Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Das Mädchen kriegen, Sie wissen schon. Da kann er heute noch so schwul sein …
»Es geht immer um die Frauen!«
Auf die Frage nach der Entwicklung des Labels seit den Anfängen erklärt Hernandez, dass der Einfluss von Willamsburg bedeutende Stiländerungen mit sich gebracht habe. Heutzutage kommen die einzelnen Stücke nicht mehr nur schwarz und düster oder blass und weiß daher. »Das war der anfängliche Einfluss von Bushwick. Ich habe ja immer für die Leute in meiner Umgebung designt. Die Hipster am Rande der Gesellschaft sind nun mal eher finstere Typen. Die brauchen es dunkel und neutral. Aber als ich die Filme von Wong Kar Wai gesehen habe, ist mein Interesse an Farben erwacht. Haben Sie Happy Together gesehen? Der ist schwarz-weiß, aber ein paar Szenen sind in leuchtenden Farben gedreht. In dem Film geht es unter anderem um Leidenschaft. ›Wie drückt man Leidenschaft aus?‹, habe ich mich da gefragt. Saint Laurent hat Leidenschaft in seinen Kleidern immer großartig eingefangen, also habe ich mir eine Menge von seinen Sachen aus den frühen Siebzigern angesehen.«
Im Zusammenspiel all dieser Einflüsse hat Hernandez seine Nische gefunden, aus der Strange Fruit erwachsen ist, seine Herbstkollektion, die er im New Designers’ Showcase vorstellte.
Strange Fruit spielt auf den gleichnamigen Song an, dessen bekannteste Interpretation von Billie Holiday stammt – einen hochpolitischen Song über amerikanischen Rassismus.
»Ich fand diese politische Message sehr passend
für meine Kollektion.
Wir leben nämlich in einer total politischen Zeit
mit dem Krieg gegen den Terror und so.«
»Natürlich muss ein Designer zwei, drei Saisons weit in die Zukunft schauen, aber genauso müssen wir den Moment einfangen, finden Sie nicht auch?«
Doch, auf jeden Fall. Und genau deshalb ist (B)oy so wichtig. 2004 zeigte Hernandez in seiner ersten Kollektion eine schwarze, vollkommen transparente Burka. Darunter war das Model geschmackvoll in nichts als einem Pailletten-Tanga und passenden Pasties zu sehen. Zufälligerweise war ich bei dieser ersten Show anwesend. Die Pailletten dort unten schimmerten wie Diamanten. Doch damals wusste niemand so recht, was er davon halten sollte.
Ob es nun ein politisches Statement oder ein Ausdruck des Zeitgeists war, Hernandez spielte mit den Möglichkeiten der Silhouette, hinterfragte unsere Vorstellung von sexy und lenkte gleichzeitig unseren Blick auf Teile der Welt, in denen Frauen die grundlegends-ten Freiheiten vorenthalten werden. Die durchsichtige Burka war das gewisse Etwas einer Kollektion, die ansonsten niemandem aufgefallen wäre.
»Ich habe die Burka nicht als Finale der Show gezeigt, um zu provozieren, sondern weil ein Freund von mir damals oft Dischdaschas trug, Sie wissen schon, diese Moslemgewänder. Als ich die Burka nach vorne auf den Runway brachte, erforschte ich unsere kollektiven Ängste vor dem Islam. Auch wenn ich mir damals sicher nicht der politischen Wirkung des Ganzen bewusst war.«
Boy ist ein Designer des Augenblicks. Er kombiniert florale Muster mit dunklen Silhouetten. Er erschafft Leidenschaft aus Stoff und kreiert in seinem Stilbildungsroman stylisch-bequemes Prêt-à-porter. Hoffen wir, dass Hernandez seine Geschenke an die Frauen auch in Zukunft so großzügig verteilt. Saison für Saison.
Die Stücke der (B)oy-Herbstkollektion sind in Kürze bei Barneys erhältlich.
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IST MIR NEU ...
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Ich habe jetzt einen Anwalt. Seit ich hier bin, habe ich einen verlangt. Und es ist keine dahergelaufene Rechtsvertretung, von der mir so oft erzählt wurde (und die ich noch nicht einmal zu Gesicht bekommen habe), sondern ein Zivilanwalt aus New York. Ted Catallano von Catallano & Catallano & Associates. Es heißt, Ted sei schon die ganze Zeit mein Anwalt gewesen; ich wusste es nur noch nicht. Sein Brief wurde am 23. Juli gestempelt (vor über drei Monaten) und trägt als Absenderadresse die 35 West 24 th Street. Selbstverständlich kam der Brief geöffnet und mit einigen getilgten Sätzen bei mir an. Was die sich hier an Zensur erlauben! Ich kann nie so recht verstehen, was so wichtig sein soll, dass es geschwärzt werden müsste.
Lasst mich den Brief zusammenfassen: Mein Anwalt informiert mich, dass Ben Laden ihn im Auftrag meiner El-tern, »denen es gut geht«, angeheuert hat. Ted hat sich auf XXXXXX 62 (hier fiel ein Wort der Zensur zum Opfer) berufen. Er hat gefordert, dass ich in die USA zurückgebracht unddort angeklagt oder umgehend
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