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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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für die Verpackung der neuen »Dandy« mit Labyrinthfilter hatte allgemein gefallen-, doch er fühlte sich nicht wohl. Mürrisch, zerfahren und von Schlaflosigkeit gequält schwamm er am Ufer der halben Feiertage. Wäre er nur auch weggefahren! Luftveränderung, Tempowechsel! Raus aus der Monotonie der gemieteten vier Wände! Bei näherem Begrübeln der Idee kam er jedoch dahinter, daß zwischen Wohnverhältnis und Unruhe keine logische Verbindung bestand. Lag es an dem fundierten Wohlstand, der ihn umgab? Sein Anteil deckte sich durch das Wohlwollen, das ihm Frau Müller-Passavant entgegenbrachte, ausreichend mit seinem Bedürfnis danach. Für sich war er anspruchslos. Doch er lebte mit einer Familie unter einem Dach, was ihn natürlich mit dem Rhythmus des Hauses verband. Und diese Familie lief Schi, während er allein im trüben Grau des großstädtischen Januars dahindämmerte. Er fühlte sich ausgesetzt. Nach einem tiefen Schluck vom Weihnachtskognak schrieb er eine Karte in das Wintersporthotel — »Zu Hause ist alles in Ordnung« — und legte sich zu Bett. Allein die Unruhe blieb: trotz zagen Yoga-Atmens nach Gustls Methode, das er sich heimlich angewöhnt hatte, wollte es ihm nicht gelingen, seinen Körper zu entspannen. Ein Geräusch im Garten ließ ihn aufhorchen. Es kam von der Terrasse her. Vielleicht hatte sich ein Stück Eis aus der Dachrinne gelöst? Es taute in dieser Nacht. Er legte sich auf die andere Seite und yogate weiter. Da, jetzt wieder! Das klang nicht nach herabstürzenden Eisstücken. Sicher ein uniformierter Freudenspender von Gerda, der gestolpert ist, dachte er und warf sich auf die andere Seite.
    Noch ein weniges lauschte er mit dem oberen Ohr — es blieb ruhig. Seine Gedanken kehrten zu dem versäumten Wintersport zurück. Er sah sich über einen Steilhang wedeln und der gestürzten Frau Lilly auf die Beine helfen.
    »Sie sind immer da, wenn man Sie braucht!« sagte sie und sah reizend aus in ihrem gelben Anorak. Gerade als er zu einem wohlüberlegten Kompliment ansetzte, kam Al-fredo im Sessellift aus der Talsohle geschwebt und... Das klang nach vibrierendem Glas! Da war jemand! Ohne sich lange seiner Zuständigkeit für solche Fälle besinnen zu müssen, sprang Lukas aus dem Bett, schlüpfte in seinen Bademantel, nahm die Taschenlampe von der Kommode und trat hinaus auf den Flur. Im Dunkeln sich vorwärtstastend, vernahm er verschnupftes Grunzen aus Gerdas Zimmer. Tiefstschlaf! — also kein Soldat vorhin, kombinierte er scharf. Da! Halbhoch in der Ritze der Küchentür ein matter Schein! Ein klares Gefühl drängte ihn zur Umkehr - in die Toilette. Der Lichtschein in der Türritze schien sich zu bewegen, wurde bald matter, bald heller. Der Lichtschalter ist links, gleich neben der Tür, besann er sich. Wie wichtig, daß man so etwas vorher bedenkt! Er versenkte die Taschenlampe in die linke Tasche seines Bademantels, tastete sich die zwei Stufen empor und überlegte erneut: Rechte Hand am Türgriff, linke Hand an den Schalter. Los! Wieso habe ich eigentlich keine Angst? fragte er sich, nicht ohne Stolz registrierend, daß die Nervosität des Tages in eisige Ruhe umgeschlagen war. Er legte die Rechte auf den Türgriff.
    >Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, er lebt auch vom Kontrast! Fort mit der kontemplativen Milde, Lukas, du bist jetzt als Tatmensch gedacht! So geht das also vor sich, wenn Intelligenzler versagen. Sie denken, bis es zu spät ist. Also los.<
    Klinke drücken und Licht einschalten war eins. Das Fenster stand offen. Vor dem Kühlschrank in rotem Pullover ein Bursche, um die Zwanzig etwa. Lukas stellte fest, daß er Sommersprossen hatte, und fand sofort den richtigen Ton, den Kumpelton, der jeden zum Schlag erhobenen Arm hinunterzwingt.
    »Prost Neujahr, Herr Kamerad!«
    Er hatte sich nicht getäuscht. Der Bursche verharrte wie ein Kaninchen im Anblick der Schlange. Lukas lächelte, trat mit cowboyhafter Lässigkeit an den Tisch und ließ sich auf einen Stuhl nieder.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Regie ist alles, dachte er, indes dem Burschen der Umstand, daß Lukas jetzt saß, anstatt groß und drohend dazustehen, die Sprache wiedergab.
    »Ich... ich wollte nur’n Spaß machen.«
    Lukas winkte ab. »Keine Sorge, ich rufe nicht die Funkstreife. Setzen Sie sich!«
    Völlig verwirrt folgte er seiner Aufforderung.
    »Ich wollte nur... nur was zu essen. Sonst wollt’ ich bestimmt nichts, bestimmt!«
    Lukas schlug die Beine übereinander. Kriminell sieht er

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