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Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Gilvarry
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in die Segeltuchtüren von Bryant Park zu bekommen. Früher bekam man auf der 7 th Avenue kaum ein Taxi, wenn man nicht Miuccia hieß und der Nachname auf italienischen Handtaschen stand, geschweige denn einen Platz im großen Zelt.
    Doch atme auf, junger Designer: Du kannst es in New York jetzt auch ohne Parfum-Deal mit LVMH schaffen. Ich spreche natürlich vom New Designers’ Showcase. Zu diesen Unbekannten gehörten die amerikanischen Labels Plaque, Urbane, Jeffrey Milk und vor allem das Brooklyner Label (B)oy, Geniestreich des Designers Boy Hernandez.
    Ich habe mich mit Hernandez in seinem Atelier direkt am Wasser in Williamsburg getroffen. Für einen Termin im (B)oy Showcase haben bereits mehrere potenzielle Käufer die Fahrt mit dem L-Train auf sich genommen. Ihr wisst ja, liebe Couture-Liebhaber, dass es vor einem Jahr noch völlig undenkbar gewesen wäre, für ein Showcase Manhattan zu verlassen.
    Hernandez stammt aus Manila und besuchte zusammen mit Philip Tang die dortige Modeschule. Man sagt, die beiden seien nach der Geburt getrennt worden. Tang wechselte zum Central Saint Martins College of Art and Design in London, bevor er den Sprung über den Atlantik nach New York wagte, wo er einen Job als Schnittkonstrukteur bei Marc Jacobs bekam. Hernandez blieb und verfolgte zunächst bescheidenere Ziele: Er verfeinerte seine Handwerkskunst bei der Arbeit an Brautmode in Makati City, bevor er den Mut (und die Pesos) aufbrachte, ebenfalls nach New York zu kommen, wo er seit 2002 wohnt.
    »Ich hatte wirklich nur einen einzigen Koffer, eine Schneiderpuppe und eine Singer, als ich in Bushwick anfing«, erinnert er sich. »Aus einer alten Stahltür, die aussah, als wäre sie von der Polizei eingetreten worden, habe ich mir einen Arbeitstisch gebaut.«
    Das Herz des (B)oy-Projekts ist Hernandez’ geräumiges Wohnatelier in einer ehemaligen Zahnstocherfabrik. Hernandez begrüßt mich in einer engen Stone-washed-Jeans und einem A.P.C.-Jersey-Kapuzenpullo-
    ver, den er durch Abschneiden der Ärmel appropriiert hat und als offene Weste über einem T-Shirt mit einem Muster aus Farbspritzern trägt. Die Spritzer erinnern an Jackson Pollocks Autumn Rhythm .
    Seine ausgelassene Überschwänglichkeit vermittelt den Eindruck aufragender Größe, doch eigentlich ist Hernandez auffällig klein. In schneeweißen Nike-High-Tops, die geradezu orthopädisch aussehen, stapft er über den abgenutzten Fabrikboden.
    (B)oy war weiß Gott nicht der Star der Fashion Week. Diane von Fürstenberg stellte alle in den Schatten mit ihren Pelzen von Fuchs, Ziege und mongolischem Lamm. Vivienne Cho, für die Hernandez in der Vergangenheit gearbeitet hat, dekonstruierte Strukturkonventionen und fügte sie in ihren Power Suits für das neue Jahrtausend wieder zusammen. Im New Designers’ Showcase überstrahlte (B)oy jedoch alle.
    Seit zwei Jahren wird die Strick-Linie des Labels in Kommissionsläden wie INA und Tokyo 7 angeboten. »Und plötzlich kamen die Bestellungen rein«, erklärt Hernandez. Die Strick-Linie wird zu Hause in Brooklyn hergestellt, wo das Herz von (B)oy schlägt. Was kaum jemand weiß: Das eingeklammerte B in (B)oy steht für Brooklyn.
    Das Label hat keine eigene Boutique und wird bisher nur in Boutiquen und Kommissionsgeschäften in Williamsburg, SoHo, der Lower East Side und Los Angeles vertrieben. Das wird sich nach dem Einkauf durch Barneys ändern: Im nächsten Herbst wird (B)oy dort neben Rag&Bones, Thakoon und dem Hernandez eng vertrauten Namen Philip Tang 2.0 vertreten sein.
    »Es ist ganz unglaublich, dass Barneys uns eingekauft hat. Hättest du mir in der Modeschule gesagt, dass ich es in fünf Jahren so weit bringen würde, hätte ich gesagt:
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle.«
    Hernandez mag nicht der eloquenteste Designer sein, dafür aber vielleicht der ehrlichste. Genau diese Qualität schätzen Frauen an seiner Kollektion. Von seinen körperbetonten Abendkleidern, die mit einem winzigen Farbtupfer auskommen, bis hin zu seinen weiten Wollpullovern – der Komfort kommt nie zu kurz, der Glamour aber auch nicht.
    »Mich hat jedes einzelne Teil der (B)oy-Kollektion als vollkommen ehrlich überzeugt«, erklärt Lena Frank, Art-Direktorin von Barneys.
    »Ich betrachte Mode schon seit meiner Kindheit als mein Geschenk an die Frauen«, erklärt Hernandez. »Ich wollte etwas für sie tun – und das war meine einzige Möglichkeit. Jeder Designer wird Ihnen sagen, dass er zuallererst das Herz einer Frau erobern wollte.

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