Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
pochen. »Des, nein, sagen Sie so etwas nicht.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das meinen Sie nicht so.«
»Doch, tue ich.«
»Nein, nein. Ich bin verheiratet .«
»Ich weiß.« Seine Schultern sackten nach unten. »Ich wünschte, Sie wären es nicht.«
»Aber ich bin glücklich mit Tom.« Sie konnte nicht glauben, dass er das hier wirklich durchzog.
»Ich habe mir diese Gefühle ja nicht ausgesucht«, erklärte Des. »Aber ich kann nicht anders.«
»Tja, es muss aber anders gehen! Des, es tut mir leid, aber wir sprechen hier über mein Leben!«
Er rieb sich das Gesicht, sichtlich hin- und hergerissen. »Es ist auch mein Leben.«
»Aber es wird nichts passieren.«
»Geben Sie mir eine Chance«, flehte Des.
»Nein.« Abbie wich rückwärts zur Tür. »Sie haben mir versprochen, das hier nicht zu tun. Tom bedeutet mir alles und …«
Auf dem Schreibtisch klingelte das Telefon und beide fuhren zusammen. Einen Augenblick lang starrten sie einander an. Verzweifelt platzte Abbie heraus: »Hören Sie damit auf, Des, ja? Es ist mir ernst. Reißen Sie sich am Riemen, und lassen Sie mich in Ruhe. Denn das ist einfach … dumm!«
Mit klopfendem Herzen verließ sie das Büro, damit Des ans Telefon gehen konnte. Es war wie ein Albtraum, der außer Kontrolle zu geraten drohte, und das machte ihr Angst. Sie hatte darauf vertraut, dass er das Geheimnis für sich behalten konnte … Aber was, wenn er es nicht tat? Wie konnte sie ihm verständlich machen, dass er unbedingt verschwiegen zu sein hatte?
Wie hatte es nur so weit kommen können, dass ihr stilles, geregeltes, ereignisloses Leben sich so entwickelte?
»Holla!« Cleo kam am Samstag zur Mittagszeit in den Pub gerauscht und blieb abrupt stehen, als sie Ash sah. Sie zeigte auf seinen Tisch. »Du bist ja am Essen!«
»Ich habe keine Ahnung, wie du das immer machst«, staunte Ash. »Es ist eine Gabe, irgendein unheimlicher sechster Sinn. Du solltest paranormale Detektivin werden. He, gib das zurück!«
Cleo hatte seine Gabel in die Lasagne gespießt und sich einen Bissen gegönnt, um zu sehen, ob es so gut schmeckte wie es duftete. Ihre Augen wurden groß. »Mmmm … Mmmmm!«
»O nein, du kriegst nichts ab.« Er entriss ihr die Gabel, bevor sie noch mehr stehlen konnte. »Bestell dir deinen eigenen Teller. Nimm die Fischpastete, dann kann ich sehen, wie die ist.«
»Fischpastete? Ich liebe Fischpastete!« Cleo drehte sich um und sah, dass verschiedene Gerichte auf die Tafel über der Theke geschrieben worden waren, die zuvor seit mindestens sechs Wochen absolut schwarz geblieben war. Seit Tony-der-launische-Koch sich von seinem Freund getrennt hatte und spontan nach Malaga gezogen war, um dort in einem Restaurant zu arbeiten. Und, ganz ehrlich, Tonys Essen war nie besonders gut gewesen, aber sein Temperament war dermaßen hitzig, dass Frank nie den Mut aufgebracht hatte, es ihm zu sagen.
Cleos blieb der Mund offen stehen, als die neue Köchin mit einem Tablett voller Teller aus der Küche trat.
Fia Newman, in einer blauweiß gestreiften Schürze, die Haare zu einem Zopf zurückgebunden, ging zu einem der anderen Tische. Unter den fassungslosen Blicken von Cleo begrüßte sie die Gäste und stellte geschickt die Teller ab. Schließlich bemerkte sie Cleo, winkte und kam herüber.
Als ob sie hierher gehörte.
»Hallo! Na, wie finden Sie das?« Fias Augen funkelten. »Sind Sie überrascht, mich hier zu sehen?«
Cleo hatte die letzten vier Tage und Nächte einen amerikanischen Geschäftsmann quer durch das Land gefahren. Sie hatte das Gefühl, als sei sie Monate weg gewesen. »Sind Sie die neue Köchin?«
»Poirot. Marple. Holmes«, murmelte Ash. »Du stehst in einer Reihe mit den Großen.«
»Tja, ich wollte die hauseigene Karaoke-Königin werden, aber das hat Frank abgelehnt. Also dachte ich, versuche ich es hiermit!«
»Aber … wie …?« Als Fia sich in der Vorwoche von ihr verabschiedet hatte, hätte Cleo nicht erwartet, sie jemals wiederzusehen.
»Ich weiß! Schicksal! An dem Abend, als ich bei Johnny übernachtete, sagte ich, wie verrückt es doch sei, dass man hier im Pub nichts zu essen bekommt, und er erzählte mir, was aus dem Kerl wurde, der hier gekocht hat, dem verrückten Tony. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, aber als ich am nächsten Tag nach Hause fuhr und meinen Showdown mit Will hatte, wurde mir klar, dass ich mir eine andere Bleibe suchen musste, denn aus seinem kostbaren Haus kriegen ihn keine zehn Pferde.« Fia
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