Beißen fuer Anfaenger (komplett)
als er mir einen Eimer reichte. »Das kommt aufs Gleiche raus. Ich wette, du hast wieder mal über
ihn
geredet.«
Ich fütterte und tränkte Tesla, dann wartete ich, bis Soren Bruno versorgt hatte, bevor ich ihn am Ärmel in Richtung des blau-goldenen Wohnwagens zog, den ich mir mit meiner Mutter teilte. »Komm, meine Mom macht heute ein warmes Frühstück.«
»Im Ernst? Miranda kocht?«
»Ja, ich weiß, es grenzt an ein Wunder. Meinst du, ich sollte die Zeitung benachrichtigen?«
Soren gluckste belustigt. Beide winkten wir Mikaela und Ramon zu, die gerade mit verschlafenen Mienen aus ihrem Zirkus-der-Verdammten-Wohnmobil stiegen.
»Aber wieso kocht sie?«, wunderte Soren sich. »Du hast sie doch nicht mit einem Bann belegt?«
Ich lachte. »Meine Mutter ist die Hexe, nicht ich. Ich bin nur …« Ich hob abwehrend die Hände, die in schwarzen Spitzenhandschuhen steckten, unter denen sich ein zusätzliches Paar dünner, fleischfarbener Latexhandschuhe verbarg. »Sie macht Frühstück, um Buße zu tun.«
»Ach so«, sagte er und nickte weise. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Soren war auf dem Gothic-Markt der Einzige in meiner Altersklasse, darum hingen wir viel zusammen rum. Außerdem war er mein Freund. Er half mir mit Tesla und versuchte, mir die Zaubertricks beizubringen, die er von seinem Vater lernte, obwohl es mir offensichtlich an Talent mangelte. »Hat sie wieder mal ihre Schlüssel verloren?«
»Ihr Handy«, antwortete ich. »Das neue, das sie gerade erst gekauft hat, um überall in Europa telefonieren zu können.«
»Ach so«, wiederholte er, und dieses Mal ließ ich meinem Grinsen freien Lauf. Doch anstatt es zu erwidern, blinzelte Soren mich unter der dicken, braunen Locke, die ihm in die Stirn hing, ernst und etwas skeptisch an. »Was hast du zu Tesla gesagt?«
»Was ich zu … oh. Gerade eben? Nichts Wichtiges.«
Soren saugte einen Moment nachdenklich an seiner Unterlippe, ehe er hervorplatzte: »Du hast über
ihn
geredet, nicht wahr?«
»Wen meinst du?«, fragte ich, obwohl ich haargenau wusste, wen er meinte.
»Benedikt.« Er verdrehte die Augen und trottete neben mir weiter. Ich drosselte mein Tempo, als mir einfiel, dass er nicht so gut zu Fuß war wie ich. »Er ist der Einzige, bei dem du diesen Ausdruck bekommst.«
»Welchen Ausdruck?« Ich betastete mit meinen behandschuhten Fingerspitzen mein Gesicht.
Soren kniff die Brauen zusammen. »Den, den du in Benedikts Nähe immer zeigst – halb verträumt, halb angepisst.«
Jetzt lachte ich aus voller Kehle. Ich konnte nicht anders – Sorens Beschreibung meiner Mimik traf meine Reaktion auf Ben, Vampir meiner Träume, ziemlich exakt. Zumindest wäre er das gern gewesen. Allerdings war ich mir noch immer nicht sicher, ob ich wirklich die Freundin eines mährischen Dunklen sein wollte. »Ich wünschte, du wärst Ben gegenüber etwas lockerer. Er ist nicht halb so gefährlich, wie er aussieht.«
»Er hat ein Motorrad und lange Haare«, konterte Soren verdrossen, bevor ihm die Schamesröte in sein blasses, sommersprossiges Gesicht stieg. Er wich meinem Blick aus, als ich ihn in den Arm knuffte. »Und Ohrringe und Tätowierungen. Außerdem bringt er dich gelegentlich zur Weißglut.«
»Viele Leute haben lange Haare, Motorräder, Ohrringe, Tattoos und bringen mich zur Weißglut.« Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Soren die Wahrheit über Ben anzuvertrauen, und dem Drang, ihm zu versichern, dass zwischen uns nichts lief. Wegen seines Gebrechens (ein Bein war ein paar Zentimeter kürzer als das andere) reagierte er gelegentlich überempfindlich, besonders, wenn es um Ben ging. Ich verstand nicht, woher seine spontane Abneigung gegen ihn rührte, tat jedoch mein Bestes, ihn nicht weiter anzustacheln. »Ben zählt rein zufällig auch zu diesem Kreis. Und bevor du es wiederholst: Er ist gefährlich, du traust ihm nicht, er bedeutet nur Ärger für mich. Das habe ich alles schon gehört, Soren. Die Botschaft ist angekommen.«
Er quittierte das mit einem erbosten Schnauben, während wir das lange Metallgefährt umrundeten, das meine Mutter mich nach unserer Ankunft auf dem Markt vor zwei Monaten nach meinem Geschmack hatte bemalen lassen. Alle Wohnwagen waren individuell und der Persönlichkeit des jeweiligen Besitzers entsprechend gestaltet, aber ich fand, dass unserer mit den goldenen Sternen und Monden vor einem nachtblauem Hintergrund besonders hübsch geraten war. Ich bewunderte ihn einen Augenblick lang, dann bemerkte
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