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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Gatte um bestimmter Geschäfte willen seine Ferien unterbrechen und in die Hauptstadt zurückkehren mußte. Die Zahl der Geladenen war beschränkt, sie übertraf kaum zehn Personen, doch herrschte, angefangen bei dem Empfang durch Bediente in Kniehosen und mit Fangschnüren an den galonierten Röcken, große Ansehnlichkeit. Dem Prinzen zu Ehren waren Frack und Distinktionen vorgeschrieben, und mit Vergnügen betrachtete ich die Halskreuze und Bruststerne all dieser mir an Jahren und Embonpoint fast sämtlich weit voranstehenden Herren, – nicht ohne sie, ich gestehe es, um die Aufhöhung ihrer Toilette durch den edlen Tand ein wenig zu beneiden. Doch kann ich, ohne Euch und mir zu schmeicheln, wohl versichern, daß ich auch im schmucklosen Abendanzug von dem Augenblick an, in dem ich den Salon betrat, nicht nur durch meinen Namen, sondern auch durch die geschmeidige Artigkeit und gesellschaftliche Formbeherrschung, die ihm gemäß sind, mir die einmütige Zuneigung des Hausherrn und seiner Gäste gewann.
       Beim Souper freilich, in dem getäfelten Speisesaal, im Kreise all dieser teils einheimischen, teils ausländischen Diplomaten, Militärs und Großindustriellen, in welchem sich ein österreichisch-ungarischer Botschaftsrat aus Madrid, ein Graf Festetics, durch seine pelzverbrämte ungarische Nationaltracht mit Stulpenstiefeln und Krummsäbel malerisch hervortat, fand ich mich, placiert zwischen einem schnauzbärtigen belgischen Fregattenkapitän und einem portugiesischen Weinexporteur von rouéhaftem Äußeren, dessen breitspuriges Benehmen auf großen Reichtum deutete, einigermaßen dem ennui anheimgegeben, da die Unterhaltung um mir fernliegende politisch-wirtschaftliche Gegenstände kreiste, so daß mein Beitrag sich längere Zeit auf ein lebhaft teilnehmendes Mienenspiel zu beschränken hatte. Später jedoch zog der mir schräg gegenübersitzende Prinz, ein müdes Milchgesicht übrigens und sowohl mit Lispeln wie mit Stottern behaftet, mich in ein Gespräch über Paris, an dem sich (denn wer spräche nicht gern von Paris!) bald alles beteiligte und bei dem ich, ermutigt durch das gnädige Lächeln und lispelnde Mitstottern Seiner Hoheit, mir ein wenig das Wort zu führen erlaubte. Nach Tische nun gar, als man es sich im Rauchsalon des Gesandten bequem gemacht hatte, den Kaffee einnahm und den Likören zusprach, fiel mir wie von selbst der Platz neben dem hohen Gaste zu, an dessen anderer Seite der Hausherr saß. Das durchaus einwandfreie, aber farblose Exterieur Herrn von Hüons mit seinem spärlichen Scheitel, seinen wasserblauen Augen und dem dünnen, lang ausgezogenen Schnurrbart ist Euch zweifellos bekannt. Joan Ferdinand wandte sich fast gar nicht an ihn, sondern ließ sich von mir unterhalten, was unserem Gastgeber auch recht zu sein schien. Wahrscheinlich hatte ich meine prompte Einladung dem Wunsch zu danken, dem Prinzen in diesem Kreise einen durch seine Geburt zum Umgang mit ihm qualifizierten Altersgenossen zu bieten. Ich darf sagen, daß ich ihn sehr amüsierte, und zwar mit den einfachsten Mitteln, die für ihn gerade die rechten waren. Ich erzählte ihm von meiner Kindheit und ersten Jugend bei uns zu Hause auf dem Schloß, von der Taprigkeit unseres guten alten Radicule, deren Nachahmung ihm ein kindliches Jubeln entlockte, da er darin ganz genau die zittrig mißlingende Dienstfertigkeit seines eigenen vom Vater ihm überkommenen Kammerdieners in Bukarest wiederzuerkennen beteuerte; von der unglaublichen Ziererei Deiner Adelaide, liebste Mama, deren feenhaftes Herumschweben in den Zimmern ich ihm ebenfalls zu seinem kichernden Vergnügen anschaulich machte; ferner von den Hunden, von Fripon und dem Zähneklappern, das eine bestimmte zeitweilige Verfassung der doch so winzigen Minime ihm verursacht, und von dieser selbst mit ihrer gerade für ein Schoßhündchen so prekären und immer gefahrdrohenden Anlage, die Deiner Robe, Mama, schon so manches Ungemach zugefügt hat. In einer Herrengesellschaft konnte ich hiervon, wie auch von Fripons Zähneklappern, natürlich in eleganten Wendungen, wohl sprechen, und jedenfalls fand ich mich gerechtfertigt durch die Tränen, die das königliche Geblüt sich vor Lachen über Minime’s delikate Schwäche beständig von den Wangen wischen mußte. Es hat etwas Rührendes, ein durch Zungenanstoß und Stottern gehemmtes Wesen wie ihn sich einer so gelösten Heiterkeit überlassen zu sehen.
       Möglicherweise wird es Dir, liebe Mama, etwas empfindlich

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