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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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löschen, bevor es sich in der Vorstellung verankern konnte! Cleo spießte die letzte Garnele auf dem Teller auf und zuckte mit den Schultern. »Tun wir das nicht alle?«

21.
    Kapitel
    »He, da bist du ja.« Johnny öffnete die Tür, Gott sei Dank nicht oben ohne. Er trug verwaschene Jeans, Stiefel und ein weißes T-Shirt mit einem diagonal verlaufenden, roten Streifen quer über der Brust.
    »Ist das Farbe?« Cleo zeigte mit dem Finger darauf. Keine sehr passende Farbe, um damit ein Zimmer zu streichen.
    »Was?« Er sah nach unten auf den Streifen. »Oh, das. Nein, das ist Blut.«
    »Wollte dich jemand erstechen?«
    »Immer optimistisch! Nein, ich hatte nur einen Kampf mit einem Pferd.« Er hob sein T-Shirt und zeigte ihr die Ursache des Blutflecks, einen langen, noch frischen Kratzer. »Berufsrisiko. Man glaubt gar nicht, wie viele T-Shirts ich pro Jahr verbrauche.« Johnny ließ sie ins Haus und zeigte in den Flur. »Hier bitte, sieht es nicht viel besser aus?«
    Das tat es. Besser, frischer, sauberer. Der Geruch nach Farbe hing noch in der Luft, aber das Gerümpel war verschwunden. Auf den polierten Holzböden lagen neue Teppiche, die Lampen waren ersetzt worden, und die Fenster strahlten vor Sauberkeit.
    »Sehr viel besser«, lobte Cleo.
    »Das sollte es auch. Hat ein Vermögen gekostet.«
    Sie verzog keine Miene. »Du Armer. Mir kommen die Tränen.«
    »Ist ja schon gut, tut mir leid.« Johnny musste lächeln. Dann kamen sie zum Wohnzimmer, und er riss die Doppeltüren auf.
    »Oh, wow …«
    Kein abgewetzter, durchgescheuerter Teppich mehr, keine Tapeten, die sich von den Wänden schälten. Der ganze Raum war weiß gestrichen worden, inklusive der Holzdielen. Das Sonnenlicht fiel durch die deckenhohen Fenster. An der gegenüberliegenden Wand lehnten riesige Drahtballen, und in der Mitte des Raumes stand das Stück, das er gerade in Arbeit hatte, die halbfertige, vier Meter hohe Skulptur eines Pferdes.
    Es war ein fesselnder, herrlicher Anblick. Kein Wunder, dass Cornelia ein solcher Fan von Johnnys Arbeit war. Wenn man sich die Fotos seiner Stücke auf seiner Webseite ansah, hatte man keine Ahnung von der Wirkung, die man gewann, wenn man die Werke in Fleisch und Blut sah. Gewissermaßen.
    Johnny beobachtete sie mit leisem Lächeln. »Gefällt es dir?«
    Cleo nickte, konnte kaum den Blick vom Pferd abwenden. Sie trat über die Drahtrollen auf dem weißen Abdecktuch, auf dem die Skulptur stand, und ging auf das Pferd zu. »Darf ich es anfassen?«
    »Nur zu, es ist nicht so zerbrechlich, wie es aussieht. Aber achte auf scharfe Enden – ich habe noch nicht alle mit der Drahtbiegezange ungefährlich gemacht.«
    Gut, dass er ihr seine Erlaubnis erteilt hatte; die Skulptur nicht zu berühren, wäre schlimmster Folter gleichgekommen. Sie fuhr mit der Handfläche staunend über die Flanke des Pferdes. Wie konnte etwas, das aus unzähligen Metern galvanisiertem Stahl gemacht worden war, so lebendig wirken? Es war ein außergewöhnliches Stück. Cleo musste ungläubig lächeln. Sie ging zur Vorderseite und streichelte die stolze Biegung seines Halses. So etwas erschaffen zu können … hui, die windzerzauste Mähne war scharf .
    Ein Blutstropfen bildete sich auf ihrer Fingerspitze. Johnny trat auf sie zu und nahm sie am Handgelenk, dann inspizierte er die Wunde.
    »Ach herrje, wir müssen amputieren.«
    Cleo entzog ihm ihre Hand und saugte das Blut vom Finger. Sie trat einen Schritt zurück. »Zeige mir, wie du es machst.«
    »Wie ich amputiere? Tja, im Allgemeinen nehme ich meine große, alte Kettensäge …« Er hob eine Schutzbrille auf, dann nickte er in Richtung des einzigen Möbelstücks im Raum. »Setz dich. Da drüben bist du sicher.«
    Das Sofa war lang und mit dunkellila Samt bezogen. Wenn man darauf saß, sah man Johnny und die Skulptur, hinter ihm die hohen Fenster, dann die Terrasse und dahinter den Garten. Während er arbeitete, erleuchtete die Nachmittagssonne den Raum hinter ihm. Cleo sah das Spiel der Sehnen und Muskeln in seinem Körper. Keine Frage, woher er so breite Schultern und einen Waschbrettbauch hatte; der Draht aus galvanisiertem Stahl musste stark genug sein, um das Gewicht der fertigen Skulptur zu tragen. Johnny beugte und streckte sich, während er die einzelnen Teile der Skulptur in ihre richtige Position brachte. Schweiß glänzte auf seinem Hals und an seinen Unterarmen. Die Augen hinter den Gläsern der Schutzbrille waren zusammengekniffen, beurteilten und betrachteten und

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