Beißen will gelernt sein (German Edition)
der Auserwählten die Wahrheit anzuvertrauen.«
»Der Kuss auf der Straße, und … Nun, ich vermute, dass du mir gesagt hast, wer du bist.«
Er nickte. »Der fünfte Schritt ist der zweite Austausch von Körperflüssigkeiten.«
»Ich nehme mal an, das zählt?« Ich machte eine Handbewegung, um auf die wilde Knutscherei hinzudeuten, der wir uns gerade hingegeben hatten.
»Tut es. Der sechste Schritt besteht darin, dass die Auserwählte die Finsternis im Inneren des Dunklen bezwingt.«
»Oh.« Ich schwieg nachdenklich und ging im Geist noch einmal alles durch. »Ich fürchte, ich weiß nicht, wann wir das gemacht haben.«
»Weil du mir noch nicht versprochen hast, mir dabei zu helfen, den Verräter zu vernichten.«
»Wen?«
»Adrian den Verräter. Den Mann, der mich an Asmodeus verkauft hat.«
Ich starrte Sebastian entgeistert an. »Er hat dich an einen Dämonenfürsten verkauft?«
»Ja.« Sebastians Augen wurden so hell wie ein diesiger Tagesanbruch. »Deshalb will ich mich an ihm und seiner Familie rächen. Ich habe mir geschworen, Vergeltung zu suchen, als Asmodeus mich ausbluten lassen wollte. Nur der Tod ist die gerechte Strafe für einen solchen Verrat.«
Ich verspürte das beinahe überwältigende Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten und das Leid zu lindern, das ich in seinen Augen sah, aber bevor ich dazu kam, ging die Tür auf.
»Sally hat gesagt, ich soll gucken, ob hier alles in Ordnung ist, und dafür sorgen, dass Sebastian dir nichts tut«, sagte Damian und kam mit energisch vorgeschobenem Kinn hereinmarschiert.
Ich sah, wie sich Sebastians ganzer Körper anspannte, und fasste ihn beschwichtigend am Arm. »Damian, wir führen hier ein Erwachsenengespräch. Sebastian tut mir nichts. Du kannst also wieder gehen und Sally sagen … «
»Sie hat auch gesagt, ich soll dir sagen, dass vor dem Haus ein Dämon steht, der dich sehen will. Und ein Haufen Kobolde. Und dann hat sie noch gesagt, dass sie Noëlle schon gerufen hat.«
Ich schloss die Augen und wünschte mir das friedliche normale Leben zurück, das ich gehabt hatte, als ich am Morgen aufgewacht war.
»Außerdem stehen draußen fünf Zombies mit großen Schildern, die mit dir darüber reden wollen, dass sie aus dem Hyde Park geworfen wurden.«
Na gut, vielleicht war mein Leben doch nicht so normal. Aber besser als jetzt war es beim Aufstehen trotzdem gewesen …
»Wir dürfen keine Sekunde mehr warten«, sagte Sebastian zu mir. »Der Dämon steht vor der Tür und er wird alles tun, um dich in seine Gewalt zu bringen. Wir müssen uns auf der Stelle vereinigen!«
Damian rümpfte die Nase. »Ih! Vereinigen! Das bedeutet Rumknutschen. Ist ja ekelhaft!«
Ich seufzte. »Würdest du Sally bitte sagen, dass wir sofort kommen? Und sag Tim und seinen Mitstreitern, dass ich mit ihnen reden werde, sobald ich kann. Hat Sally gesagt, wann Noëlle hier sein wird?«
»Sie hat gesagt, sie hat sie in der U-Bahn erwischt und es dauert nur ein paar Minuten«, entgegnete Damian. »Wer ist eigentlich Noëlle?«, fragte er, als ich ihm einen kleinen Schubs in Richtung Tür gab.
»Unsere Mitbewohnerin. Sie ist Wächterin.«
Sebastian zuckte zusammen, als hätte ihn etwas erschreckt. Ich sah ihn prüfend an, doch seine Miene war völlig ausdruckslos.
»Oh, ist das gut?«
»Ja, sehr gut. Wenn es darum geht, einen Dämon zu vertreiben, ist Noëlle die Beste! Und jetzt geh! Wir kommen gleich.«
Sebastian sah aus, als hätte er sich am liebsten sofort auf Damian gestürzt. Doch er biss die Zähne zusammen und verfolgte mit grimmigem Blick, wie der Junge gemächlich zur Tür schlenderte. »Wir müssen so bald wie möglich von hier verschwinden, meine Auserwählte! Wir müssen uns vereinigen und dieses Haus verlassen!«
Ich strich ihm über die Wange und fragte mich, wie er nach den Gräueln, die er durchgemacht hatte, noch so beherrscht sein konnte. »Wie hast du das alles nur überstanden?«
»Mein Blutsbruder Christian hat mir geholfen, den Verräter aufzuspüren.« Sebastians Miene verfinsterte sich und sein schönes Gesicht erstarrte zu einer Maske der Rachsucht. Mir gefror das Blut in den Adern. Einen solchen Ausdruck hatte ich schon einmal gesehen und es war mir unerträglich, ihn nun im Gesicht des Mannes wiederzufinden, an den ich mich binden wollte. »Später hat er sich gegen mich gewendet und mit dem Verräter gemeinsame Sache gemacht.«
»Papa ist kein Verräter!«, widersprach Damian von der Tür aus. Seine Miene war beinahe
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