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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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kann es sich nicht leisten einzuschlafen. Ich nehme einen Block und einen Stift heraus und fange an, mir Notizen zu machen. Nach rund einer Stunde habe ich ein paar solide Informatio-nen zusammen.
    Je nachdem, wo man nachliest, sind die Sidhe entweder ein anmaßender, snobistischer Haufen und bewegen sich in überirdisch schönen Körpern zwischen der Traumwelt und der Realität hin und her, wobei sie auf alle anderen Wesen herabsehen, weil diese ihrer Ansicht nach tief unter ihnen stehen. Oder sie werden als die besten Freunde der Menschen dargestellt, denen sie Schutz und Heilkraft anbieten. Anscheinend sind sie auch Profis in unterschiedlichen hoch entwickelten Metallverarbeitungstechniken. Manche Autoren schreiben, dass die Sidhe meistens unter sich bleiben, es sei denn, irgendein Sterblicher ver-
    ärgert sie, indem er einen ihrer Lieblingsbäume oder -erdhügel vernichtet oder ihnen nicht jeden Abend Milch an der Türschwelle bereitstellt.
    (Schon wieder diese blöde Milchgeschichte.
    Anscheinend haben Elfen noch nichts von Super-märkten mit langen Öffnungszeiten gehört oder sind einfach zu knauserig, um sich selber Milch zu kaufen.) Wieder andere behaupten, sie seien eine boshafte, schelmische Bande, die Menschen gern gemeine Streiche spielt. (Wie diese ganze Wechselbalggeschichte, von der ich neulich ge-lesen habe.) Jedenfalls lieben sie die Natur und ein verschwenderisches Leben, sie hassen Eisen, das für sie giftig ist, außerdem fließendes Wasser, Glocken und Kleidung, die verkehrt herum getra-gen wird. (Aber wer mag so was schon?) Ach so, und natürlich können sie nicht lügen, wie ich heute Morgen schon schmerzlich erfahren musste. Womit ich nicht meine, dass sie einfach schlechte Lügner sind. Nein, sie können es einfach nicht, basta. Allerdings scheinen viele von ihnen deswegen zu wahren Meistern im Er-zählen von Halbwahrheiten zu werden, die viel Spielraum für Interpretation lassen. Daran muss ich dann wohl noch kräftig arbeiten - es sei denn, ich lege für den Rest meines Lebens ein Schweigegelübde ab.
    Okay, so weit die Kurzfassung zum Thema Elfen.
    Jetzt zu den Vampiren.
    Die wesentlichen Dinge weiß ich natürlich schon.
    Knoblauch, Weihwasser und Kreuze sind schlecht. Pflöcke und Feuer tödlich. Die magischen Kräfte sind von Vampir zu Vampir Vampir verschieden; manche können Gedanken lesen, andere können die Gestalt wechseln, wieder andere haben körperliche Superkräfte oder einen Röntgenblick. Alle können aber mit ihrem Vampirduft Menschen verführen und sie zu willigen Sklaven machen. Jaja, alles schon erlebt, auch das Shirt mit dem Aufdruck »Hab einen Menschen ausgesaugt und nur dieses lausige T-Shirt bekommen«.
    Je mehr Blut ein Vampir zu sich nimmt, umso stärker wird er , heißt es in einem Buch. Und umso leichter wird er sich seiner Kräfte bedienen können.
    Aha. Was das Blut betrifft, hatte ich also recht. Es hat mich tatsächlich stark und mächtig gemacht.
    Falls ich jemals wieder nach Hause komme, werde ich mir also pronto einen Blutspender besorgen. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange damit gewartet habe.
    Mein Magen knurrt. Jaja, ich weiß. Du hast Hunger auf mehr. Tja, da wirst du noch warten müssen. In der Killerschule hängt schließlich nicht einfach ein Haufen williger Spender herum...
    »Rayne! Da bist ja! Ich habe überall nach dir gesucht!«
    Ich blicke vom Buch auf und sehe Corbin vor mir stehen, ganz in Schwarz, bis auf einen weißen Verband am Hals. Seine smaragdfarbenen Augen mit den schweren Lidern blicken mit offenkun-digem Begehren in meine. Sofort sind meine Gedanken wieder bei der vergangenen Nacht in der Höhle - mein Mund an seiner Kehle, sein süßes, klebriges Blut saugend, während er eksta-tisch stöhnt. Ich werde rot und mein Magen schlägt Purzelbäume bei der Erinnerung.
    Oh Gott, das ist nicht gut. Ich muss hier weg und verschwinden. Sofort. Bevor es zu spät ist.
    Corbin streckt seine Hand aus. Ich beobachte mich, wie ich sie nehme. Seine Haut ist warm und einladend. Er greift fest zu und zieht mich auf die Füße.
    »Komm mit, kleine Jägerin« , befiehlt er mit einer Stimme, die keine Widerrede zulässt.
    Wider besseres Wissen gehorche ich.

14
    Wir verlassen die Bibliothek und schlendern Hand in Hand weg von dem Kopfsteinpflaster-weg, um die Gebäude herum und in den Wald.
    Corbin sagt nichts, hält nur meine Hand und mein Herz hämmert wie wild in meiner Brust, während er mich immer weiterzieht. Ich sollte das nicht tun -

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