Beiss nicht in die Sonne
sagte ich, „ich bin völlig droad .“
Ich nehme an, daß Hergal mich aufgefangen hat, oder ein Fangnetz. Ich bemerkte jedenfalls nicht, daß ich auf dem Fußboden aufschlug.
5
In Limbo war man wirklich um mich besorgt. Ich war tatsächlich „in Ohnmacht gefallen“, was seit undenklichen Zeiten nicht mehr vorgekommen war. Sie stopften mich wieder ins Limbobad zurück und verpaßten mir zwangsweise einen neuen Körper, für den Fall, daß mit dem alten etwas nicht in Ordnung war, wenn sie auch nicht das geringste feststellen konnten. Auch Thinta war meinetwegen besorgt. Sie kam mich besuchen, da ich für vier Einheiten zur Beobachtung dableiben mußte.
„Ich habe dir ein paar Ekstasepillen mitgebracht“, sagte sie, „und eine Bewegte-Bilder-Zeitschrift über Mode.“
„Danke schön“, sagte ich. Ich versuchte, interessiert auszusehen.
„Ach Ooma “, stammelte sie dann, „ich habe es niemandem erzählt, aber kannst du dich an das komische Wort erinnern, das du gesagt hast, bevor du … äh … bevor du …“
„Bevor ich in Ohnmacht gefallen bin?“ fragte ich. Ich nahm meine Absonderlichkeit jetzt ganz tapfer hin. „Nein.“
„Du hast gesagt …“ Thinta hielt inne. „Du hast gesagt, du wärst droad , und gerade bevor du sagtest, du wärst droad , hast du … äh …“
„Hör mal, Thinta“, begann ich.
„Nein. Schön. Tut mir leid. Du hast gesagt ‚O Gott’?“
„Habe ich das?“ fragte ich.
„Ja, eben, siehst du, das hast du wirklich gesagt.“
„Bist du sicher, daß ich nicht einfach nur gestöhnt habe oder so?“ wollte ich wissen.
„Bestimmt nicht“, meinte Thinta.
„Schön“, sagte ich, „was bedeutet es?“
„Ich weiß nicht“, sagte Thinta. „Ich habe in den Geschichtsbüchern nachgeschlagen, und dort kam es ab und zu vor. Es hörte sich an wie ein riesengroßer, ganz besonderer Computer.“
„Klingt in meinen Ohren nicht sehr wahrscheinlich“, fand ich.
„Nein“, gab Thinta zu, „es ist nur – es hat mich irgendwie beunruhigt.“
Schön, schön, also bin ich jetzt auch beunruhigt. Danke schön, Thinta-Ooma.
Manchmal beunruhigt es mich noch immer. Ich wache nachts aus meinen Träumen von der Wüste auf und denke: Gott? Gott? Aber es scheint keine Antwort zu geben.
Jedenfalls bin ich jetzt sehr ruhig. Gelassen. Vielleicht wie Danor. Ich rege mich im allgemeinen nicht mehr auf die gleiche Art und Weise auf oder werde wütend so wie früher. Vielleicht habe ich die Sonne akzeptiert und es aufgegeben, in sie hineinzubeißen.
Hatta signalisierte mir eines Tages. Er war voller Beulen, Knubbeln und Tentakeln. Es ist wirklich eine Schande, aber ich kann ihn so einfach nicht ertragen. Ich weiß, daß er diesen Liebesbeweis braucht, ich kann ihn verstehen. Er versucht jetzt, es vor sich selbst zu verbergen, und redet dauernd davon, wie wichtig es ist, hin und wieder häßlich zu sein, und daß es ein essentielles Erlebnis wäre, so mit ihm fortzugehen. Vielleicht stimmt es, und ich sollte es tun. Vielleicht werde ich es auch eines Tages tun.
Vor nicht allzu langer Zeit, als ich in meiner Kugel unterwegs war, dachte ich plötzlich, wie wunderbar es wäre, wenn irgendwo in der Stadt ein Platz wäre, an dem man sterben könnte, ohne daß einen die Roboter fänden. Es gibt da natürlich noch die Wüste, aber es wäre irgendwie nicht recht, wenn ich in all meiner Stadtheit in der Wüste sterben würde, als ob ich sie für einen riesigen Vakuumsog halten würde. Ich ließ sie das Tierchen dort draußen begraben – jetzt kann ich es ja sagen –, aber das war etwas anderes. Es mußte zurückgehen in den Sand, der es hervorgebracht hatte. Ich gehörte in das Dämmerlicht, das mich hervorgebracht hatte. Oder nicht?
Oder nicht?
Glossar des Jang-Slangs
attlevey
hallo
Dalika
heftige Auseinandersetzung,
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