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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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den Morden an Engelhardt und Probst zu tun?«
    Gabriele hielt die Augen noch einige Sekunden geschlossen, als hoffte sie, damit der Realität entfliehen zu können. Doch dann hob sie die Lider und sah Diehl an. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Für mich ergibt das alles genauso wenig Sinn wie für Sie!«
    Der Kommissar stand mit einem Ruck auf. Durch seine hektische Bewegung fiel der Stuhl um. »Seit 35 Jahren mache ich diesen Job. Ich bin Profi! Halten Sie mich also bitte nicht zum Narren!«
    Gabriele blieb sitzen. Sie sah noch einmal auf die Kopien. Schulterzuckend sagte sie: »Ich könnte Ihnen eine Menge erzählen über das, was wir im Peenemünder Bunker gesehen haben – fürwahr angsteinflößende Dinge. Aber es würde Ihnen für Ihre Ermittlungen nichts nützen.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Ich habe keine Ahnung, warum die Journalistin und der Briefmarkenhändler sterben mussten. Das ist die Wahrheit.«
    Als letzte Kursteilnehmerin betrat Sina den zum Tagungsraum umfunktionierten Speisesaal. Die Blicke einiger Teilnehmer folgten ihr, als sie zu ihrem Platz ging, andere Mitschüler sahen nur gelangweilt auf ihre Unterlagen. Die Blondine, die Sina neulich
    im Waschraum getroffen hatte, betrachtete prüfend ihre Fingernägel.
    Obwohl der Kurs bereits begonnen haben sollte, ließ der Kursleiter auf sich warten. Sina wurde unruhig und schaute mehrmals nervös auf die Uhr. Wo blieb der kleine Italiener nur? Unwillkürlich kam ihr wieder der Albtraum von letzter Nacht in den Sinn.
    Endlich – es war mehr als eine Viertelstunde über der Zeit – stieß jemand eine der beiden Schwenktüren auf, die zum Foyer hinausführten. Sina entspannte sich, jedoch war dies nicht von langer Dauer: Anstelle ihres Lehrers kam Geschäftsführer Oliver Kern herein und ging geradewegs auf das Pult neben dem Overheadprojektor zu. Wie beim letzten Mal war er pedantisch korrekt gekleidet, sein grasgrüner Binder harmonierte farblich mit dem eiergelb und grau karierten Sakko. Doch sein schwarzes Haar war heute nicht besonders sorgfältig gescheitelt und legte die kahle Kopfhaut frei.
    Kern räusperte sich. »Meine Damen, meine Herren. Entschuldigen Sie den verspäteten Beginn. Ihr Kursleiter Herr di Lorenzo, ist momentan leider verhindert. Ich werde ihn vertreten. Wenn Sie bitte Ihre Schulungshefte auf der Seite 83 aufschlagen. Wir steigen gleich bei Kapitel drei ein: ›Der Gast ist König – Aktion statt Reaktion bei Problemen mit anspruchsvollen Kunden‹.«
    Während die anderen Teilnehmer ohne zu murren ihre Ordner aufklappten, war Sina wie erstarrt.
    Di Lorenzo, der kleine Italiener, war verhindert? Was mochte das bedeuten? Sina merkte, wie sich ihr Puls beschleunigte. War es doch kein Traum gewesen in der letzten Nacht? War dem Lehrer wirklich etwas zugestoßen? War er womöglich …?
    »Fräulein Rubov.« Kern stand so plötzlich vor Sina, dass sie erschrocken nach Luft schnappte. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte er sich und musterte sie aus tückisch glänzenden Augen.
    »Doch, doch«, beeilte sich Sina zu versichern.
    »Dann schlagen Sie doch bitte Seite 83 auf. Wir wollen anfangen.«
    Diehl ging eine Weile auf und ab. So verstrichen mehrere Minuten. Dann blieb er unvermittelt stehen. Er hob die Brauen und überzog seine Stirn mit einer Vielzahl wulstiger Falten. Der Kommissar sah ernsthaft besorgt aus. »Meine liebe Frau Doberstein. Nürnberg ist eine vergleichsweise friedfertige Großstadt. Die Verbrechensrate ist relativ gering und die Zahl der Morde beschränkt sich auf ein Dutzend im Jahr; zumindest die der bekannt gewordenen. Es ist äußerst selten, dass wir es mit einer Verkettung der Taten zu tun bekommen, sprich mit Serientätern. Ende der 60er-Jahre trieb der berüchtigte Mittagsmörder sein Unwesen, dann hatten wir es einmal mit der sizilianischen Mafia zu tun. Aber auch das ist lange her. Und nun sind da Sie und Ihre beiden Morde.«
    Gabriele hieb mit der Faust auf den Tisch. Fester, als ihr im Nachhinein lieb war. »Es steht Ihnen nicht zu, mich mit diesen beiden Todesfällen in einen so direkten Zusammenhang zu bringen«, sagte sie aufgebracht.
    »Da liegen Sie falsch: Wenn es jemandem zusteht, dann einem Kripobeamten wie mir«, verbesserte Diehl sie.
    Gabriele überhörte diesen Einwand. »Wie ich schon sagte: Ich weiß selbst nicht, was gespielt wird!«
    »Aber Sie können nicht die Augen davor verschließen, dass es eine Verbindung gibt zwischen Ihren aktuellen Problemen und Ihren

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