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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Zusammengehalten von einer hauchdünnen Schicht Fleisch.
    Oder irgendetwas Ähnlichem wie Fleisch.
    Ich legte meine Hände flach auf je eine Seite der Wunde und zog dann vorsichtig an der Haut. Vorsichtig, langsam, beständig … meine Hände bewegten sich … die Wunde spannte … und spannte … bis die Naht nachzugeben begann. Ein Riss erschien und ein Tropfen dünner brauner Flüssigkeit sickerte heraus. Ich zog fester, winselte vor Schmerzen. Die oberste Schicht des Fleisches brach auf, aber sie war immer noch verbunden mit etwas darunter. Ich zog noch fester. Es schmerzte. Ich schwitzte, mir war heiß und kalt, ich stöhnte mit zusammengebissenen Zähnen. Gott, tat das
weh
. Der Schmerz war dumpf und fern, aber tief. Ich zog weiter, die flachen Hände zerrten an der Haut und der Mund der Wunde begann, sich zu öffnen. Nicht weit, ungefähr einen halben Zentimeter. Wie ein winziger rosa Abgrund. Ich schaute in den Spiegel, winkelte ihn an und versuchte zu sehen, womit das Fleisch verbunden war. Nach ein paar Augenblicken des Suchens entdeckte ich etwas. Direkt unter der Haut … eine Art Siegel. Eine biegsame Klappe.
    Ich griff wieder nach dem Skalpell.
    |87| Leerte meinen Kopf.
    Und dann tauchte ich das Skalpell in die Wunde und schnitt hinab in dieses klappenartige Ding. O Gott, es tut so weh so weh so weh … mach weiter, trenn auf, schneid weiter … und die Flüssigkeiten strömen, rot und schwarz und weiß … und ich höre das eiskalte Pfeifen in meinem Kopf, das mir sagt: stopp stopp stopp stopp stopp
STOPP
.
    Ich hörte auf zu schneiden.
    Die Wunde lag offen.
    Mein Bauch war rot. Meine Haut, meine Finger, meine Hand. Eine rote Knochenhand.
    Ich atmete.
    Horchte.
    Atmete.
    Meine Hand zitterte.
    Die Wunde lag offen und blutete.
    Ich spürte etwas, aber ich wusste nicht, was es war. Ein taubes, dumpfes, schwarzes Gefühl. Vielleicht eine Reaktion auf den Schmerz. Keine Ahnung. Ich glaube, es war mir egal. Ich war nicht mehr da.
    Auf den Laken war Blut. Auf den Handtüchern Blut.
    Es war egal.
    Ich musste es jetzt tun. Ich musste das hier zu Ende führen.
    Ich nahm den Spiegel und hielt ihn über die Öffnung in meinem Bauch. Was sah ich? Ich sah Dunkelheit … wie Öl und Wasser auf einer harten Oberfläche. Bewegung. Sie war unklar. Ich holte schnell Luft, legte eine Hand auf den Wundrand und zog ihn zur Seite. Ein plötzlicher scharfer Schmerz durchbohrte mich wie ein Messer und für einen kurzen Moment war ich bewusstlos – |88| weggeschlossen in eine Leere –, dann war ich plötzlich wieder da. Die Wunde klaffte jetzt und sah aus wie eine schwarze, blutige Träne. Rot gerändert wie ein Mund mit Lippenstift. Und ich konnte tief in mich hineinsehen. Ich sah Blut und eine ölige Schwärze. Eine dicke, tintenartige Flüssigkeit, die sich bewegte wie magnetisiert. Ich fasste in die Wunde und berührte die Flüssigkeit. Sie schimmerte wie Quecksilber. Ich tastete innerhalb der Wundlippen umher. Es stach. Aber ich war jetzt weit über allen Schmerz hinaus. Ich tastete noch ein bisschen weiter und spürte etwas Hartes. Starr. Dickhäutig. Hohl. Es bewegte sich steif bei jeder Berührung, wie stark gefedert. Ich erinnerte mich an Casings Stimme:
Das hier … ich komm nicht durch. Es hat – schauen Sie – eine Maserung. Sieht nach Knochenstruktur aus. Konturen. Könnte eine Art Schild sein. Das würde das Röntgenbild erklären.
    Ich richtete den Spiegel aus, um besser sehen zu können. Ich sah etwas Braunes … braun und hart, wie Kunststoff. Aber es war das Braun von etwas Lebendem. Etwas Inwendigem. Einer inneren Schale. Knochen, Panzer, Metall, Fiberglas. Gemustert, gekerbt, geprägt, geformt, konstruiert, entworfen, entwickelt …
    Himmel …
    Ein silberner Funke flackerte durch eine unsichtbare Pore, löste sich dann auf und verlor sich in einer Spur von Schwarz.
    Etwas ziemlich Perfektes.

    Ich sah in mich hinein.
    Eine lange, sehr lange Zeit.

    Was soll ich sagen?
    |89| Es war alles da, in mir.
    Es
ist
da.
    Es ist.
    Ich bin.
    Es.

    Schließlich nahm ich, bis in die Fingerspitzen betrunken und zerschlagen im Kopf, die Nadel und den Operationsfaden und fing an, mich wieder zusammenzunähen. Fleisch verrutschte unter dem Schweiß meiner Finger. Die Nadel zitterte, als ich sie durch die blutenden alten Einstiche führte und den Faden verknotete. Der Schmerz, der dabei entstand, war klar und scharf.
    Als ich fertig war, sah mein Bauch verpfuscht und hässlich aus. Schlecht genäht, geschwollen und voller

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