Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
si­gna­li­sier­te mir zu fol­gen. Al­le an­de­ren Leu­te mur­mel­ten. Ich war auf den ers­ten Platz ge­rückt, ganz ent­spre­chend mei­ner Ori­gi­na­li­tät. Viel­leicht hat­te je­mand Lust auf ein herz­haf­tes La­chen, ehe die lang­wei­li­ge Rou­ti­ne be­gann.
    Ich stieg die Gleit­spi­ra­le hin­ter dem Bo­ten hin­auf. Durch Glas­kor­ri­do­re wur­de ich in einen run­den, ab­ge­schirm­ten Raum ge­führt, der ein sich be­we­gen­des Bild an der De­cke und einen nicht­nas­sen Was­ser­tep­pich hat­te.
    Ein Qua­si-Ro­bot-Be­am­ter saß in ei­nem schwe­ben­den, kris­tal­li­nen Stuhl, mehr oder we­ni­ger an ei­nem Fleck ver­an­kert durch ei­ne gol­de­ne Ket­te. Ich setz­te mich auf den an­de­ren kris­tal­li­nen Stuhl, der eben­falls ver­an­kert war, al­ler­dings nied­ri­ger als sei­ner. Zu mei­ner Über­ra­schung und er­staun­tem Un­be­ha­gen mach­te das Tier­chen einen plat­schen­den Sprung und lan­de­te si­cher auf mei­nem Schoß. Ich saß bol­zen­ge­ra­de und sah den Q-R an. Wir sa­hen uns bei­de an.
    „Nun“, sag­te der Qua­si-Ro­bo­ter und zwir­bel­te sei­nen Schnurr­bart, „wie lau­te­te noch Ihr An­trag?“
    „Al­ters- und Sta­tus­än­de­rung“, ant­wor­te­te ich un­ver­zagt. Ich tat zu­min­dest so.
    „Hmm“, mach­te der Qua­si-Ro­bo­ter. Er starr­te ge­las­sen auf einen Punkt ge­ra­de über mei­nen Au­gen. Mei­ne Bee fiel mir auf den Kopf, das Tier­chen sprang hoch und grapsch­te nach ihr, der Stuhl kipp­te, und wir al­le fie­len in den Was­ser­tep­pich und brach­ten ei­ne be­son­ders ho­he Wel­le zu­stan­de.
    „Oh, fa­rath … äh!“ Ich fing an zu flu­chen, schluck­te es aber has­tig hin­un­ter, für al­le Fäl­le. Bei Q-Rs weiß man nie.
    Der Stuhl folg­te mir, und ich klet­ter­te wie­der hin­auf. Das Tier­chen lan­de­te un­glück­li­cher­wei­se auch wie­der auf mir.
    „Ja“, sag­te der Q-R. „Ich ver­ste­he.“
    Wir schweb­ten un­ge­fähr fünf Mil­lio­nen Vreks schwei­gend her­um, bis er hin­zu­füg­te: „Sie sind na­tür­lich ein Jang.“
    „Ja.“
    „Hmm.“
    „Und das ist ja das gan­ze Pro­blem“, er­klär­te ich ihm.
    „Ach, kom­men Sie“, ki­cher­te der Q-R ver­gnügt, fast wie ein Er­zeu­ger, „die Blü­te des Le­bens. Das to­ta­le Be­wußt­sein al­ler acht­zig Sin­ne, auf dem Gip­fel der phan­ta­sie­volls­ten Zer­streu­un­gen …“
    Leu­te, die mir die­sen Un­sinn er­zäh­len, ver­ab­scheue ich rich­tig, aber ich blieb ganz still sit­zen und hör­te höf­lich zu und strahl­te ihn an, als wä­re er das tolls­te, gros­hing We­sen, mit dem ich je in ei­nem Raum her­um­ge­schwebt war. End­lich hielt er den Mund. Ich sag­te: „Sie ha­ben na­tür­lich ganz recht, aber ich glau­be wirk­lich, daß ich in mei­ner Ent­wick­lung et­was schnel­ler war und daß ich jetzt wei­ter­ge­hen muß zum nächs­ten Sta­tus, als Äl­te­re Per­son.“
    „Und wie lang, mei­ne Lie­be“, sag­te er grin­send, „sind Sie schon jang?“
    „Ewig.“
    „Hmm.“
    Wie­der schweb­ten wir her­um. Ich sah mir das De­cken­ge­mäl­de an, wor­auf die­se schö­nen Kör­per wa­ren, aus de­nen Blät­ter und Blu­men wuch­sen und die einen di­men­sio­na­len Tanz tanz­ten, so daß Tei­le von ih­nen ver­schwan­den und an an­de­rer Stel­le wie­der auf­zut­au­chen schie­nen.
    „Ich ha­be ge­ra­de in den Ak­ten nach­ge­se­hen“, sag­te der Q-R ab­rupt. Sie ha­ben Te­le­pa­thie­ein­hei­ten in ih­ren Ell­bo­gen, sagt Hat­ta, aber es macht ei­nem trotz­dem Angst, um of­fen zu sein. Der üb­li­che Schlag ins Ge­sicht lau­tet: „Ich ha­be ge­ra­de in den Ak­ten nach­ge­se­hen, und Ihr neu­er Kör­per ist noch nicht re­gis­triert. Al­so sind Sie vor­über­ge­hend tot.“ Ich er­in­ner­te mich dar­an, daß dies Her­gal ein­mal pas­siert ist, als ich mit ihm im Aben­teu­er-Pa­last war. Wir fan­den es bei­de ziem­lich ko­misch. Ich glau­be, des­halb bleibt er jetzt im­mer zwei oder drei Ein­hei­ten lang in Lim­bo, nur für den Fall des Fal­les. Der Q-R fuhr je­den­falls fort: „Den Auf­zeich­nun­gen Ih­res Le­bens nach sind Sie erst seit ei­nem vier­tel Rorl ein Jang. Die üb­li­che Zeit­span­ne ist min­des­tens ein hal­b­es Rorl , lie­be jun­ge Frau.

Weitere Kostenlose Bücher