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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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die Lebensgemeinschaft nicht mit normalen Maßstäben zu messen sei. Doch schon ärgerte es ihn, daß Hubert wieder einmal recht gehabt hatte! Herb tätschelte er Marina, die ihn beschnupperte.
    »Prenez place, ma chère«, forderte die Baronin die Prinzessin auf. Luischen setzte sich in den Paßformsessel und betrachtete interessiert die persische Kugellampe. Bis Lukas sich eine Zigarette angezündet hatte, waren die beiden in ein angeregtes Kunstgespräch vertieft. Luischen ging höflich auf Gustls deutsch-französisches Kauderwelsch ein, was diese sichtlich enchantierte, und als der Matriarch seine fünfzackige Herkunft zu erkennen gab, schmolz sie vollends dahin. Lukas kam sich reichlich überflüssig vor, doch da erschien Alma mit dem Tablett, er sprang auf, um es ihr abzunehmen.
    »Alors prenons le thé.«
    Das Gespräch trat alsbald die unvermeidliche Reise nach Ostasien an. Gustl erklärte die Musikinstrumente, eine willkommene Gelegenheit, die gegen Frauenhände Arglose erläuternd zu berühren.
    »Non. La gauche par ici, la droite par là. Comme-ça.« Strahlend erzeugte Luischen heidnisches Geräusch, was Gustl jedesmal zu Begeisterungsausbrüchen hinriß. »Elle est gentille, n’est-ce-pas? Vous avez vraiement une jolie fiancée, Monsieur Dornberg!«
    Und zum erstenmal in seinem Leben wurde der Beneidete eifersüchtig auf eine Frau. C’est la vie, dachte er, den Umständen entsprechend. Jetzt griff Alma nach Luischens Hand und bewunderte ihren Ring. Lukas sah auf die Uhr. »Wir müssen so langsam gehen.«
    »Wieso denn?«
    »In einer halben Stunde fängt das Kino an.«
    »Kino? Davon war doch nie die Rede, Purzel.«
    Und er konnte ihr nicht einmal zuzwinkern, der Winkel war zu ungünstig. Also trank er beherrscht eine weitere Schale von dem hellen Tee. Erst nachdem Luischen sämtliche Instrumente probiert und Almas vollzähliges Aquarellschaffen gebührend gelobt hatte, nahm er einen neuen Anlauf. Diesmal mit Erfolg.
    »Je suis ravie, d’avoir fait votre connaissance, ma chère«, verabschiedete sich der Matriarch beidhändig und lange festhaltend nach Ministerart.
    »Merci.«
    »Merci et au revoir! — Komm jetzt!«
    »Warum hattest du’s denn plötzlich so eilig? Die sind doch reizend«, sagte sie draußen. Lukas überlegte. Nein, es hatte keinen Sinn, sie aufzuklären.
    »Wir wollen ihre Freundlichkeit nicht zu sehr ausnutzen. Wir werden sie noch öfter brauchen, Fräulein Braut.«

    Das Leben verlief in den Bahnen jener probeweisen Ordnung, die bei kurzfristigen Verlöbnissen die Vorfreude der Partner ausdrückt. Sie spielten »verheiratet« und waren verliebt in die Echtheit ihres Tuns, sorglos und ohne lästige Verantwortung. Die Vormittage verbrachte Luischen in der Akademie, um zwölf Uhr holte Lukas sie zum Essen ab und brachte sie wieder zurück, ab vier Uhr arbeiteten sie in seinem Atelier, und Samstag auf Sonntag schlief sie bei ihm. Die Lebensgemeinschaft tolerierte solches kommentarlos.
    An den Abenden besuchten sie Theater oder Konzerte, wobei Lukas manchmal hoffte, er würde Ingrid mit ihr begegnen. Ingrid nahm am Kulturleben regen Anteil, zu seiner Zeit hatte sie es wenigstens getan. Doch die Schwingungen dieses Wunsches vereitelten seine Verwirklichung, sie begegneten ihr nicht. Den »Späten Schoppen« hatten sie seit der Meinungsverschiedenheit mit Hubert nicht mehr besucht, schon weil es dort kein Eis gab. Sie mieden alles, was ihr Wonneleben hätte trüben können; Luischen nahm ihn weder zu ihrer Tante mit, noch brachte er sie zu seinen Freunden. Nur Peter steckte ab und zu nach einer Stunde bei Gustl sein entspanntes Zwerchfell herein. Luischen zeichnete unter liebevoller Anleitung, bis alle konventionellen Symptome verschwanden, was ihrer Entwicklung zugute kam. Sie sang abnehmend englisch und sprach zunehmend eigene Gedanken aus.

    Lukas saß am Zeichentisch und las Zeitung. Luischen kritzelte auf einem Reißbrett. Die Zahl der glückbringenden Tiere war inzwischen auf vier gestiegen. Neben Herrn Brausemüller, dem Affen, lag Aladar, das Kunststoffkrokodil mit dem eingebauten Bleistiftspitzer in der Flanke. Daneben Balthasar, die Schildkröte, die klingelte, wenn man ihr an den Schwanz tippte, und endlich Bimbi, das Plüschreh.
    »Glaubst du, wir würden für den Anfang mit einer Dreizimmerwohnung auskommen?« fragte Lukas, von den Annoncen der Zeitung aufblickend.
    »Du bestimmt«, antwortete sie schnippisch. »Was mich betrifft, so werde ich nicht vor fünfundzwanzig

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