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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Katastrophen –, aber nichts über einen Toten in einer Scheune. Ich stellte den Ton ab und setzte mich aufs Bett. Es war weich und bequem. Ich sah mich im Zimmer um … erinnerte mich an ein anderes Hotelzimmer … eine andere Nacht. Ich schob meine Hand unters Hemd und spürte die Narbe auf meinem Bauch. Ich schaute nach den Bissmalen auf meinem Handrücken. Ich rieb meinen rechten Arm, wo mich die Kugel gestreift hatte. Die Wunden juckten leicht, aber ich hatte keine Schmerzen.
    Ich schaute hinüber zu Eddis Rucksack und dachte an die Plastiktüte mit dem Bargeld. 10 000 Pfund. Das war viel Geld. Davon könnte ich eine ganze Weile gut leben.
    Ich dachte darüber nach.
    Ich sah mich vom Bett aufstehen, den Rucksack nehmen und leise das Zimmer verlassen. Ich sah es mich tun … durch den Flur gehen, hinunter zur Rezeption, hinaus in die kalte, verregnete Nacht. In ein Taxi steigen, dem Fahrer sagen, er solle mich zum …
    Wohin?
    Ich schloss die Augen.
    Ich sah nichts.

    Als Eddi aus dem Badezimmer kam, trug sie einen langen, flauschigen Pullover, ein weiches Paar Socken, ansonsten nicht viel. Ihre Haut roch nach Seife und frisch gewaschen, sie trocknete ihre |250| Haare mit einem Handtuch.
    »Hast du was über Morris gefunden?«, fragte sie mich.
    »Nein.«
    »Hab ich auch nicht erwartet.«
    »Vielleicht haben sie ihn noch nicht gefunden.«
    »Vielleicht … aber selbst wenn, dann vertuschen sie es wahrscheinlich. Ich bezweifle, dass wir über Morris irgendwas in den Nachrichten finden werden.«
    Sie ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und schaute hinein. Ich war zu müde, um mich daran zu hindern, dass ich sie anstarrte.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie.
    »Und wie.«
    Sie zog ein Tablett heraus, stellte es auf den Boden, dann leerte sie den Inhalt des Kühlschranks darauf und trug es herüber zum Bett. Es gab Chips, Erdnüsse, Schokoriegel, Dosen mit Bier und Cola, kleine Flaschen Wein.
    »Bedien dich«, sagte Eddi und drehte den Verschluss einer Weinflasche auf. Sie nahm einen kräftigen Zug, öffnete eine Tüte Chips und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. Einen Augenblick sah ich sie an, schaute zu, wie sie sich eine Handvoll Chips in den Mund stopfte, dann riss ich einen Mars-Riegel auf und schob ihn in meinen Mund.
    Wir aßen in geräuschvoller Stille – beißend und kauend, schlürfend und rülpsend –, bis nichts mehr übrig war außer Wein und Bier und einem Müsliriegel. Eddi öffnete eine zweite Flasche Wein.
    »Willst du welchen?«, fragte sie mich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie trank die Hälfte der Flasche in einem Zug, dann lehnte sie |251| sich zurück gegen die Wand, überkreuzte die Beine und zündete sich eine Zigarette an. Als sie den Rauch ausstieß, roch ich das süße Aroma des Weins in ihrem Atem und für einen Moment erinnerte es mich daran, wie sie mich unter Drogen gesetzt hatte – an das Weiß, den Nebel, die Hilflosigkeit. Ich versuchte, mir nicht ansehen zu lassen, woran ich gerade dachte, aber Eddi hatte es schon gemerkt.
    »Ich weiß, du kannst nicht vergessen, was ich mit dir gemacht hab«, sagte sie. »Aber wir müssen das beide überwinden. Ich sag ja nicht, dass wir einander gleich richtig vertrauen müssen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ist schon okay … es ist nur für einen Moment wieder hochgekommen, das ist alles. Kein Problem.«
    Sie nickte. »Ich versteh immer noch nicht, wieso du aufgewacht bist.«
    »Ich weiß … Das Gleiche ist auch im Krankenhaus passiert.« Ich sah sie an. »Vielleicht hat es ja etwas damit zu tun, was sie mit mir gemacht haben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Keine Ahnung … dieses Ding in mir. Ich meine, was immer es war, zu irgendwas muss es doch gut gewesen sein. Es muss doch irgendeinen Zweck erfüllt haben. Schließlich war es in meinem Körper. Also hatte es vielleicht einen körperlichen Einfluss auf mich … und dadurch bin ich eben für Betäubungsmittel weniger empfindlich.«
    »Aber du hattest doch gar nichts mehr im Körper, als ich dir die Drogen in deinen Wein gekippt hab, oder? Da hattest du das Teil ja schon rausgeholt.«
    »Vielleicht hat ja die Wirkung noch angehalten, obwohl es draußen war.«
    |252| »Wie denn?«
    »Keine Ahnung.« Ich zuckte die Schultern. »Ich denke nur laut. Ich weiß nicht mal, ob so was überhaupt möglich ist.«
    »Was ist mit der Narbe auf deinem Bauch?«
    »Was soll damit sein?«
    Sie sah mich an. »Du hast dich erst Montagnacht aufgeschnitten.«
    »Und?«
    »Na ja, ist schon ein bisschen

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