Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
musste, die eine Affäre mit ihrem Mann gehabt hatte …
Also schön, jetzt wurde es zu verwirrend. Cleo stampfte mit den eiskalten Füßen auf und blies sich in die Hände. »Tja, Sie können unmöglich hier draußen warten. Kommen Sie mit hinein.«
»Sind Sie sicher?« Wills Frau blinzelte und wirkte erst verblüfft, dann erleichtert. Sie fasste sich, griff nach ihrer Handtasche und sprang aus dem Wagen. »Tja, danke schön.«
War die Situation schon zuvor verrückt, wurde sie es umso mehr, sobald sie sich im Cottage befanden. Cleo setzte den Wasserkessel auf, schnitt die Rosinenbrötchen auseinander und steckte sie in den Toaster.
Während sie die Brötchenhälften mit Butter bestrich, brühte Wills Frau den Tee auf und gab Zucker in die Tassen. Cleo stand mit dem Rücken zu ihr und sprang einen Meter in die Luft, als plötzlich ein Teelöffel klappernd auf dem Steinboden landete.
Wills Frau lächelte, als sie den Löffel aufhob. »Nervös?«
»Tut mir leid.« Schweiß sammelte sich in Cleos Achselhöhlen. »Ich bin einfach nur schreckhaft.«
»Es war nett von Ihnen, mich hereinzubitten. Wie heißen Sie?«
Wusste Wills Frau ihren Namen? Hatte Will ihn ihr genannt? »Äh, Cleo.«
»Hallo, ich bin Fia. Abkürzung für Sofia.«
»Aha. Äh … Rosinenbrötchen?«
»Danke.« Fia schwieg kurz, nahm den Teller und betrachtete das Brötchen. Dann sah sie Cleo direkt in die Augen. »Dann wissen Sie also, wer ich bin?«
16.
Kapitel
Cleos Herz ging in Trab über. »Nein.«
»Sicher nicht?«
Atmen, atmen . »Warum sollte ich das wissen?«
»Ich dachte, Sie wüssten es vielleicht.« Fia zuckte mit den Schultern. »Sie haben doch eine Affäre mit meinem Mann oder nicht?«
Mist! Cleo presste die Hand auf den Mund. Sie ließ sich auf einen Hocker fallen. »Ich hatte eine. Vergangenheit. Ich wusste nicht, dass er verheiratet ist, das schwöre ich.«
»Wie haben Sie es herausgefunden?«
»Ich habe ihn mit Ihnen und den Kindern gesehen. Sie standen im Arboretum vor der Weihnachtsmannhütte an.« Cleo fühlte sich schrecklich. »Sobald ich es wusste, war es aus. Ich habe mit ihm noch am selben Abend Schluss gemacht.«
Fia dachte kurz nach, dann nickte sie und zuckte mit den Schultern. »Will ist ein guter Lügner. Dafür hatte er schon immer ein besonderes Talent.«
Cleo traute ihren Ohren kaum, dass sie dieses Gespräch führten. »Ich fühle mich schrecklich. Sie wirkten so glücklich miteinander.«
»Wir hielten uns vermutlich auch für glücklich.«
»Haben Sie mich letzte Woche angerufen?«
Ein weiteres Nicken. »Ich habe seine Handyabrechnung in die Hand bekommen. Ihre Nummer tauchte einige Male auf. Natürlich hätte es etwas völlig Harmloses sein können, etwas, das mit der Arbeit zu tun hat.« Sie lächelte schief und nahm einen Schluck Tee. »Dann habe ich Sie angerufen und Sie klangen so schuldbewusst und panisch … tja, da war ich mir dann sicher, dass es nicht harmlos war.«
»Sie haben mich zu Tode erschreckt. Ich wollte mich nicht in irgendwas hineinziehen lassen. Und ich wollte schon gar nicht, dass Sie es herausfinden.« Offenbar empfand Cleo diese Situation weitaus bedrückender als Fia. Ihr gebuttertes Rosinenbrötchen wurde vor ihrer Nase kalt, und sie brachte es nicht länger über sich, es zu essen, und so etwas war ihr noch nie zuvor passiert.
»Ach, ich würde es nicht gerade die Überraschung des Jahrhunderts nennen.« Fia kaute genussvoll an ihrem eigenen Rosinenbrötchen und schüttelte den Kopf. »Das hat er letztes Jahr schon mal gemacht.«
»Hat er?«
»Mit einer Kollegin aus dem Büro. Als ich davon erfuhr, flehte er mich an, ihm zu verzeihen. Auf Knien.« Ihre Lippen schürzten sich angesichts der Erinnerung. »Er schwor, es nie wieder zu tun. Ich Dummerchen habe ihm geglaubt und entschied mich, ihm noch eine Chance zu geben.«
Zum Wohl der Kinder. Cleo überkam eine weitere Welle Schuldgefühle, gefolgt von einer Welle des Zorns. Wills Egoismus zerstörte seine Familie, drohte, auch das Leben seiner Kinder zu ruinieren.
Sie wollte eigentlich nicht fragen, aber sie musste einfach. »Und jetzt?«
»Tja, er hat es vergeigt. Ich lasse nicht alles mit mir machen«, sagte Fia. »Er wird sich nie ändern. Darum ist jetzt alles vorbei.«
»O Gott, es tut mir so leid.«
»Sie wussten es ja nicht besser. Außerdem bin ich sicher, dass ich darüber hinwegkomme. Will hat vor anderen Leuten gern viel Aufhebens darum gemacht, wie glücklich wir seien, aber in Wirklichkeit hat
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