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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Honneurs:
    »Baron Weißröder, Präsident Henrici, Frau Konsul Fleischer, Kammersänger Abendroth »Wir kennen uns ja.«
    »Ach Ja, natürlich...«
    »...Staatssekretär Doktor Becker...«
    Frauke stand ganz vorne. »Sie waren hinreißend!«
    »Wieso? Ich hab’s doch nur inszeniert«, antwortete Gustav Pfeiffer. Allgemeines Gelächter.
    »Zauberhaft, zauberhaft dieses Haus! Und die himmlischen Plastiken! Ich habe auch welche, aber längst nicht so viele!«, hauchte die solid gebaute Diva zerbrechlich. Man bat zu Stuhl. Mit einem Querschritt schloß Lukas zu Hubert auf.
    »Schau mal die Buffetdame da drüben«, raunte der. Lukas blickte in die angedeutete Richtung. Die Hakennasige lehnte wie eine getrocknete Heroine am Cembalo. »Wieso Buffetdame?«
    »Bernard Buffet!«
    »Sei nicht so albern. Das ist Baronin Weißröder«, sagte Daniela.
    Erneutes Schürfen der Corsage.
    »Von der Nähe sieht sie aber längst nicht so gut aus, wie auf der Bühne«, maulte Frauke.
    »Wer?« fragte Hubert.
    »Die Petersen.«
    »Finden Sie?«
    Lukas nutzte den sich anbahnenden Disput, um höflich beiseite zu treten. Seine Rechte griff nach Danielas rettender Taille. Er schob sie fort. Aus dem Knäuel gebeugter Rücken um Maria Petersen ließ sich erneut das Wort »Zauberhaft« vernehmen. Nach ein paar Schritten trat Lukas in Fraukescher Manier plötzlich auf Abstand. »Du siehst ganz besonders reizend aus heute!«
    »Komisch. Das sagen alle.«
    »Wieso komisch? Ist doch auch ein phantastisches Kleid!«
    Sie lachte.
    »Wenn du wüßtest! Das kostet nicht mehr als einen Kasten Bier. Ich hab’s nur entschischit.«
    Erlegte den Arm um sie. »Du bist eine Frau zum Heiraten, Daniela.«
    »Ja, ich verstehe auch nicht, wieso ich allein bin.« Lukas drehte sich um. Frauke stand noch bei Hubert. »Warum läufst du ihr davon?« fragte Daniela. »Gut, sie redet ein bißchen viel, ist aber doch sehr attraktiv.«
    »Laß uns da zuhören.«
    Mit fiebrigen Augen umlagerte die Hautevolee das Wunschbild vermeintlicher Freiheit, wie Kinder den W eihnachtsbaum.
    »...und spielen Sie nun lieber im Film oder auf der Bühne?«
    Maria strahlte seelenvoll ohne Herz.
    »Ich würde sagen, Film — der künstlerische Film natürlich — ist hoch interessant, aber ein Schauspieler braucht immer wieder das Theater. Es ist die Wurzel gewissermaßen.«
    »Mir bleibt nur immer schleierhaft, wie man so viele Rollen behalten kann. Ich muß mir über alles Notizen machen«, klagte Präsident Henrici mit jovialer Selbstbeknirschung.
    »Das ist gar nicht schwierig. Sehen Sie...« — sie unterstrich ihre unterstreichende Handbewegung mit einer Pause.
    Erst Geste, dann Wort, Gesetz der Wirkung, dachte Lukas.
    »…sehen Sie, ja, wie soll ich Ihnen das erklären?... Ein Schauspieler ist wie ein... wie ein Baum. Der Stamm ist das Künstlerische, hier steigt die Kraft empor; die Rollen sind nur die Äste. Wenn man also ganz bei sich ist — man lernt ja den Text nicht mit dem Kopf, sondern erlebt ihn wenn man ganz an sein Schöpferisches angeschlossen ist, ergibt sich alles von selbst.«
    Fraulich-versonnen blickte sie ins Ungefähr, indes anhaltendes Schweigen bezeugte, wie sehr der Abstand zwischen Cadillac und Thespiskarren durch dieses Gleichnis gewachsen war. Frauke nützte die Pause und kam nach vorne gekrault.
    »Wenn Sie auf der Bühne einen Kollegen küssen müssen, was sagt denn da Ihr Mann?«
    »Beim Theater ist das anders als im Leben«, erwiderte Pfeiffer trocken, »da küssen nur die Anfänger richtig.« Das endlich aufgetragene kalte Buffet aus dem Schlemmerlokal »Tanfani« brachte eine leichte Umgruppierung mit sich. Wackere Esser, wie Präsident Henrici, zogen den Aufenthalt in unmittelbarer Nähe des zur Gänseleberauslage transformierten Empire-Schreibtischs der Bannmeile des Zauberhaften vor.
    »Na, wie gefällt es ihnen«, fragte der Hausherr gönnerhaft, während Lukas seinen Teller mit Sandwiches bestückte. »Frau Petersen ist ehrlich begeistert. Überhaupt die Damen...«, fügte er hinzu. Seine schweren, unsensiblen Hände häuften wahllos Exquisites auf zwei Teller. Futtergeschäftig schlenderte man wieder auseinander. Die beiden Ober waren von jener enervierenden Allgegenwart, die den Aufenthalt in feinen Restaurants so unerträglich macht; wo man stehenblieb, wurde einem Sekt aufgenötigt.
    »Meide den italienischen Salat«, brummte Hubert, »er birgt die gedrängte Wochenübersicht des Estaminés!«
    Daniela gesellte sich zu ihnen. Sie

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