Beiss noch einmal mit Gefuehl
mir nicht anmerken zu lassen. „Klar“, zog ich ihn auf. „Jetzt, da ich auf dem Sterbebett liege!“
„Garnet“, erklärte er ernst und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich liebe dich nun schon eine ganze Weile. Und selbst wenn ich es noch nie gesagt habe, musst du es doch gewusst haben. Warum geht mir wohl die Sache mit diesem - wie heißt er noch? - so dermaßen gegen den Strich?“
Ich weiß nicht, warum, aber mir ging ziemlich gegen den Strich, wie Sebastian über Parrish redete. Obwohl mein Verband dabei spannte, verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Du kannst Parrishs Namen nicht mal aussprechen?“
„Ich mag ihn nicht besonders.“
„Hab ich schon gemerkt.“
„Hast du? Komisch, dass du dich trotzdem nicht von ihm fernhältst. Ich frage mich, wie es dazu kam, dass du halb tot unter einer Brücke gelandet bist, wie ein Penner. Mit Schürfwunden von Handschellen.“
Ich schaute auf meine Handgelenke, die dick mit Mull verbunden waren. Wie nach einem missglückten Selbstmordversuch, ging es mir durch den Sinn.
Okay, die Striemen von den Handschellen sahen ein bisschen nach Parrish aus. Hatte ich schon erwähnt, dass er ein böser Junge war? Jedenfalls konnte ich irgendwie nachvollziehen, wie Sebastian zu dieser Vermutung gelangt war, denn als die beiden sich zum ersten Mal gesehen hatten, hatte Parrish in aller Öffentlichkeit eine SM-Vampirshow mit einer fast nackten Frau abgezogen. Und sagen wir mal so, eine solche Nummer nahm man Parrish ohne Weiteres ab. Peitschen und Ketten, das passte einfach zu ihm.
Ich merkte plötzlich, dass ich versonnen in mich hineinlächelte und Sebastian immer noch auf eine Antwort wartete. Verdammte Drogen! „Damit hatte Parrish überhaupt nichts zu tun!“
Sebastian sah mich skeptisch an.
„Ehrlich! Parrish schläft den ganzen Tag, schon vergessen?“
Sebastians Gesichtsausdruck blieb unverändert.
„Ich wurde angeschossen. Aber doch nicht von Parrish! Er besitzt nicht mal eine Waffe. Zumindest glaube ich nicht, dass er eine hat. Gut, da er gelegentlich eine Bank ausraubt, hat er wahrscheinlich doch eine, aber du weißt, dass er sie niemals gegen mich richten würde!“
Sebastian sah mich unverwandt an. Hatte ich das gerade alles laut gesagt? Ich war ziemlich durcheinander. Die Arznei machte mich noch geschwätziger als sonst, falls das überhaupt möglich war.
„Parrish hatte nichts damit zu tun“, erklärte ich sicherheitshalber noch einmal.
Sebastian runzelte die Stirn und stierte die Tapete an.
„Es war Dominguez“, sagte ich.
Sebastian zog eine Augenbraue hoch. „Wer?“
„Der FBI-Agent.“
In Sebastians Gesicht trat Verwirrung. „Wie bitte? Hast du jetzt etwa noch einen anderen?“
Ich schüttelte benommen den Kopf. „Nein, nein, das war nur Lust. Herbeigeführt durch einen Zauber.“ Ich tastete nach dem Beutelchen, um es ihm zu zeigen, fand es aber nicht. Meinen Pullover ebenso wenig. „Hey, du hast mich ausgezogen!“
„Ich musste die Wunde reinigen und verbinden, und außerdem ist der Pulli ruiniert“, erklärte er hastig. „Warum um alles in der Welt hast du den FBI-Agenten verzaubert?“
Ich zog meine Decke noch etwas höher und klemmte sie fest unter meine Arme. „Damit er mir zuhört.“
„Damit er ...?“ Sebastian hatte offensichtlich Mühe, meiner verrückten Logik zu folgen. Er musste meinen Plan aber durchschaut haben, denn sein Blick fiel auf den Verband an meiner Schulter. „Ich nehme an, es ist nicht so gelaufen, wie du gehofft hast.“
„Nein“, entgegnete ich unwirsch.
Er tätschelte mir mitfühlend das Knie.
Als er seine Hand nicht gleich wieder wegnahm, atmete ich geräuschvoll aus, legte meine Hand auf seine und drückte sie ganz fest. Er hatte mir so gefehlt! Mir war es immer unangenehm, Streit mit ihm zu haben, aber das war unser erster richtig großer gewesen. Ich hoffte, dass er hiermit beigelegt war.
„Dominguez hat mir übrigens auch vorgeworfen, ich würde lügen“, sagte ich aus heiterem Himmel, ohne dass ich es beabsichtigt hatte. Du liebe Güte, was war in dem Zeug, das Sebastian mir gegeben hatte? Ein Wahrheitsserum?
„Ach?“
Sein Ton war ein wenig eisig, es war also Vorsicht geboten. „Er schien auch zu denken, dass ich was mit Parrish habe.“ Okay, das war ebenfalls nicht besonders hilfreich gewesen.
Sebastian nahm seine Hand von meinem Knie. „Kann man es ihm verübeln?“
„Ja! Warum denkt nur jeder, dass Parrish und ich immer noch ein Paar sind? Ich habe
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