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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sah, wie sie mich im Rückspiegel beobachtete. Ihr Blick war kalt und stählern.
    »Tut mir leid«, stotterte ich, »ich konnte die Handys nicht finden … ich hab nur gesucht … ich wollte nicht –«
    »Die Handys sind in der Seitentasche mit dem roten Reißverschluss«, sagte sie ruhig. »Pass auf, dass du alles Geld wieder einpackst.«
    Ich schaufelte sämtliche Scheine zurück in die Tüte, stopfte sie in den Rucksack, fand schließlich die Seitentasche mit dem kleinen roten Reißverschluss und zog einen Plastikbeutel mit Handys heraus. Es waren drei, zwei Motorolas und ein Nokia. Ich nahm |232| das Nokia und setzte mich wieder zurück in den Sitz.
    Eddi sah mich für eine Sekunde an, dann schaute sie weg.
    »Ist das dein ganzes Geld?«, fragte ich sie.
    »Das ganze Bargeld, ja.«
    »Wie viel ist es?«
    »Ein bisschen über zehn Riesen, die Euros miteingerechnet.« Sie nickte in Richtung des Handys in meiner Hand. »Ruf schon an. Und fass dich kurz.«

    Einen Augenblick konnte ich mich nicht an die Nummer erinnern. Ich saß da, starrte das Telefon in meiner Hand an und versuchte zu überlegen, versuchte, mir die Nummer vor Augen zu führen – meine
eigene
Telefonnummer –, dann hörte ich auf zu überlegen und ließ es meinen Daumen tun. Daumengedächtnis. Es funktionierte. Mein Daumen drückte die Tasten und ich hielt mir das Handy ans Ohr.
    Ein paar Sekunden lang fühlte ich mich echt komisch – angespannt, aufgeregt, ängstlich, unsicher. Ich wusste nicht, wer den Hörer abnehmen würde und was ich dann sagen sollte. Ich hoffte, es wäre Bridget, aber selbst wenn … Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte oder was sie sagen würde. Ich wusste noch nicht mal, ob sie überhaupt mit mir reden wollte.
    Doch ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen.
    Das Telefon klingelte nicht.
    Es tat überhaupt nichts, sondern zischelte nur leer. Ein geisterhaftes elektrisches Geräusch.
    »Keiner da?«, fragte Eddi.
    »Kein gar nichts«, sagte ich und hielt ihr das Handy ans Ohr, um sie selbst hören zu lassen.
    |233| »Vielleicht hast du die falsche Nummer erwischt«, schlug sie vor. »Versuch’s noch mal.«
    Ich versuchte es von Neuem, drückte die Ziffern langsam und sorgfältig, doch als ich mir den Apparat ans Ohr hielt, war die Leere immer noch da.
    »Komm, lass mich mal«, sagte Eddi. »Wie ist die Nummer?«
    Ich reichte ihr das Handy und nannte ihr die Zahlen. Während sie die Tasten drückte und sich dann den Apparat ans Ohr hielt, fasste ich schnell in meine Tasche, zog eine von Ryans Visitenkarten hervor und legte sie so auf den Sitz neben mein Bein, dass Eddi sie nicht sehen konnte. Ich schaute zu ihr hinüber. Sie horchte angestrengt in den Apparat.
    »Hörst du was?«, fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bist du sicher, dass es die richtige Nummer ist?«
    »Ja.«
    »Und es ist nicht abgestellt worden oder so?«
    »Am Montag, als ich ging, war es jedenfalls noch in Ordnung. Was meinst du, was das zu bedeuten hat?«
    Sie schüttelte den Kopf und reichte mir das Handy zurück. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, aber das Geräusch gefällt mir nicht.«
    Ich schaute nach unten auf Ryans Visitenkarte und tippte die Nummer ein.
    Eddi starrte mich an. »Was tust du?«
    Ich ignorierte sie und drückte schnell noch die letzten zwei Tasten, dann hielt ich den Hörer ans Ohr.
    »Gib es mir!«, sagte sie und griff nach dem Handy.
    Ich lehnte mich zur Seite und wechselte das Handy ans andere |234| Ohr, damit sie nicht drankam.
    »
Robert!«
, zischte sie.
    Aber es war zu spät. Das Telefon klingelte. Ich legte den Zeigefinger auf meine Lippen und hielt die Hand hoch für Eddi.
Sei ruhig.
Sie schlug mit der Faust aufs Lenkrad und starrte mich wütend an.
    Beim zweiten Klingeln hob jemand ab.
    »Hallo, Robert.«
    Als ich seine Stimme hörte, stieg Übelkeit in mir hoch. Ich atmete tief ein und schluckte sie hinunter.
    »Ryan?«, sagte ich.
    »Wie geht es dir, Robert?«
    Seine Stimme klang ruhig und sicher.
    »Ich bin okay«, antwortete ich.
    »Das ist gut.«
    Ich hörte das scharfe Lächeln in seiner Stimme. Ich sah seine Silberaugen. Ich konnte ihn mir vorstellen – dunkler Anzug, weißes Hemd, pechschwarzes Haar … am Schreibtisch in einem Kellerbüro. Das Büro weiß. Weiße Wände, Tische voller Computer- und Telefonausrüstung, Drähte, Kabel, aufflackernde Lämpchen. Landkarten an den Wänden. Stecknadeln in die Karten gepinnt.
    »Wo bist du?«, fragte

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