Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
kundenfreundlichen Leichenbittermiene hinter die Kassentheke. Auf große Umsätze brauchte ich nicht hoffen.
    Aber im Moment hatte ich wirklich andere Sorgen. Zum Beispiel musste ich meinen Ex in der Leichenhalle des Krankenhauses abholen.
    „Wie ich gesehen habe, hast du dir mein Rad geliehen“, sagte Sebastian, als er mich zu dem Minivan führte, den er gemietet hatte. Er war knallrot - nicht unbedingt die passende Farbe für den Transport von Toten. Beim Einsteigen sah ich, dass Sebastian bereits die hinteren Sitze ausgebaut und Parrishs Sarg eingeladen hatte.
    „Bist du denn klargekommen?“, fragte Sebastian, dann schob er nach: „Mit dem Fahrrad, meine ich.“ Sein Ton war etwas angespannt, und mir wurde bewusst, dass wir nicht mehr miteinander gesprochen hatten, seit ich ihm fast angeboten hätte, von meinem Blut zu trinken.
    Auch jetzt fand ein Teil von mir die Vorstellung durchaus verlockend, und das gefiel mir gar nicht. Also platzte ich heraus: „Izzy hält dich für einen Schmarotzer! ,Riesenzecke' hat sie dich genannt!“
    Sebastian kicherte. „Tja, immer noch besser als Blutegel, oder? Ist sie aus irgendeinem Grund sauer auf mich?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, auf mich. Ihre Cousine ist verantwortlich für die vielen Zombies, und ich habe vor, sie verhaften zu lassen.“
    „Izzy?“
    „Nein, ihre Cousine Mo - Maureen.“
    Bevor wir ausstiegen, vergewisserte ich mich, ob ich auch alle Formulare und Dokumente dabei hatte. Beruhigt, dass alles in Ordnung war, folgte ich Sebastian eine Betontreppe hinab, die mit Zigarettenstummeln übersät war. Leute, die im Krankenhaus arbeiteten, führten nicht unbedingt ein gesundes Leben.
    Nachdem wir in einem Labyrinth von Korridoren zum dritten Mal abgebogen waren, fragte ich mich, wieso Sebastian sich eigentlich so gut im Keller des Krankenhauses auskannte. „Warst du schon mal in der Leichenhalle?“
    Sebastian war direkt von der Arbeit gekommen. Seinen Overall hatte er ausgezogen, aber an Gesicht und Händen hatte er noch Spuren von Motoröl und Schmierfett. Er arbeitete als Automechaniker in Jensens Werkstatt und reparierte Oldtimer. Er brauchte das Geld nicht; ihm machte die Arbeit einfach Spaß.
    Er hatte seine langen Haare unter einer Baseballkappe versteckt und hätte wie ein ganz normaler Arbeiter ausgesehen, wenn seine aristokratischen Gesichtszüge nicht gewesen wären. „Ich hatte mal was mit einer Krankenschwester“, gestand er.
    Ich war mir nicht sicher, ob das schon die ganze Erklärung war, doch ich hakte nicht nach.
    Je tiefer wir in das Gebäude vordrangen, desto mehr roch es nach Krankenhaus - nach jener unverwechselbaren Mischung aus Desinfektionsmitteln und Gebrechen. Die Leuchtstoffröhren unter der Decke entzogen dem trüben, hellbeige gestrichenen Korridor jede Wärme. Ich fröstelte und war froh, als ich endlich Schilder entdeckte, die uns zur Leichenhalle führten.
    Ein Stück vor uns stand eine Bahre an der Wand, und erst als ich daran vorbeiging, merkte ich, dass unter dem weißen Laken eine Leiche lag. Ich schloss schnell zu Sebastian auf und ergriff seine Hand.
    Wir gingen zunächst ins Büro. Hinter dem Schreibtisch saß ein blond gelockter Mann um die zwanzig. Er trug einen weißen Kittel und sah uns an, als hätten wir in seinem Reich nichts verloren. Dann fragte er etwas skeptisch: „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Wir möchten Daniel Parrish abholen“, sagte ich und präsentierte ihm meine Dokumentensammlung.
    Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Papiere, die wir so mühsam zusammengetragen hatten, nickte und fragte: „Wo ist der Sarg?“
    „Draußen im Auto“, entgegnete Sebastian. „Ich habe gehofft, Sie könnten uns eine Bahre oder so etwas leihen.“
    „Na klar.“ Der Mann verschwand hinter einer ominösen Flügeltür. Kurz darauf kehrte er mit einer Klappbahre zurück, wie sie in Rettungswagen Verwendung finden. „Ich helfe Ihnen“, sagte er. An mich gewandt, fügte er hinzu: „Bleiben Sie hier und passen Sie schön auf, dass keiner abhaut!“ Er lachte herzlich über seinen Witz und ging mit Sebastian den Korridor hinunter.
    Ich war sicher, dass der Mann seinen Posten eigentlich nicht verlassen durfte, und noch sicherer war ich, dass ich an diesem schaurigen Ort nicht allein sein wollte. Die von einer dünnen Staubschicht überzogenen Plastikpflanzen, das schäbige Wartezimmermobiliar und der durchdringende Geruch des Raumduftsprays machten mir nicht so viel aus, aber bei dem Gedanken,

Weitere Kostenlose Bücher