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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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dauerte zehn Minuten, einen Zentimeter nach vorn fahren, zwei Zentimeter zurücksetzen … »Nein, nein, wieder zurück, nur einen winzigen Tick«, dann endlich parkte der Bentley zu Schofields Zufriedenheit, und das Fotoshooting konnte weitergehen. Cleo stellte fest, dass sie vor Ort bleiben musste, falls der Wagen noch einmal bewegt werden musste. Das freute sie insgeheim. Sie hatte noch nie zuvor ein Fotoshooting live erlebt. Dieses hier wurde im Auftrag eines Hochglanzmagazins durchgeführt und sollte Stunden dauern, und die Aufmerksamkeit, die selbst kleinsten Details gewidmet wurde, war überwältigend. Neben Schofield gab es noch seine Assistentin Terri, eine Stylistin namens Lorna (orangefarbener Overall, türkisfarbene Haare, Kettenpanzerträgerhemd), einen Visagisten, der auch für die Haare zuständig war und Mike hieß (rasierter Kopf, kein Make-up) und die Journalistin, die das Interview durchführen sollte und deren Name Roz lautete.
    Während einer Pause im Geschehen kam Johnny zu ihr und murmelte: »Ist das nicht bescheuert? Ich dachte, die kommen, schießen ein paar Fotos, und nach fünf Minuten sei alles vorbei.«
    »O nein, nein, nein.« Cleo verzog keine Miene und schüttelte den Kopf, ganz langsam à la Schofield. »Es dauert seine Zeit, um den richtigen … Gegenpol zu finden.«
    »Du hast ja so recht. Ich hatte keine Ahnung. Warum schaust du mich so an?«
    »Ist das Haarspray?«
    »Nein!«
    Sie besah ihn sich genauer. »Make-up?«
    »Hör auf, nein, natürlich nicht.«
    »Warum gibt es dann einen Visagisten, der auch Haare macht?«
    »Der ist nicht für mich, der ist für Roz. Sie will dabei fotografiert werden, wie sie mich interviewt.«
    Mike ging seine Taschen voller Kosmetika durch, sah auf und bemerkte, dass sie zu ihm hinüberstarrten. Er griff nach einem Pinsel und offenem Puder und fragte hoffnungsvoll: »Darf es etwas hiervon sein?«
    »Danke, nein«, sagte Johnny.
    »Sicher nicht? Nur damit Sie nicht glänzen.«
    »Ganz sicher nicht, danke.« Während Schofield eine Leiter hinauf und hinunter flitzte, um mögliche Kameraeinstellungen auszuprobieren, wollte Johnny von Mike wissen: »Ist er immer so?«
    »Aber sicher, ja. Heute ist er sogar noch ziemlich zurückhaltend. Beim letzten Shooting, das wir zusammen gemacht haben, standen wir am Schluss im Regent’s Park mit drei Supermodels in Couture-Kleidern, umgeben von einem Dutzend genervter, alter Obdachloser, die Dosenbier tranken.« Seine Lippen zitterten angesichts der traumatischen Erinnerung. »Und sie wollten alle geschminkt werden.«
    »Ha.« Roz setzte sich auf einen Stuhl neben Johnny. »Letztes Jahr haben wir ein Shooting gemacht, bei dem er von Terri verlangte, eine Politesse zu bestechen, um in Uniform mit ins Studio zu kommen. Noch bevor sich die Frau versah, lag sie auf dem Boden mit einem Schauspieler über ihr, einem Oscar-Preisträger, der ein Lenkrad in der Hand hielt und mit einem Fuß auf ihrer Brust stand. Das Foto bekam sogar eine Überschrift: Driving Over Miss Daisy.«
    »Davon habe ich gehört!« Cleo erinnerte sich, dass sie darüber in der Zeitung gelesen hatte. »Hat die Frau am Ende nicht ihre Stelle verloren?«
    Roz nickte. »Das war natürlich traurig. Und absolut unfair.« Sie hielt kurz inne. »Andererseits, sie war Politesse, also wen kümmert’s?«
    »Hallo, da unten, jeder wieder auf Position.« Schofield hing jetzt wie ein Affe von der Leiter. »Johnny, erst mal auf die rechte Seite des Pferdes, Schätzchen, dann sage ich dir schon, wo genau du hin musst.«
    »Schnipp!«, murmelte Johnny leise.
    »Nur noch zwei Stunden«, tröstete Roz ihn.
    »Wisst ihr, was?« Mike tätschelte seine Wampe. »Ich bin am Verhungern. Terri? Terri! Wir brauchen was zu essen.«
    »Schon gut, kein Problem.« Terri drückte eine Taste auf ihrem Handy und rief effizient: »Hallo, hier ist Terri, wir sind jetzt so weit.« Sie schaltete das Handy wieder aus und sah zu Cleo. »Sind Sie Veganerin?«
    »Nein.«
    »Oh, prima, Glück gehabt.«
    Finde ich auch, dachte Cleo.
    Fünf Minuten später klingelte es an der Tür. Terri, die gerade einen Reflektor für Schofield hochhielt, rief: »Das muss das Essen sein, kann bitte jemand an die Tür?«
    Cleo, die das Shooting beobachtete, war von dem Ganzen zutiefst fasziniert. Das Licht war enorm wichtig. Schofield fotografierte wie wild, fing jeden Winkel, jede Drehung ein, während Johnny mit dem Draht arbeitete. Es war wirklich fesselnd, zuzusehen, wie er die Szene einfing

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