Beiss nicht in die Sonne
schlängelte mich an ein großes, sich drehendes Tablett mit Duftwolken-Ohrringen, Räucherparfüm und ähnlichen Dingen heran. Auf ihren seltsamen Formen flimmerte und glitzerte das Licht. Ich streckte die Hand aus. Ein Schwebespiegel kam auf mich zu und zeigte mir mein neues Gesicht. Ich wählte ein Paar massiv-phosphoreszierender Objekte aus, magnetisierte sie an meinen Ohren und betrachtete sie, wie sie sich auseinanderrollten und sich hübsch meinen Hals und über meine Schultern hinunterschlängelten, um auf meinem Rücken liegenzubleiben.
„Gnädige Frau sieht bezaubernd aus!“ sangen Engelsstimmen in dem gewölbten, durchsichtigen Dach.
Ich wußte, daß ich zur falschen Zeit gekommen war. Jang-Mädchen kommen normalerweise am Vormittag herein, wenn der ganze Platz erfüllt ist von Übertonmusik, die man zwar nicht eigentlich hören kann, die einen aber innerhalb von Sekunden in Euphorie versetzt. Dann kann man praktisch jedem alles verkaufen, während rings umher Maschinen säuseln: „Einfach groshing !“ oder „ Ooma , wie derisann !“
Anschließend fühlte ich mich plötzlich beschwingt, glücklich und ungezwungen. Die älteren Damen guckten verblüfft und klappten ihre tragbaren Ohrhörer zusammen. Die Übertonmusik erscholl jetzt in voller Lautstärke. Zaradann vor Freude, beschimpfte ich die Überwachungsroboter des Jade-Turms. Ich nahm meine Diebesbeute ab, steckte meine Hand in einen Haufen Trödel und ließ sie fallen. Ich strich mir die Haare zurück und magnetisierte aufs Geratewohl ungefähr sechs Paar Ohrringe – vermutlich alle scheußlich – in dem Haardickicht in meinem Nacken. Aber es war ein Reflex. Ich war zu ekstatisch, als daß ich irgendeine Befriedigung verspürt hätte, ehrlich.
Auf dem Weg hinaus kam ich an dieser Frau vorbei. Sie war gerade mit Bezahlen beschäftigt, sich dabei fast in einen Rausch hineinsteigernd, und ich stellte fest, daß sie ihre Ohrhörer aktiviert gelassen hatte, um von der Musik unterstützt zu werden. Sie mußte gerade erst ihr Jang-Stadium hinter sich gelassen haben.
„Es ist so groshing !“ weinte sie, während die Maschine, die nur auf Kleidung und Haare ansprach, sagte:
„Wirklich ganz entzückend, Madame.“ Und während der ganzen Zeit wurde ihr Enthusiasmus von einem Kraftübertrager an Elektroden weitergegeben, die Emotionen in Energie verwandeln und sie den Hauptenergiespeichern von Vier BEE zuführen.
Irgendwie war es ziemlich traurig. Ich bezahle nie für etwas, wenn ich es vermeiden kann. Meine Schwärmerei ist immer so unecht, daß ich alle Hilfsroboter zaradann mache.
3
Außerhalb des Jade-Turms wartete Thinta auf mich und schaute so ungeduldig drein, wie sie nur konnte, also immer noch geduldiger als irgend jemand anders.
Ich zog meine Ohrringe heraus und fand ein Paar und vier einzelne Ringe. Thinta ignorierte dies. Ich warf sie die Terrasse des Jade-Turms hinunter und beobachtete, wie Energienetze sie an verschiedenen Punkten auffingen. Mein Hirn hämmerte zwischen meinen entmagnetisierten Ohren, von der verklingenden akustischen Wonne, die meinen Raubzug ruiniert hatte.
„ Attlevey , Thinta“, erinnerte ich mich zu sagen. Plötzlich merkte ich, daß ich lieber allein gewesen wäre, aber hier war Thinta nun einmal, und wir waren dabei, in ein Traumzimmer zu gehen.
Nein, ehrlich, ich mochte die Traumzimmer. Ich ließ nie jemanden wissen, welche Träume ich für mich programmierte. Hergal träumt wahrscheinlich immer vom Fliegen. Ich glaube, Hatta träumt davon, ein dreiköpfiges Monster zu sein.
„Was ist das?“ fragte Thinta und starrte auf mein weißes, gestohlenes Tierchen, das strampelte und sich im
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