Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
du sie bezahlen musst, damit sie dir Gesellschaft leistet.«
Johnnys Augen funkelten. »Wie viel verlangt sie denn?«
Urkomisch. Cleo ignorierte ihn und wandte sich wieder an Casey. »Bis morgen dann. Ich hole Sie um 16 Uhr ab.«
»Ich hätte auch mehr gezahlt«, rief Casey. »Du hättest nur darum bitten müssen.«
32.
Kapitel
Casey schleppte sich in die Bar zurück, wobei er eine Whiskeywolke hinter sich herzog. Also gut, Zeit zu gehen. Cleo verließ das Hotel, rannte die Steinstufen hinunter und durch die Pfützen zum Wagen.
Das Klopfen an die Scheibe der Beifahrerseite erfolgte, als sie gerade unter dem tropfenden Geißblatt aus der Parkbucht herausfahren wollte. Durch das regennasse Glas sah sein Gesicht aus, als würde es schmelzen.
Sie ließ die Scheibe nach unten gleiten, und Johnny sagte: »Hallo.«
»Hallo.« Im fahlen Licht der Nacht sahen seine Wangenknochen objektiv gut aus.
»Auf dem Weg nach Hause?«
»Erstaunlicherweise ja.«
Er sagte nichts, hielt nur ihrem Blick stand.
»Steig schon ein«, sagte Cleo.
»Danke.« Er sprang auf den Sitz neben ihr.
»Ich bin kein Taxidienst, weißt du.«
Er grinste. »Du bist eine Freundin, das ist noch besser.«
»Hm.« Cleos Magen verschloss sich wie eine Auster. Eine Freundin. War sie das wirklich?
»Ich habe bei vier Taxiunternehmen angerufen, aber alle waren die nächsten zwei Stunden ausgebucht. Ist meine eigene Schuld, ich hätte mich früher drum kümmern sollen.« Johnny fuhr sich mit den Fingern durch das feuchte Haar. »Macht nichts. Du bist genau zum rechten Zeitpunkt aufgetaucht.«
»Ich habe meine Verwendungsmöglichkeiten. Und nur, dass du es weißt, ich verlange kein Geld, wenn ich mit australischen Seifenopernschauspielern abhänge.« Sie fuhren durch die beeindruckenden Eisentore des Hotels. »Er war betrunken.«
»Das habe ich gleich vermutet, als ich sah, wie er dich küssen wollte. Tut mir leid …« Johnny hob in Selbstverteidigung die Hände. »… das kam falsch raus. Natürlich würde er dich küssen wollen. Wer würde das nicht?«
Na schön, was sollte das jetzt bedeuten? »Wenn du mich auf den Arm nehmen willst, kannst du ebenso gut aussteigen und laufen.«
»Muss nicht unbedingt sein.« Seine Mundwinkel zuckten. »Du findest aber bestimmt was Besseres als ihn. Und was war das mit dem Plastikkleid und der Körbchengröße E?«
»Nichts, was für dich von Interesse wäre. Oder na ja«, fügte Cleo hinzu, »es würde dich vielleicht interessieren, aber es geht dich nichts an. Was hattest du überhaupt im Hotel zu suchen?«
»Ich habe mit den Hart-Berkeleys zu Abend gegessen. Sie wollen eine Arbeit für ihr Gestüt in Auftrag geben.« Er schwieg kurz. »Du willst dir doch wohl keine Körbchengröße E zulegen?«
Um Himmels willen. »Nein, natürlich nicht! Wie viel von unserem Gespräch hast du denn mitbekommen?«
»Och, eine ganze Menge. Wir saßen direkt hinter euch an der Bar.«
Diese verdammten Holznischen mit den hohen Rückenlehnen.
»Rein aus Interesse, warst du wirklich auf Komplimente aus?«
»Nein.«
»Schwärmst du insgeheim für Casey Kruger?«
»Nein!«
»Sicher nicht?«
»Hast du nicht zugesehen? Ich habe die Flucht ergriffen, als er mich geküsst hat.«
Johnny zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wolltest du den Eindruck vermitteln, du seist nicht leicht zu haben.«
»Vertrau mir, das wollte ich nicht.«
»Schade. Dann hätte ich meine Wette gewonnen.«
Er hatte es also nicht vergessen.
»Tja, du hast aber nicht gewonnen.« Cleos Innereien vollführten wieder ihren verklemmten Austerntanz und sie hatte das schreckliche Gefühl zu wissen, warum. Sie wollte nicht, dass Johnny dachte, sie hätte es auf Casey Kruger abgesehen. Wenn sie vollkommen ehrlich war, gab es da etwas, das sie keiner anderen lebenden Seele anvertrauen würde, und das war, dass sie es nur auf einen Menschen abgesehen hatte, und der saß gerade neben ihr im Auto.
Mein Gott, endlich gab sie es sich selbst gegenüber zu. Cleo hatte Mühe zu schlucken. Ihre verwirrten Gefühle in Bezug auf Johnny LaVenture waren zu etwas Erkennbaren geworden. Er war immer schon sehr attraktiv und charismatisch gewesen, aber vor kurzem erst dämmerte ihr, dass er, was seine Persönlichkeit betraf, womöglich sehr viel netter war, als sie immer gedacht hatte. Sie atmete flach, ernstlich erschrocken über die Wendung der Ereignisse. Sie mochte ihn. Sehr. Aber das bedeutete nicht, dass es deshalb auch eine vernünftige Idee war. Er mochte gute
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