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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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»Sonst hätte er wohl
    kaum eine kritische Reporterin wie Cornelia Probst davon überzeugen können, sich der Sache anzunehmen.«
    »Welcher Sache denn überhaupt?«, fragte Klaus mit ahnungsloser Miene.
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Sina. »Noch nicht. Wir müssen mit Engelhardt sprechen. So schnell wie möglich.«
    »Moment, Moment!« Klaus hob seine Hände. »Wenn ihr davon ausgeht, dass diese Journalistin Cornelia Probst die Unterlagen bei euch deponiert hat, ist ja wohl sie die Erste, die ihr aufsuchen müsst.«
    »Das haben wir bereits versucht, aber die Gute scheint ausgeflogen zu sein«, tat Gabriele seinen Vorschlag ab.
    »Dann versucht es eben ein zweites Mal«, beharrte Klaus.
    Sina wollte schon aus Prinzip widersprechen, doch sie musste sich eingestehen, dass Klaus recht hatte. »Ja«, sagte sie nach sorgfältigem Abwägen. »Gehen wir einen Schritt nach dem anderen. Versuchen wir es noch einmal bei der Probst. Anschließend können wir uns immer noch den Philatelisten vorknöpfen.«
    »Erst einmal«, betonte Gabriele, »werde ich aber den Sekretär verkaufen. Kilian müsste jeden Moment da sein.«
    Noch bevor der Kunde eingetroffen war, hatte sich Klaus verabschiedet. Sina bewunderte Gabrie
    les Geschick, Kilian tatsächlich mehr Geld aus den Rippen zu leiern, als dieser vorgehabt hatte auszugeben. Sie zog ihn augenscheinlich über den Tisch und brachte es dennoch fertig, aufrichtig und seriös dabei zu wirken.
    »Auf geht’s!«, animierte Gabriele sie zum Aufbruch, kaum dass Kilian mit dem Sekretär im Kofferraum aus der Parklücke vorm Laden gefahren war. »Wir haben die traurige Pflicht, Frau Probst mitzuteilen, dass ihr Lieblingsmöbelstück an jemand anders verkauft worden ist.«
    »Ob sie diese Kröte schlucken wird?«, zweifelte Sina.
    »Wir werden sehen«, meinte Gabriele siegesgewiss.
    Dieses Mal fanden sie die Effeltrichter Straße wesentlich schneller. Die kleinbürgerliche Monotonie aus Jägerzäunen und Lebensbaumhecken entlang der Straße wurde heute allerdings durchbrochen durch ein Bild, das die Frauen ganz sicher nicht erwartet hatten. Die Menschen standen vor ihren Häusern, kleine Kinder mit Sandkastenschaufeln in den Händen zwängten sich zwischen den Beinen ihrer Eltern und Großeltern hindurch, die größeren Kids hielten sich ihre Skateboards vor die Brust. Sie alle starrten auf die Fahrzeugkolonne, die sich vor Cornelia Probsts Haus gruppiert hatte: mehrere Streifenwagen, ein Krankentransporter, Autos mit Schriftzügen bekannter Zeitungen und TV-Sendern.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Sina, worauf Gabriele ihren VW-Bulli am Straßenrand ausrollen ließ und sie fragend ansah.
    »Keine Ahnung. Aber es sieht nicht gut aus.«
    Sina öffnete die Beifahrertür. »Ich frag mal nach.«
    Gabriele hielt sie am Ellenbogen fest. »Nicht so hastig. Wir sollten uns nicht unnötig verdächtig machen.«
    »Aber warum? Vielleicht ist Cornelia Probst etwas zugestoßen. Man wird sich doch wohl erkundigen dürfen, oder?«
    Gabriele, die genauso neugierig war wie Sina, stimmte schließlich zu: »Aber nur unter einer Bedingung: Du überlässt mir das Reden, und ich suche denjenigen aus, den wir befragen.«
    Sina stöhnte auf. »Warum machst du es bloß immer so kompliziert?«
    »Weil frau nicht vorsichtig genug sein kann. Wir haben einige seltsame Dinge erlebt in den letzten Tagen. Davon abgesehen bist es sonst meistens du, die unseren Aktionismus bremst.« Mit diesen Worten schwang sie sich aus dem Wagen und steuerte auf den Menschenauflauf vorm Haus der Journalistin zu.
    Während Sina spontan jede Menge potenzielle Ansprechpartner ausmachte, hielt sich Gabriele zurück. Sie wartete oder vielmehr, sie lauerte. Sie ließ sich Zeit, um den geeigneten Augenblick und die richtige Person zu finden.
    Sina wurde ungeduldig. Als sie eine kleine Gruppe
    weiß gekleideter Personen aus dem Haus kommen sah, war es mit ihrer Beherrschung gänzlich vorbei. »Das ist die Spurensicherung!«, zischte sie Gabriele zu. »Die kommen nur, wenn es Tote gibt. Zumindest ist es im Fernsehen immer so.«
    »In der Realität wohl auch«, murmelte Gabriele.
    »Aber das bedeutet …« Sina wurde flau im Magen. »Das bedeutet, dass Cornelia Probst …, dass sie tot ist!«
    Gabriele nickte verhalten. »Das würde erklären, warum sie uns neulich nicht geöffnet hat. Und die viele Post in ihrem Briefkasten.«
    »Oh Gott!«, stieß Sina aus und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Gabriele erwog kurzzeitig, ihren Arm um

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