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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Hause, komm bitte nach oben!
    Dann unterzeichnete ich, wie ich es immer tat, wenn es Probleme gab, mit Meadow Spring. Das war im Zirkel in Minneapolis mein Deckname gewesen. Parrish wusste, dass ich in der Nacht, in der er mir geholfen hatte, die Leichen zu entsorgen, zum letzten Mal Meadow Spring gewesen war.
    Ich klebte den Zettel an den Sarg und ließ meine Hand einen Moment auf dem Holzdeckel liegen. Ich wusste, dass Parrish in seinem gegenwärtigen Zustand aussah wie tot. Würde ich den Deckel nun öffnen, sähe er mich mit offenen, glasigen Augen und einem schaurigen, sonderbar friedlichen Lächeln an. Der Rest von ihm wäre der feuchte Traum eines jeden Einbalsamierers: ein bleiches Gesicht, umrahmt von seidenweichem, kastanienbraunem Haar. Glatte Haut, keine eingefallenen Wangen, überhaupt keine wie auch immer gearteten Makel oder Mängel - bis auf die Tatsache, dass es schon über zweihundert Jahre her war, seit Parrish zum letzten Mal hatte Luft holen müssen.
    „Hey“, flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass er mich nicht hören konnte. „Stell dir vor, es gibt Schwierigkeiten, und ich brauche dich wieder mal.“
    Als ich den Keller verließ, hätte ich schwören können, dass ich ein Stöhnen hörte - als drehte Parrish sich in seinem Grab um.
    Auf dem Weg zur Arbeit schaute ich im Cafénebenan vorbei, um mit meiner Freundin Izzy zu reden. Ich hatte es zwar eilig, in den Laden zu kommen, bevor William ihn in Grund und Boden wirtschaftete, aber ich wollte herausfinden, ob Izzy mich nicht versehentlich an Dominguez verraten hatte.
    Zur Mittagszeit herrschte Hochbetrieb im Holy Grounds, und ich musste mich anstellen, denn es gab eine lange Schlange vor der Theke. Das Interieur mit dem unverputzten Mauerwerk entsprach im Wesentlichen dem eines typischen modernen urbanen Cafés, doch auch der direkten Nachbarschaft zu Mercury Crossing zollte die Einrichtung Tribut: Ein riesiges, prachtvolles Wandgemälde im hinteren Teil des Cafés zeigte eine braunhäutige, füllige Muttergöttin mit ausgebreiteten Armen, die symbolisch die fünf Elemente gebar. Die anderen kleineren Gemälde im Raum zeigten heidnischere Motive: einen Falter, der sich in eine Spinne verwandelte, eine dreigesichtige Göttin und einen nackten Mann mit Geweih. Die Ölbilder wurden von unten vom warmen Licht aus Lämpchen mit perlenverzierten Schirmen angestrahlt. An der rückwärtigen Wand befand sich eine Sitzecke mit gemütlichen Sofas und Sesseln.
    Außer der üblichen Clique von koffeingedopten Studenten, die in der Ecke saßen und über Politik oder Filme diskutierten, waren noch ein paar Vanilla-Shot-Soja-Latte-Typen mit Birkenstocks und Geschäftsanzug und ein Druide im Café. Ich stand unmittelbar hinter dem Druiden und bewunderte seinen dunkelgrünen Wollumhang. Jemand, vielleicht sogar er selbst, hatte den Saum ringsherum mit goldenen keltischen Knoten bestickt.
    „Wie immer?“, fragte Izzy mich, als der Druide sich den Leuten anschloss, die unter dem Schild Getränkeausgabe warteten.
    Ich brauchte vermutlich gar kein Koffein, aber ich nickte. Dann drehte ich mich kurz zu der Frau um, die hinter mir stand. Sie war ganz vertieft in ihr Handytelefonat, aber ich beugte mich sicherheitshalber trotzdem zu Izzy vor und fragte möglichst locker und entspannt: „Hey Izzy, ist heute zufällig ein FBI-Agent hier gewesen, der nach mir gefragt hat?“
    Izzy zog eine Augenbraue hoch und schüttelte ungläubig den Kopf. Ihre Finger flogen flink über die Tastatur der Kasse. „Du ziehst Schwierigkeiten an wie ein Magnet, was, Süße?“
    Izzy erinnerte mich immer an die berühmte Büste der Nofretete. Nur dass sie statt des Pharaoninnen-Kopfschmucks eine krisselige Mütze aus Haaren trug, die in den vergangenen Monaten immer voluminöser geworden war. Sie hatte mir erzählt, dass sie die Haare wachsen ließ, weil sie mal etwas anderes ausprobieren wollte, vielleicht Comrows oder Dreadlocks.
    „Lass mich raten“, fuhr Izzy fort, während sie meine fünf Dollar nahm und mir herausgab. „Es muss der gut aussehende Latino gewesen sein - normaler Kaffee, schwarz.“
    Hatte ich schon erwähnt, dass Izzy starke, wenn auch latente, telepathische Kräfte besaß? Ich nickte und zählte flüchtig die Münzen in meiner Hand durch, bevor ich sie in den Trinkgeldtopf warf. Ich musste mir wirklich dringend eine kostengünstigere Sucht zulegen. „Du hast doch nichts von mir erzählt, oder?“
    „Süße, ich freue mich, dir sagen zu können, dass du in

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