Beißen will gelernt sein (German Edition)
bestimmten Dunklen die Seele zurückbringen kann. Im Gegenzug ist er auf ewig an sie gebunden und wird sie um jeden Preis beschützen.«
»Du hast keine Seele?« Ich sah ihm in die Augen. Sie brannten vor Verlangen, aber ich entdeckte in ihnen nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er seelenlos war. Wesen der Finsternis strahlten immer etwas Bedrohliches aus, was bei Sebastian nicht der Fall war. Die einzigen Gefühle, die ich bei ihm ausmachte, waren Sehnsucht und Verlangen und eine überwältigende Traurigkeit, die mir beinahe das Herz brach. »Du siehst nicht aus wie ein Dämon.«
»Ich bin ja auch keiner. Dunkle sind dazu verdammt, ohne Seele zu leben, bis ihre jeweilige Auserwählte sie ihnen zurückbringt, aber mit Dämonen haben wir nun wirklich nichts gemein.«
Seine Augen schienen dunkler geworden zu sein und er sah mich unverwandt an, während ich zu begreifen versuchte, was er gesagt hatte. »Du glaubst im Ernst, dass ich dir deine Seele zurückbringen kann?«
»Ich weiß, dass du es kannst. Es folgt auf die Vereinigung.«
Als mir der Gedanke kam, dass ich nur ein Mittel zum Zweck für ihn war, verspürte ich einen schmerzhaften Stich in der Brust. Dass er mich vor einem Dämon beschützen wollte, war sicherlich nur vorgeschoben, denn eigentlich ging es ihm um seine Seele. Doch ungeachtet all dessen hatte ich schon den Kopf geschüttelt, noch bevor er ausgesprochen hatte. »Ich kann nicht deine Auserwählte sein.«
»Bist du aber.«
»Nein.« Ich stemmte die Hände gegen seine Brust und zu meiner Überraschung ließ er mich tatsächlich los. Mir wurde die Luft knapp und mein Herz schlug wie verrückt, aber ich bemühte mich, die Fassung zu bewahren. »Es tut mir wirklich leid, Sebastian. Mir ist klar, dass du mich für deine › Du bekommst deine Seele zurück ‹ -Karte hältst, aber du übersiehst dabei etwas Entscheidendes.«
Er studierte mich einen Moment. »Das spielt keine Rolle. Du bist meine Auserwählte. Ich spüre es. Ich habe es an deinem Blut geschmeckt. Es gibt keinen Zweifel.«
Ich schwieg eine Weile, um meine Gedanken zu ordnen. Wenn es wahr war, was er sagte, dann hatte ich nicht viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, die mein Leben völlig verändern würde. Ich konnte es nicht ausstehen, zu etwas gedrängt zu werden, und nun sollte ich mich hopplahopp mit Leib und Seele einem Mann – einem Vampir! – verschreiben, den ich gerade erst kennengelernt hatte. Konnte ich das tun? Wollte ich es überhaupt versuchen? Woher wollte er wissen, dass mein Handicap bei dieser Auserwählten-Geschichte nicht von Bedeutung war? Was würde geschehen, wenn ich mich auf die Sache einließ und es nicht funktionierte? Und was war, wenn er mich nur benutzte und mich ohne Rücksicht auf die Zukunft dazu brachte, ihm das zu geben, was er wollte? Aber hatte ich wirklich eine Alternative? Salvaticus war bald vorbei …
Trotz meiner Zweifel wusste ich irgendwie, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Der Dämon hatte erkannt, was ich war, und er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mich seinem Herrn als Beute zu überreichen. Sebastian war meine Rettung, genau wie ich seine war.
Er sagte kein Wort, während ich mit meinen Gedanken rang, und hielt mich nur locker in seinen Armen. Seine Augen leuchteten auf eine geradezu hypnotisierende Art und Weise.
»Also gut, ich werde mich mit dir vereinigen«, sagte ich schließlich. Er brauchte eine Seele und ich konnte sie ihm beschaffen. Ich würde tun, was er sagte, denn die Alternative war völlig undenkbar.
Ich wollte nicht sterben. Nicht schon wieder.
4
»Was … äh … Müssen wir irgendetwas dabei sagen?« Ich war ziemlich nervös, nachdem ich eingewilligt hatte, mich an den Mann zu binden, dessen bloße Anwesenheit mich mit einem seltsamen Glücksgefühl erfüllte. »Muss ich etwas schwören oder so? Oder gibt es eine bestimmte Zeremonie?«
»Das Vereinigungsritual besteht aus sieben Schritten«, erklärte Sebastian. »Die ersten beiden sind das Auffinden und Erkennen der Auserwählten und das Beschützen aus der Ferne.«
»Unser Zusammenstoß und die gedankliche Kommunikation«, sagte ich, denn nun erinnerte ich mich daran, dass seine Stimme in meinem Kopf gewesen war, als er mich gedrängt hatte, die Gasse hinunterzulaufen. In der Situation war es mir gar nicht bewusst gewesen, aber inzwischen hatte ich dazugelernt.
»Ja. Der dritte Schritt besteht in einem ersten Austausch von Körperflüssigkeiten und der vierte Schritt darin,
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