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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Steilschrift hergestellte, teils deutsch, teils französisch abgefaßte, eine ganze Anzahl der kleinen Briefbögen des Hotels ›Savoy Palace‹ füllende Handschreiben mit der vom Oval umhüllten Unterschrift ging ab an meine Erzeuger auf Schloß Monrefuge bei Luxemburg. Ich hatte mir Mühe damit gegeben, da mir an der Korrespondenz mit diesen mir so nahestehenden Herrschaften wahrhaft gelegen war und ich mit herzlicher Neugier der Antwort entgegensah, die, wie ich mir dachte, wohl von der Marquise kommen würde. Mehrere Tage hatte ich an das Werkchen gewandt, das übrigens, von einigen Verschleierungen am Anfang abgesehen, mein Erlebtes ganz wahrheitsgemäß wiedergab, selbst in dem Punkte, daß Herr von Hüon mit seinem Anerbieten, mich dem König vorzustellen, meinen Wünschen zuvorgekommen war. Die Sorgfalt, die ich für den Bericht aufgeboten, ist um so höher einzuschätzen, als ich die Zeit dafür meinem eifrigen, nur mit Mühe in den Grenzen der Diskretion gehaltenen Verkehr im Hause Kuckuck abzustehlen hatte, welcher sich – wer hätte es gedacht – hauptsächlich auf den Sport, den ich sowenig wie einen anderen je betrieben, das Tennisspiel mit Zouzou und ihrer Clubgesellschaft stützte.
       Jene Verabredung einzugehen und einzuhalten war keine kleine Keckheit von meiner Seite. Den dritten Tag denn aber, zeitig am Vormittag, wie ausgemacht, fand ich mich in untadeligem Sportdreß, weiß gegürteten Flanellhosen, schneeigem, am Halse offenem Hemd, über dem ich vorderhand eine blaue Jacke trug, und jenen lautlosen, mit Gummi leicht besohlten Leinwandschuhen, die eine tänzerische Beweglichkeit begünstigen, auf dem gar nicht weit von Zouzou’s Elternhaus gelegenen, sehr reinlich gepflegten doppelten Spielfelde ein, dessen Benutzung ihr und ihren Freunden tag- und stundenweise vorbehalten war. Zumute war mir ganz ähnlich wie einst, als ich, eine abenteuerliche, zwar beklommene, aber auch frohe Entschlossenheit im Herzen, vor die militärische Aushebungskommission getreten war. Entschlossenheit ist alles. Von meiner überzeugenden Tracht, den beflügelnden Schuhen an meinen Füßen begeistert, machte ich mich anheischig, auf augenverblendende Weise meinen Mann zu stehen in einem Spiel, das ich zwar angeschaut und in mich genommen, in Wirklichkeit aber nie geübt hatte. Ich kam zu früh, noch fand ich mich allein auf dem Plan. Eine Hütte war da, die als Garderobe und Aufbewahrungsort für die Spielgerätschaften diente. Dort legte ich meine Jacke ab, nahm mir ein Racket und einige der allerliebsten kalkweißen Bälle und begann, mich auf dem Platze im tändelnd-vertraulichen Gebrauch dieser hübschen Gegenstände zu versuchen. Ich ließ den Ball auf dem elastisch bespannten Schläger tanzen, ließ ihn vom Boden springen, um ihn mit jenem in der Luft zu fangen, und hob den liegenden damit in der bekannten leichten Schaufelbewegung auf. Um mir den Arm frei zu machen und die zum Schlage notwendige Kraft zu prüfen, sandte ich einen Ball nach dem anderen mit Vor- oder Rückhandschlag übers Netz, – womöglich über dieses, denn meistens gingen meine Würfe ins Netz hinein oder sträflich weit über die Grenze des Gegenhofs hinaus, ja, wenn ich mich allzusehr ins Zeug gelegt hatte, selbst über die hohe Umgitterung des Spielplatzes hinweg ins Freie. So tummelte ich mich, mit Genuß den Griff des schönen Schlaggeräts umfassend, im Single gegen niemand, wobei Zouzou Kukkuck mich betraf, die in Gesellschaft zweier ebenfalls weiß gekleideter junger Leute, Männlein und Fräulein, heranschlenderte, welche aber nicht Geschwister, sondern Cousin und Cousine waren. Wenn er nicht Costa hieß, so hieß er Cunha, und wenn sie nicht Lopes hieß, so hieß sie Camões, – ich weiß das nicht mehr so genau. »Sieh da, der Marquis trainiert solo. Es sieht vielversprechend aus«, sagte Zouzou spöttisch und machte mich mit den zwar zierlichen, ihr selbst aber an Reiz unvergleichlich nachstehenden jungen Herrschaften bekannt, danach auch mit weiter hinzukommenden, männlichen und weiblichen Mitgliedern des Clubs, Saldacha, Vicente, de Menezes, Ferreira und ähnlich geheißen. Wohl ein Dutzend Teilnehmer, mich eingeschlossen, kamen im ganzen zusammen, von denen jedoch mehrere sich gleich, zum vorläufigen Zusehen, plaudernd auf den außerhalb der Umgitterung stehenden Bänken niederließen. Je vier traten auf den beiden Plätzen zum Spiele an, – Zouzou und ich auf entgegengesetzten Feldern des einen. Ein langer

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