Being
nie aufhören, nach dir zu suchen. Und egal wo du bist, wir werden dich finden.«
»Halten Sie mich für
bescheuert
?«
»Nein.«
»Was ist los mit Ihnen?
Ich
bin es, mit dem Sie sprechen. Ich, Robert Smith. Ich war da, im Krankenhaus. Sie müssen für mich keine Geschichten erfinden. Ich war
da
. Ich weiß, was gelaufen ist. Und ich weiß auch, was laufen wird, wenn ich mich stelle. Ich
weiß
, was Sie mit mir tun werden.«
»Und was soll das sein?«
»Sie werden mich aufschneiden. Sie werden mich einsperren.«
»Warum sollte ich das?«
»Sagen Sie mir, wie Sie aussehen?«
»Was?«
»Sagen Sie mir, wie Sie aussehen. Beschreiben Sie sich.«
»Warum?«
|239| »Sie sind nicht Ryan.«
»Natürlich bin ich Ryan.«
»Wie sehen Sie
aus
?« Ich schrie jetzt.
»Ich bin groß«, sagte er ruhig. »Etwas über eins achtzig. Schwarzes Haar. Graue Augen.«
»Grau?«
»Ja.«
»Wie lautet Ihre Ausweisnummer?
»Eins eins neun, eins zwei, eins zwei.«
»Sind Sie Polizist?«
»Nein.«
»Beschreiben Sie, was passiert ist.«
»Wann?«
»Im Krankenhaus.«
»Du weißt, was passiert ist.«
»Stimmt. Ich will aber, dass Sie es mir sagen.«
»Du hast Dr. Casing mit einem Skalpell angegriffen.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich.«
»Es war –«
»Sie sind nicht Ryan. Geben Sie mir Ryan.«
»Schau, Robert, ich bin sicher, du wolltest das nicht. Es war ein Irrtum. Du stehst unter erheblichem Stress. Das verstehe ich –«
»Sie verstehen überhaupt nichts.«
»Robert –«
»Sie waren nicht da. Sie wissen überhaupt nichts. Sie wissen nicht, warum Ryan mich kriegen will. Sie wissen nicht, was er weiß, was ich weiß. Sie wissen nicht –«
»Du bist kein Mensch.«
Die Worte ließen mich erstarren.
|240|
Du bist kein Mensch.
Ich starrte durch die Windschutzscheibe, ohne zu wissen, wo ich gerade war. Das Einzige, was ich sah, waren Lichter – orange Lichter, weiße Lichter, rote Lichter … die durch die Dunkelheit rauschten wie Flüssigkeit, wie Metall … wie winzige Sterne. Ich schaute weiter. Gebannt.
Du bist kein Mensch.
Hatte er das wirklich gesagt?
Ich versuchte nachzudenken, die Dinge zu sortieren. Erstens … zweitens … drittens … viertens … sie in eine Reihenfolge zu bringen, eins nach dem andern. Alles, was gewesen war. Alles, was gewesen war. Geräusche, Bewegungen, Worte, Gefühle, Absichten.
Ich konnte nicht denken.
»Wir finden dich, Robert«, sagte Ryan von fern. »Wo immer du hingehst, wo immer du steckst, wir werden dich finden.«
Ich schaltete das Handy aus.
Mein Magen tat weh.
Ich starrte auf die Lichter im Dunkel.
Hast du jemals in dich hineingesehen?
Weißt
du, was drin ist? Denk drüber nach. Stell es dir vor. Du weißt nicht, was unter deiner Haut ist, oder? Du
glaubst
, du weißt es. Du
glaubst
, du hast all das Übliche – Herz, Lunge, Magen, Leber –, aber woher
weißt
du es?
Du weißt es nicht.
Du siehst Bilder in Büchern, Bilder im Fernsehen. Du liest darüber. Und nimmst einfach an, dass es so ist. Gedärme, Blut, Knochen, Organe – dass du daraus bestehst. Aber du weißt nichts darüber. Du weißt nicht, ob es das alles wirklich in dir gibt. Und selbst wenn es da ist, weißt du nicht, wie es funktioniert.
|241| Du kontrollierst es nicht.
Es kontrolliert dich.
|242| Achtzehn
E ine Weile konnte ich gar nichts. Nicht sprechen, mich nicht rühren, nicht denken. Ich konnte nur schweigend dasitzen und blind durch die Windschutzscheibe auf den endlosen Lichterstrom schauen – orange, weiß, rot, silbern –, der wie die Sterne in der Dunkelheit pulsierte. Wie Flüssigkeit, wie Metall, wie zahllose schimmernde Partikel …
»Robert?«
… wie Sternenfäden, wie kristalline Komponenten mit strahlenden Splittern.
»Robert?«
Ich blinzelte und sah zu Eddi hinüber.
»Gib mir das Handy«, sagte sie entschlossen.
»Hä?«
»Das Handy.« Sie hielt mir die Hand hin. »Gib’s mir.«
Ich reichte es ihr. Sie prüfte, ob die Verbindung getrennt war, dann drückte sie ein paar Tasten und starrte auf das Display. Während ich sie beobachtete, spürte ich, wie die Dinge wieder an Ort und Stelle rückten. Eddi, der Wagen, die Lichter … die Lichter waren bloß Lichter. Scheinwerfer. Rücklichter. Autobahnbeleuchtung. Ich atmete ein und rieb mir die Augen.
|243| Mein Magen tat immer noch weh – ein tief liegender, entfernter Schmerz.
Ich atmete aus und zuckte leicht dabei.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Eddi.
»Ja … ja, ich bin okay.« Ich blickte
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