Beißen will gelernt sein (German Edition)
il veut mit dir sprechen.«
»Ja, ich weiß. Damian hat es mir gesagt.«
»Ysabelle?«, ertönte es von der anderen Seite der Tür. »Hier ist Tim McMann! Ich störe dich nur ungern, aber du hast doch gesagt, ich soll mich melden, wenn es Schwierigkeiten gibt. Kann ich kurz wegen des Sit-ins mit dir sprechen? Es gibt da ein Problem mit einem der Teilnehmer.«
»Inwiefern?«, fragte ich und vergaß einen Moment lang die schwierige Entscheidung, die Sebastian mir abverlangte.
»Unser William hier hat anscheinend unterwegs zwei Eichhörnchen und ein kleines Frettchen gegessen. Er will unbedingt bei unserer Aktion mitmachen, aber die anderen sind sich uneinig darüber, ob das in Ordnung ist, weil wir uns doch für fleischlose Ernährung einsetzen.«
»Es waren nur ganz kleine Eichhörnchen«, sagte ein anderer Mann zerknirscht, bei dem es sich offenbar um William handelte. »Schmackhaft, aber kaum Fleisch dran. Ich habe eigentlich immer noch Hunger. Wie sieht’s aus? Kommt jemand auf einen kleinen Happen mit zu McDonald’s?«
Ich senkte seufzend den Kopf und zählte bis fünf. Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich den Tag zurückspulen und noch einmal ganz neu hätte beginnen können!
»Ysabelle?«, rief Tim.
»Ich komme gleich. Lasst ihn bloß kein Fleisch mehr essen!«
»Ich kann jederzeit damit aufhören«, rief William durch die Tür. »Ich brauche nur mal schnell was für zwischendurch. Hey, Jack, was ist mit deinem Arm? Brauchst du ihn noch?«
Lauter Protest war zu hören, der vermutlich von Jack kam. Ich rieb mir die Stirn und überlegte, wie ich es schaffen konnte, auf der Stelle in ein kleines Koma zu fallen.
»Ysabelle? Wir könnten dich hier draußen wirklich gebrauchen! William hat Estabon und Jamal gebissen, als sie ihn von Jack losgerissen haben. Ich glaube, er hat Schaum vor dem Mund. Was können wir denn tun, um ihn zu retten?«
»Gehirrrn«, knurrte der mittlerweile völlig fleischinfizierte William. Ich seufzte abermals. Es war schrecklich für mich, einen Klienten an die Fleischsucht zu verlieren.
»Reiß dich zusammen, Mann!«, brüllte Tim, dann waren dumpfe Schläge zu hören, als hauten die Teilnehmer des Sit-ins William ihre Schilder auf den Kopf. »Das ist genau das Klischee, gegen das wir uns wehren! Vergiss nicht, wofür wir einstehen! Ysabelle!«
»Fesselt ihn, wenn es sein muss, aber kommt seinen Zähnen nicht zu nah! Sally zeigt euch, wo ihr ein Seil findet!«, rief ich und drehte mich wieder zu Sebastian um.
Sein fassungsloses Gesicht war einfach zu köstlich. Sally verdrehte die Augen.
»Ist Noëlle unterwegs?«, fragte ich sie.
»Oui, elle kommt bientôt; nur noch eine U-Bahn-Station. Aber … «
»Meine Auserwählte, wir müssen gehen«, drängte Sebastian. Er ergriff meine Hand und zog mich zu der Tür am anderen Ende des Raums. »Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!«
»Warte, Sebastian! Ich komme erst mit, wenn wir ein paar Dinge zwischen uns geklärt haben.«
»Belle! Der Dämon!«, rief Sally und fuchtelte panisch mit den Händen herum.
»Ja, ich weiß, aber es wird nicht lange dauern. Bevor Sebastian und ich uns nicht einig sind … «
Eine gewaltige Detonation erschütterte das Haus.
»Voilà! Da hast du es!«, rief Sally selbstgefällig, als Sebastian und ich zur Tür rannten. »Der Dämon hat la maison in die Luft gejagt! Bist du jetzt zufrieden?«
»Verdammt … « Ich war als Erste bei der Tür, aber Sebastian packte mich am Arm, zog mich hinter sich her und rannte in den Flur. Von dem stechenden, beißenden Sprengstoffgeruch begannen mir sofort die Augen zu tränen und ich musste husten. Obwohl ich nicht viel sehen konnte, versuchte ich mir ein Bild von der Lage zu machen. Da, wo die Haustür gewesen war, baumelte nur noch ein kleines verbogenes Metallstück an einer Angel. Das kleine Sofa und der Beistelltisch am anderen Ende des Flurs waren mit Holzsplittern und Putzbrocken übersät, inmitten derer etwas lag, das ich widerstrebend als Teil eines Wiedergängers identifizierte. Tim und die anderen krochen unter den Fetzen einer großen explodierten Topfpalme hervor.
»Gehirrrnnn«, ertönte es klagend und unheimlich von dem demolierten Sofa her.
Sally schwebte über die Trümmer hinweg darauf zu, nachdem sie ein abgetrenntes Bein vom Boden aufgehoben hatte. »Gehört dir das?«, fragte sie die noch lebendige obere Hälfte von William.
»Ooh, das sieht ja herrlich aus. Wenn du es vielleicht hier neben mich legen könntest … «
Sally wollte
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