Beinssen, Jan
Hände, was Haushaltsarbeiten jedweder Art anbelangt. Außerdem kann ich mir einen solchen Kurs nicht leisten.«
»Ja, ja, schon gut. Ich zahle. Am Ende wirst du mir dankbar sein, dass du mithilfe der NHA-Ausbildung endlich mal deinen eigenen Haushalt in den Griff bekommst.«
Sina wollte kontern, als es neben ihnen hupte.
»Taxi gefällig?« Vladi war in seinem cremeweißen Mercedes vorgefahren. Offenbar hatte er auf sie gewartet.
17
Friedhelm war völlig aufgelöst, als er Gabriele und Sina einließ. Zu ihrer – vor allem aber zu Sinas – Überraschung befand sich auch Klaus in Gabrieles Antiquitätengeschäft und begrüßte sie mit sorgenvoller Miene.
Sina musterte ihren ewigen Ex, von dem sie doch nie loskam, ausgiebig und kritisch: seinen ehemaligen Athletenkörper, der mangels Sport und gesunder Ernährung sträflichst vernachlässigt worden war, und sein noch immer jungenhaft unbekümmertes Gesicht. Das einzige Anzeichen von Reife waren die Silberstreifen im dichten schwarzen Wuschelhaar. – Warum war er schon wieder da und drängte sich in Sinas Leben?
»Die Polizei ist hier gewesen!«, rief Friedhelm und wirkte dabei, als würde er kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. »Sie haben nach euch gefragt – euch gesucht!«
Sina erschrak, doch Gabriele blieb gelassen und schaute sich erst einmal in ihrem Geschäft um. »Hatte ich dir nicht gesagt, du solltest die Deko umstellen?«, fragte sie vorwurfsvoll.
Friedhelm zuckte zusammen. »Aber ich … ich habe doch bloß gedacht, dass … Ist das mit der Polizei jetzt nicht viel wichtiger?«
»Da geht es bloß um einen Strafzettel wegen
Falschparkens oder um eine andere Kleinigkeit«, kommentierte Gabi leichthin.
»Leider nicht«, meldete sich Klaus zu Wort. »Die Kripo braucht eure Zeugenaussagen wegen dieser bösen Geschichte im Autokino.«
Sina rutschte das Herz in die Hose. Was bahnte sich nun schon wieder an? Es war doch lediglich ein zwar tragischer, aber immerhin auch ganz normaler Herzanfall gewesen …
Gabriele plagten andere Gedanken: Es fuchste sie enorm, dass ausgerechnet Klaus in ihrem Geschäft den großen Macker herauskehrte und jemanden mimte, der den Durchblick hatte. Durchblick? Sie erschrak. Womöglich wusste Klaus ja wirklich bestens Bescheid! Mit grimmigem Ausdruck wandte sie sich nochmals ihrem Bruder zu: »Was hast du Klaus erzählt?«, fragte sie scharf.
Der lange, schlaksige Friedhelm schrumpfte vor ihren Augen um etliche Zentimeter, während er sich zu rechtfertigen versuchte. »Was ich erzählt habe, fragst du? Na, alles … Das heißt, natürlich nicht wirklich alles. Aber das Wesentliche schon. Er war schließlich beinahe von Anfang an dabei und konnte sich vieles selbst zusammenreimen. Davon abgesehen ist es ja ein offenes Geheimnis, dass ihr beide nach …«
»… nach Gold sucht«, vollendete Klaus den Satz. »Ja, das ist tatsächlich ein offenes Geheimnis, in das ich mit oder ohne euer Zutun längst eingeweiht bin.« Er schniefte übertrieben. »Ich finde es sehr schade,
dass ihr mich bei eurer Schatzsuche in Berlin mal wieder außen vor gelassen habt. Vielleicht hätte ich helfen können.« Nun lächelte er jovial. »Aber vorrangig ist jetzt in der Tat die Anfrage der Polizei.« Er beugte sich vor und fuhr im gedämpften Verschwörerton fort: »Da war was nicht in Ordnung mit eurem kauzigen Briefmarkensammler. Als er im Autokino das Zeitliche segnete, lief es wohl nicht so ab, wie es hätte laufen sollen.«
»Rede bitte nicht so aufgesetzt daher!«, beschwerte sich Sina. »Hier geht es um den Tod eines Menschen, nicht um irgendeines deiner Spielchen.«
»Ho, ho, ho!« Klaus hob beide Hände. »Ich wollte nicht deine Gefühle verletzen. Aber Fakt ist, dass bei dem Tod des Alten wohl jemand nachgeholfen hat. Die Polizei braucht euch – denn ihr wart die Letzten, mit denen er lebend gesehen wurde.«
»Auch das noch«, platzte es aus Gabriele heraus.
Sina ließ sich auf einen der Antikstühle sinken. »So ein Mist.«
Klaus stellte sich neben sie, legte seine Hand auf ihre Schulter und säuselte mit samtweicher Stimme: »Du musst jetzt stark sein, meine Liebe. Sag der Polizei einfach die Wahrheit, denn ich weiß, dass du nichts zu verbergen hast.« Der Druck seiner Hand auf Sinas Schulter verstärkte sich, als Klaus hinzufügte: »Anschließend werden wir gemeinsam diese verheißungsvolle Spur verfolgen, die Goldspur …«
18
Gabriele und Sina meldeten sich beim Pförtner des Polizeipräsidiums am
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