Beiss noch einmal mit Gefuehl
war nur neugierig.“
„Ja, also, ich muss dann mal da drin den Dritten Weltkrieg verhindern“, sagte er und wies mit dem Kopf in Richtung Esszimmer.
Ich lächelte ihn mitfühlend an. „Warum tust du dir das an?“
„Machst du Witze? Dafür lebe ich! Das ist spannender als alles, was es im Fernsehen gibt.“
Ich wünschte ihm alles Gute und verabschiedete mich. Dann ging ich den Weg zur Straße hinunter, bis ich die Fliegengittertür zuschlagen hörte. Ich lief noch ein Stück weiter, dann machte ich kehrt und schlich zurück zum Haus.
Ich schob mich an der Hecke des Nachbarn entlang und spähte in das Küchenfenster von Mos Haus. Doch zu sehen bekam ich lediglich jede Menge Holsteiner Kitsch. Wo war der Zombie hin?
Als ich ins nächste Fenster schaute, erblickte ich ein ziemlich normales Schlafzimmer. Da die Lampe neben dem Bett brannte, konnte ich fast den ganzen Raum sehen. Mo hatte anscheinend eine Vorliebe für Gold und Violett, denn auf dem Bett lagen Kissen und Decken in diesen Farben. An einer Wand befand sich ein Regal voller niedlicher Stofftiere, die auf eine unheimliche Art realistisch wirkten wie die Plüschhunde mit den riesengroßen Köpfen, aber auch hier fehlte jede Spur von der Zombie-Frau.
Wo war sie nur?
Den Garten hinter dem Haus umgab ein hoher Bretterzaun. Ich ging an ihm entlang und suchte nach einem Astloch oder einer Ritze, um hindurchzuschauen. In der Dunkelheit konnte ich jedoch außer einer Terrasse mit einem Gartentisch und einem Gasgrill nicht viel erkennen.
Die frei stehende Garage war so groß, dass locker zwei Autos hineinpassten, und hatte keine Fenster. Trotz leiser Gewissensbisse stieg ich über den kniehohen Maschendrahtzaun und ein Chrysanthemenbeet, um auf das Nachbargrundstück zu gelangen. Dann schlich ich entlang des Bretterzauns in die Gasse hinter Mos Haus.
Die Straßenlaterne war kaputt, und so war der Mond die einzige Lichtquelle. Zahlreiche braune Kübel und Mülltonnen standen in der Gasse. Fäulnisgeruch lag in der Luft. Und dann hörte ich es - schlurfende Schritte und ein leises, klagendes Stöhnen.
Hielt Mo ihre Zombies in der Garage?
Ich versuchte, den Griff des Rolltors zu drehen, aber es war selbstverständlich abgeschlossen.
Unvermittelt spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Bauch. Lilith erinnerte mich daran, dass es auf der ganzen Welt kein Schloss gab, das eine Göttin aufhalten konnte.
Mit der Hand an dem Griff atmete ich tief durch und konzentrierte mich. Ein Beben ging durch meinen Oberkörper. Hitze strömte durch meine Adern. IHRE Energie zu spüren, war wie ein Drogenrausch. Ach, es war schon viel zu lange her, seit ich Lilith das letzte Mal gerufen hatte. Ich ließ mich von dem schwindelerregenden Gefühl davontragen und tauchte ab in eine tiefe, angenehme Bewusstlosigkeit.
Als ich wieder bei mir war, befand sich der Griff in senkrechter Position und von meinem Handrücken stieg Dampf auf. Ich rüttelte probehalber an dem Tor. Es ließ sich mühelos hochschieben, und nachdem ich ihm einen kräftigen Schubs gegeben hatte, öffnete es sich vollständig.
In der Garage stand der schwarze Beetle, umringt von zahlreichen Zombies.
Es waren mindestens zwölf bis fünfzehn. Sie saßen untätig auf Klappstühlen herum und blickten starr geradeaus. Ich erkannte den Hockeyfreak wieder, der sich im Laden das Voodoo-Buch besorgt hatte, die Kellnerin aus dem Dali und die Frau aus dem Bus mit dem Kapuzenpulli. Keiner von ihnen sagte etwas oder reagierte irgendwie auf mich. In der Ecke neben der Werkzeugbank standen mehrere Spaten, Spitzhacken und Schaufeln, an denen Erde klebte. Auf dem Tisch lag etwas, das ich nicht genau erkennen konnte. Ich machte einen Schritt darauf zu, behielt die Zombies aber im Blick. Keiner rührte sich, doch ich merkte, dass sie mich beobachteten.
In der Garage war es noch dunkler als draußen, und es stank furchtbar. Ich hielt die Luft an und versuchte herauszufinden, was auf dem Tisch lag, aber da ich fast nichts sehen konnte, tastete ich mit der Hand umher, bis ich Papiere zu fassen bekam, die sich wie Geldscheine anfühlten.
Ein Zombie stöhnte, und ich ließ sofort alles fallen, was ich in der Hand hatte. Ich sollte sowieso besser die Finger davon lassen. Nach dem, was Dominguez mir über das Geld gesagt hatte, das ich von dem Zombie bekommen hatte, handelte es sich wahrscheinlich um alte Scheine, die - in Anbetracht der schmutzigen Schaufeln, die gleich daneben standen – aus einem Grab ausgebuddelt
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