mund klappte auf.
Bald darauf hatten sie Bristol hinter sich gelassen. Cleo fuhr, während Casey schlief. Sein Kopf sackte seitlich auf die Schulter, die halbleere Flasche hielt er wie ein Baby in seinem Arm. Drei Meilen vor dem Hotel wachte er abrupt auf und rief: »Und was ist mit dir?«
»Was soll mit mir sein?«
»Wirst du mich vermissen, Baby?«
O bitte . Doch höflich erwiderte sie: »Natürlich.«
»Ha, ich wusste es!« Er schlug sich auf den Schenkel. »Jetzt hast du deine Meinung über mich geändert, nicht wahr? Du willst deine Chance mit Casey Kruger nicht verpassen. Halt an, Babe.«
»Hören Sie, in fünf Minuten sind wir im Hotel …«
»Nein, nein, nein, nein ! Komm schon, Babe, fahr ran. Tu es mir zuliebe, ja?«
Er war hackedicht. Cleo hatte nicht die Absicht, langsamer zu werden. »Wir fahren einfach weiter und dann …«
»Baby, verdammt, du hältst jetzt SOFORT an!« Noch während er das sagte, beugte sich Casey vorwarnungslos quer durch den Wagen, packte das Lenkrad und riss heftig daran. Der Wagen schlitterte abrupt nach links, während die schmale Landstraße nach rechts abbog. In Zeitlupe und mit
Weitere Kostenlose Bücher