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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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durch­wirkt, und ich hat­te erst recht kei­ne Glöck­chen am En­de je­der Sträh­ne.
    „Ich mag kräf­ti­ge Far­ben“, sag­te ich wahr­heits­ge­mäß, „nicht nur die­se gla­si­ge Me­tall­sei­de, die je­de Men­ge Haut zeigt.“
    „Ja, ich ver­ste­he. Und was tra­gen Sie? Ich se­he, daß Ihr Ober­teil al­les ent­blö­ßt, was es soll, und das ist auch noch sehr at­trak­tiv.“
    Oh, du v … n !
    „Das ist nicht das, was ich be­vor­zu­ge …“ be­gann ich.
    „Warum tra­gen Sie es dann, mei­ne Lie­be?“
    Er re­de­te ein­fach wei­ter, wäh­rend ich ver­zwei­felt ver­such­te zu er­klä­ren, wie man im Ja­de-Turm und im Sil­ber­berg und den an­de­ren Klei­der- und Schmuck­ge­schäf­ten zu den Jang-The­ken ge­zo­gen wird, wie man mit Über­ton­mu­sik voll­ge­dröhnt wird und ein­fach an nichts her­an­kommt, was die Äl­te­ren tra­gen, wie sehr man auch schreit und brüllt.
    „Ak­ti­vi­tä­ten“, hör­te ich ihn säu­seln, als ich end­lich auf­hör­te, ihn da­zu zu brin­gen, mir zu­zu­hö­ren. „Ge­hen Sie in den Di­men­si­ons-Pa­last?“
    „Ja“, ant­wor­te­te ich.
    „In den Aben­teu­er-Pa­last?“
    „Ja.“
    „In die Traum­zim­mer?“
    „Ja.“ An­ti­jang? An­schei­nend nicht.
    „Hmm. Pro­gram­mie­ren Sie im­mer ähn­li­che Träu­me?“
    Aha, dach­te ich, jetzt ha­ben wir dich, Oo­ma. Mei­ne Träu­me sind nicht so, und zwar ganz und gar nicht so, wie Jang-Träu­me den Sen­dun­gen zu­fol­ge sein soll­ten.
    „Mehr oder we­ni­ger ähn­lich“, be­gann ich, „und …“
    „Gut“, sag­te er. Ein­fach: „Gut.“
    „Möch­ten Sie nicht hö­ren, was ich träu­me?“
    „Ich glau­be nicht, daß es wich­tig ist.“
    „Nun, ich glau­be das schon.“ Ich er­zähl­te ihm mei­nen letz­ten Traum und hielt mich bei dem Dra­chen, mei­nem Lieb­ha­ber und der blü­hen­den Wüs­te be­son­ders lan­ge auf. Er saß ein­fach nur da und hör­te zu. Als ich en­de­te, lä­chel­te er.
    „Hört sich sehr an­ge­nehm an, al­ler­dings auch sehr kraft­voll“, zoll­te er mir Bei­fall.
    „Aber er ist ei­gen­ar­tig, nicht wahr? Ein un­nor­ma­ler Traum?“
    „Über­haupt nicht“, ent­geg­ne­te er. „An­ge­nehm nor­mal. Ers­tens ha­ben Sie of­fen­sicht­lich Ih­re männ­li­chen Ten­den­zen gut mit Ih­ren weib­li­chen ko­or­di­niert, Sie sind bei­des – der kämp­fen­de Held und das in Ohn­macht fal­len­de Mäd­chen. Sie ha­ben einen un­be­wuß­ten, er­fri­schen­den Wunsch, die Wüs­te blü­hen zu se­hen. Und ein sehr gu­tes Far­b­emp­fin­den, möch­te ich hin­zu­fü­gen.“
    „In den Sen­dun­gen“, be­gann ich auf­ge­regt, „be­steht die durch­schnitt­li­che Jang-Traum-Ek­sta­se dar­in, daß man ei­ne Wel­le pul­sie­ren­den Lichts ist, die von glü­hen­den Son­nen an­ge­zo­gen und wie­der ab­ge­sto­ßen wird …“
    „Der Durch­schnitt, mei­ne Lie­be, ist nicht im­mer so völ­lig re­prä­sen­ta­tiv, wie er sein könn­te. Sie sind, was man einen ak­ti­ven Träu­mer nennt. Sie möch­ten ei­ne Ge­schich­te. Es ist ei­ne Tat­sa­che, daß die meis­ten jun­gen Leu­te, die zu­sätz­lich zum Aben­teu­er-Pa­last in die Traum­zim­mer ge­hen, ähn­li­che Sa­gas er­fin­den wie Sie.“
    Ich fühl­te mich er­schla­gen. Ich glau­be, ich wur­de blaß. Nie­mand sprach je­mals dar­über, sol­che Träu­me zu ha­ben. Ich neh­me an, wir dach­ten ehr­lich, wir wä­ren ab­ar­tig, so zu träu­men, und er­fan­den hin­ter­her Ge­schich­ten, daß wir Licht­strah­len ge­we­sen sei­en, da­mit uns die an­de­ren nicht aus­lach­ten. Plötz­lich dach­te ich an Her­gal, der mir er­zähl­te, daß er vom Flie­gen träum­te.
    „Aber ich brau­che so lan­ge für die Pro­gram­mie­rung“, mach­te ich einen schwa­chen Ver­such, „für die gan­zen Ko­stü­ment­wür­fe und so.“
    „Das be­deu­tet ein­fach, daß Sie ei­ne pro­duk­ti­ve­re Phan­ta­sie ha­ben als Ih­re Freun­de, die auf die Ent­schei­dung der Ro­bo­ter ver­trau­en. Und Sie sind nicht ein­zig­ar­tig.“
    An­schlie­ßend stell­te er mir noch wei­te­re Fra­gen, die ich leicht be­täubt über mich er­ge­hen ließ. Dann gin­gen wir zu den Bil­dern über.
    „Das ist die Far­be Rot“, sag­te ich, als der Bild­schirm rot auf­flamm­te. „Und

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