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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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Geschäftliches«, sagte sie kleinlaut.
    »Genau«, bestätigte Gabriele. »Ich handele mit Antiquitäten, Engelhardt handelte mit Briefmarken – es ging um ein gemeinsames Geschäft.«
    »Geschäfte verhandelt man normalerweise in einem Büro«, meinte Diehl zweifelnd. »Was Sie erzählen, klingt recht konspirativ.«
    »Ist es auch«, erklärte Gabriele eifrig und schilderte dem Kommissar in bildhafter Sprache die Facetten ihres Berufsstandes, die Widrigkeiten bei der Beschaffung antiker Ware, die harte Konkurrenz, die vielen Geheimnisse, die sich um die Quellen hochwertiger Güter rankten. Am Ende schaffte sie es einigermaßen glaubhaft, ihren Berufsalltag so darzustellen, als wären nächtliche Treffen an finsteren Orten für sie das Normalste auf der Welt.
    Diehl hörte sich alles an, ohne sie zu unterbrechen. Dann wartete er, bis sein Kollege die beiden Kaffeetassen vor den Frauen abgestellt hatte, fuhr sich mit dem Zeigefinger langsam um den Mund und
    sagte: »Wir haben es mit einem Kapitalverbrechen zu tun. Herr Engelhardt wurde allem Anschein nach ermordet. Das Gift muss ihm kurz vor Ihrem gemeinsamen Treffen oder sogar während Ihrer Zusammenkunft verabreicht worden sein. Also: Stellen wir erst einmal den Grund für Ihr Treffen mit Engelhardt hinten an und kümmern uns um die eigentliche Tat …«
    Gabriele hielt für einige Sekunden die Luft an, bevor sie sich aufplusterte und in erhöhter Stimmlage fragte: »Sie halten doch nicht etwa uns für die Täter? Für – Mörderinnen?«
    Diehl schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn das so wäre, hätte ich Sie nicht einbestellt, sondern von einer Streife abholen lassen. Außerdem müsste ich Sie über Ihre Rechte belehren, auf Ihren Anwalt warten und, und, und. Mal abgesehen davon waren Sie es ja, die den Notarzt verständigt haben – als Täterinnen hätten Sie wohl eher das Weite gesucht.« Er strich sich über den Bart. »Die Kriminaltechnik ist heutzutage weit vorangeschritten. Von unserem Pathologen wissen wir, dass Engelhardt die Giftspritze mit hoher physischer Gewalt, also großer Wucht in den Arm gerammt wurde. Womöglich im Zuge eines kurzen, aber heftigen Handgemenges. Außerdem wurden Gewebespuren an Kleidung und Haut des Toten sichergestellt und analysiert. Sie stammen von einer männlichen Person. Sie beide sind außen vor – zumindest, was die Tat selbst anbelangt.«
    Gabi atmete vernehmbar aus. »Schön zu hören,
    dass Sie nicht vorhaben, uns ins Kittchen zu stecken, Herr Diehl.« Mit unschuldigem Augenaufschlag fügte sie hinzu: »Können wir jetzt gehen?«
    »Nein«, stellte Diehl ungerührt klar. »Ich bin auf Ihre aktive Mitarbeit angewiesen. Versuchen Sie sich zu erinnern: Hat Engelhardt auf Sie einen verstörten Eindruck gemacht? Hat er etwas davon erzählt, dass er kurz vor dem Treffen überfallen worden war? Oder dass ihn jemand angerempelt hat?« Diehl schaute nacheinander erst Sina und danach Gabriele intensiv an. »Oder haben Sie selbst eine entsprechende Beobachtung gemacht, kurz bevor Engelhardt in Ihr Fahrzeug stieg?«
    Bei diesen Worten hatte Sina sofort wieder die Bilder des Abends im Kopf: Wie der Fremde die Seitentür des VWs aufgerissen und sich regelrecht auf Engelhardt gestürzt hatte. Ihr schnürte es die Kehle zu, als ihr bewusst wurde, dass es womöglich derselbe Mann gewesen war, der sie beide auf der Berliner Brücke attackiert hatte – und dass er bei diesem Angriff dasselbe tödliche Gift in seiner Spritze aufgezogen hatte. Sina gab sich einen Ruck. Diehl musste erfahren, was sie wusste. Und zwar augenblicklich! »Ja«, stieß sie aus. »Es gab tatsächlich einen Zwischenfall.«
    Der Kommissar zog die Brauen hoch. »Berichten Sie bitte, Frau Rubov. Was war das für ein Zwischenfall?«
    »Der Begriff ›Zwischenfall‹ ist reichlich übertrieben«, kam Gabriele Sina zuvor. »Jemand hatte sich im
    Wagen geirrt und versehentlich unsere Tür geöffnet«, sagte sie sehr sachlich und betont unaufgeregt.
    Diehl ging darauf nicht ein, sondern blickte abwartend auf Sina. Nachdem diese ihre Freundin eingeschüchtert ansah und stumm blieb, fragte er: »Können Sie den Mann beschreiben, Frau Rubov?«
    »Ja«, meinte Sina zaghaft.
    »Nein«, kam es dagegen überaus resolut von Gabriele.
    Sina schluckte und mied Gabis Blick. »Er war groß und hatte rötliches Haar.«
    »Das kann genauso braun gewesen sein. In der Dunkelheit hat man doch gar nichts erkennen können.« Gabriele klang jetzt sehr schroff.
    Diehl hielt sich zurück,

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