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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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des Hollybush und lebenslanger Elvis-Fan, hielt das Mikrophon fest umklammert und rotierte mit den Hüften. Sein Publikum applaudierte und feuerte ihn an. Da war auch Ash. Er beobachtete das Ganze von der Sicherheit der Theke aus. Etwas weiter vorn klatschte Fia begeistert in die Hände. Und neben ihr, ein Glas Guinness in der Hand und über die wilden Hüftschwünge von Frank grinsend, saß Johnny LaVenture.
    »Was ist hier los?« Cleo stieß Ash vorwurfsvoll an.
    »Ich wusste nicht, was ich mit ihr anfangen soll.« Ash wirkte auch nicht gerade beglückt. »Wir haben stundenlang ferngesehen. Dann wurde es fünf Uhr, und sie sah, wie im Pub das Licht anging, und der Pannendienst war immer noch nicht in Sicht, also dachte ich, warum nicht, hier wird die Zeit schneller vergehen. Kurz nachdem wir eintrafen, kamen Johnny und seine Truppe.« Ernüchtert fügte er hinzu: »Und da blühte sie regelrecht auf.«
    »Aber der Pannendienst kam dann doch noch?«
    Ash nickte. »Er kam, und in exakt fünf Minuten hatten sie den Wagen wieder startklar. Aber da hatte Johnny sie schon überredet, noch auf einen Drink zu bleiben … und dann noch einen … und seitdem sind wir hier.«
    »O Gott.« Cleo stöhnte und sah zu ihrem unerwünschten Gast. »Ist sie schon hackedicht?«
    »Noch nicht, aber viel Zeit braucht sie nicht mehr.«
    Franks Augenblick im Scheinwerferlicht näherte sich seinem Ende, und jetzt buhlte er schamlos um Applaus. Fia beugte sich zu Johnny, flüsterte ihm etwas ins Ohr und legte zart die Hand auf seinen Arm.
    »Was hat sie dir über Will erzählt?«
    »Nicht viel.« Ash zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Schwachkopf, es ist vorbei, sie verlässt ihn. Das war es so ziemlich.«
    Erneut spürte Cleo die Last einer Verantwortung, die sie nicht verdiente. »Die armen Kinder.« Sie wankte. »O nein, Hilfe, jetzt will sie auch noch singen …«
    Die Menge grölte, als Fia Franks Platz auf der winzigen Bühne einnahm. Cleo vermutete sofort, dass Fia zum ersten Mal Kontakt mit einer Karaokemaschine hatte. Fia griff nach dem Mikro, und eine Feedbackschleife schrillte allen in den Ohren. Fia verkündete: »Mein Ehemann hat mich betrogen, und von heute an ist meine Ehe vorbei . Aber wisst ihr, was? Das Leben geht weiter, und er ist derjenige, der dabei den Kürzeren zieht. Ich kann euch nämlich etwas versprechen. I-I-I … wiiiiillll … surviiiiiive !«
    Noch mehr Jubelrufe, als die ersten Töne des großartigen Gloria-Gaynor-Klassikers durch den Pub hallten. Fias Singstimme war schlimmer als die von Frank, aber was ihr an Fertigkeiten fehlte, machte sich mit einer überbordenden, alkoholinduzierten Begeisterung wett. Johnnys Anstreicher und Inneneinrichter fielen in den Refrain mit ein, alle klatschten und stampften mit den Füßen, und Fia sang sich die Seele aus dem Leib.
    Endlich war der Song vorüber. Fia badete im Applaus, dann sprang sie von der Bühne und kehrte zu Johnny zurück, der auf ihren Drink aufgepasst hatte. Cleo sah zu, wie er aufmunternd den Arm um Fias Schultern legte und ihr eine beglückwünschende Du-hast’s-geschafft-Umarmung schenkte.
    »Na schön, ich gehe dann mal.« Ash trank sein Glas aus. »Ich überlasse sie dir. Viel Glück.«
    Kurz darauf entdeckte Fia Cleo und kam zu ihr herüber.
    »Hallo? Haben Sie mich auf der Bühne gesehen? Ich habe noch nie im Leben Karaoke gesungen!«
    Und wenn sie wüsste, wie sie klang, würde sie das auch nie wieder tun. Aber das war gemein, und darum ging es auch gar nicht – allein der Akt des Singens hatte kathartisch gewirkt, darum sagte Cleo: »Sie waren … unglaublich.« Denn das stimmte ja auch.
    Johnny gesellte sich zu ihnen und meinte leichthin: »Hat sie sich nicht großartig geschlagen?«
    »O ja, wirklich tapfer.« Cleo wandte sich strahlend an Fia. »So, Ihr Wagen ist also repariert!«
    »Ja, der Pannenmann war richtig nett. Er hat sich ununterbrochen für die Wartezeit entschuldigt, aber ich habe ihm versichert, das mache nichts. Wenn er zwei Stunden früher gekommen wäre, dann wäre ich direkt nach Hause gefahren, und wir wären nicht in den Pub gekommen.« Fia war immer noch knallrot vor Anstrengung. »Und ich hätte nie all diese wundervollen Menschen getroffen!«
    Man musste nicht groß raten, welcher wundervolle Mensch ihr ganz besonders Freude bereitete. Ehrlich, sollten Menschen, deren Ehe gerade zerbrochen war, sich nicht mindestens die ersten sechs Monate lang elend fühlen? Fia schien schon Probleme zu haben, sich sechs

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