Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
umgebracht wurde?«
»Ist doch logisch.«
»Finde ich nicht.«
»Denken Sie doch mal nach, Frau Klein! Vor seinem Verschwinden taucht Babette zweimal bei meinem Bruder im Pfarrhaus auf …«
»Gestern haben Sie uns noch gesagt, dass sie das gar nicht gewesen sein kann.«
»Weil ich mir da noch nicht vorstellen konnte, dass sich ein Mensch so verändern kann. Aber wenn ihr Mann doch Schönheitschirurg war und nach allem, was mir Claire so erzählt hat …«
Mein Handy piept.
Schwester Kati bearbeitet Marcels Uniform mit einer Kleiderbürste.
»Hundehaare«, tönt sie empört. »Seit wann hast du einen Hund?«
»Seit gestern wieder«, sagt er und zwinkert mir zu. Linus war am Abend außer sich vor Freude gewesen, in ein Haus zurückzukehren, in dem nicht geblökt wurde. Und hatte sich später vor Enttäuschung über die geschlossene Schlafzimmertür Marcels Uniformjacke vorgenommen. Das gute belgische Tuch ist zwar unbeschädigt geblieben, uns beim Säuberungsversuch am Morgen aber wohl manches schwarze Tierhaar entgangen.
»Muss in die Reinigung«, bestimmt Schwester Kati.
»Können wir hier irgendwo ungestört reden?«, fragt Marcel sie.
Ihre Augen strahlen.
»Komm mal«, sagt sie und greift nach seiner Hand, »das Zimmer da drüben ist immer noch leer.« Dann erst entschließt sie sich, mich wahrzunehmen: »Was wollen Sie denn noch?«
»Mit ihm reden«, sage ich, öffne die Tür zu dem angewiesenen Zimmer und trete ein, ohne mich noch einmal umzudrehen.
»Die Hand ist ja noch dran«, bemerke ich wenig später und setze auf seinen fragenden Blick hinzu: »Ich dachte, du müsstest sie dir abhacken, um sie von der Frau zurückzukriegen.«
Marcel tritt auf mich zu, aber ich halte ihn auf Abstand. Er setzt sich auf das leere Bett, klopft auffordernd neben sich auf die Matratze und lacht.
»Etwa eifersüchtig?«
»Hätte ich denn Grund dazu?«
Wo das Zimmer immer noch leer ist, setze ich still für mich hinzu; also vermutlich jener Raum, in dem er vorgestern ziemlich lange gebraucht hat, mithilfe einer fürsorglichen Krankenschwester sein T-Shirt auf rechts zu drehen und sein Hemd erst auf- und dann wieder zuzuknöpfen. Marcel denkt nicht daran, mich zu beschwichtigen, ganz im Gegenteil: »Ach, Katja, hast du etwa ein ganzes Jahr lang wie eine Nonne gelebt?«
»Ich kenne keine Nonnen«, sage ich und stelle mich ans Fenster.
Marcel streckt sich auf dem Bett der Länge nach aus und blickt zur Zimmerdecke.
»Ich schon. Ich kenne auch Claire Maraite. Und die kennt Barbara Gordon.«
»Weiß ich. Sie hat Barbaras Mann umgebracht.«
»Was?!«
Es gelingt mir selten genug, diesen Mann aus der Fassung zu bringen, und ich hätte den Augenblick gern ausgekostet. Vor allem nach der Nonnen-Frage, die alles oder nichts bedeuten kann. Und auf die ich später zurückkommen werde. Der Polizeiinspektor mag sich auf einem Krankenhausbett herumfläzen, aber er will und muss jetzt dienstlich werden. Also bringe ich ihn auf den neusten Stand der Dinge. Das meiste weiß er leider schon.
»Diese Claire hat es wirklich faustdick hinter den Ohren«, brummt er.
»Nein, sie war ein dummes, naives Ding. Woher sollte sie gewusst haben, dass wir ausgerechnet nach Barbara Gordon suchen? Ich glaube ihr.«
»Jetzt bist du aber naiv. Sie hat dir nur Sachen erzählt, die wir ohnehin rauskriegen würden.«
»Christine Lambert hat mir das meiste davon erzählt. Claire fällt es schwer, darüber zu reden. Sie wollte es nicht zweimal sagen. Ich weiß, wie das ist. Außerdem hat sie sich selbst belastet. Sie musste mir nicht erzählen, dass sie Hamish Gordon die falschen Medikamente verabreicht hat …«
»… auch das weißt du von Frau Lambert.«
»Claire hat nicht widersprochen, sie wollte reinen Tisch machen.«
»Das hätte sie schon am Freitag tun können, als ich ihr das Bild von Barbara Gordon gezeigt habe. Nee, Katja, die beiden stecken unter einer Decke und sind ganz tief in die Sache verwickelt, da bin ich mir sicher. Christine ist erfahrener und dosiert für uns die Informationen. Was wir wann gewahr werden sollen. Aber damit ist jetzt Schluss.«
»Was hast du vor?«
Er setzt sich auf und zieht sein Aufnahmegerät hervor.
»Jetzt sollen die beiden Damen endlich auspacken. Nein, Katja, du kannst nicht dabei sein.«
»Wieso nicht?«
»Das wird ein ordentliches Verhör. Wie sollte ich deine Anwesenheit meinen Vorgesetzten erklären?«
Die Tür fliegt auf.
»Marcel …«
Schwester Katis Blick überbrückt befriedigt
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