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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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eigentlich!«
    Ich fand nicht, dass ich dabei gefühllos oder gemein wirkte. Eher wie ein gut aussehender, erfolgreicher Mann in den allerbesten Jahren, der genug Selbstdisziplin und Geschäftssinn besaß, um seine Gefühle dort zu lassen, wo sie hingehörten: zu Hause. Warum konnten die Frauen das nicht auch?

II. Brasilien
Exotenjagd
    Das Bel Ami hatte sich prächtig entwickelt. Ich schwamm in Geld und Champagner, sorglos wie ein Goldfisch. Etwas blass, etwas müde, stellte ich bei einem Blick in den Spiegel fest. Ich schlief nur am Tage und auch das oft nur wenige Stunden. Zur Erholung buchte ich deshalb kurz entschlossen eine Reise nach Brasilien.
    Mein Flugzeug landete um 14 Uhr in Rio de Janeiro. Die Landebahn flimmerte in der Hitze, das Taxi, das mich zum Copacabana Palast fuhr, war weit vor der Erfindung der Klimaanlage gebaut worden. Ich versuchte, den Kontakt zu den klebrigen, ausgesessenen Polstern auf ein Minimum zu reduzieren, und sehnte mich nach einer Dusche.
    Zwei Stunden später schlugen die Wellen des Atlantiks gegen meine Beine, und ich tauchte ab in die paradiesische Welt Brasiliens. Straßenverkäufer priesen Mangos, Melonen und Zitronenwasser an, andere fangfrische Austern. Am Strand spielten unter den jubelnden Zurufen der Mädchen junge, muskulöse Männer Fußball. Überhaupt sah ich so viele, wunderschöne Mädchen in den kleinsten Bikinis an mir vorbeiflanieren, dass ich mein Glück kaum fassen konnte. Ich stellte mein Cocktailglas in den Sand, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, überließ mich lüsterner Vorfreude auf die Dinge, die in diesem Urlaub noch auf mich zukommen würden, und schloss die Augen. Als ich erwachte, hatte man mir Handtuch und Sonnencreme geklaut. Nun, sei’s drum. Nichts konnte mir die Stimmung vermiesen. Ich lächelte und lauschte den Sambarhythmen, die mich geweckt hatten.
    Drei Tage verbrachte ich an der Copacabana. In dieser Zeit lernte ich einen wichtigen Mann im deutschen Konsulat, seine Happypillen , den Polizeipräsident von Rio sowie dessen Begleitung, Miss Brazil, kennen. Die Mädchen tanzten auf den Tischen und vögelten nachts mit mir am Strand. Dunkle, schweißnasse Haut, wild kreisende Hüften, treibender Rhythmus der Trommeln, mein hämmerndes Herz – brasilianische Nächte!
    Dann flog ich weiter nach Manaus . Unter mir lag das Amazonas-Delta mit seinem rotbraunen Wasser, in dem die Alligatoren träge auf ihre Beute warteten. Ich war kein Reptil und wollte nicht warten. Ich war voller Abenteuerlust und eroberte die Welt, Stück für Stück. Und morgen war der Dschungel dran mit seinen exotischen Schönheiten.
    Ich stieg aus der kleinen Propellermaschine und ließ mich in einem Jeep aus dem vergangenen Jahrhundert in mein Basislager fahren. Das Tropical , eine Villa im Kolonialstil, hatte einst einem Kautschukbaron gehört, bevor es zum Hotel umgebaut worden war. Es galt als das beste in Brasilien, vielleicht sogar in ganz Südamerika. Direkt am Ufer des Rio Negro gelegen, der elf Kilometer weiter in das Amazonas-Delta mündete, verfügte es über einen kleinen Privatsteg, von dem die Boote zu den Dschungel-Expeditionen starteten. Schon am nächsten Morgen würde auch ich zu einer solchen aufbrechen. Doch zuvor brauchte ich dringend ein Bad. Ich hatte mich in der Luxussuite eingemietet, und nach alter Gewohnheit betrat ich als Erstes den Balkon und schaute hinaus. Unter mir breitete sich die bunt blühende Parkanlage des Tropical mit seinem nierenförmigen Pool und den gewundenen, weißen Kieswegen aus. Zwischen den Palmen schimmerte der Strand des Rio Negro. Ich war zufrieden. In der Minibar fand ich einen kalten Sekt und im Badezimmer eine frei stehende Wanne, in der das Wasser schon dampfte. Ich legte mich zwischen die roten Blütenblätter und schloss die Augen.
    Erfrischt, duftend und äußerst gut gelaunt begab ich mich zwei Stunden später in die Hotelbar. Dort kellnerte ein junges Indianermädchen, das mich sofort in ihren Bann zog. Sie war klein, sehr schlank und bewegte sich wie eine Raubkatze zwischen den Tischen hindurch. Ihr langes, schwarzes Haar reichte in festgeflochtenen Zöpfen bis zu ihrem kleinen, muskulösen Hintern. Den Kopf stolz erhoben, den Rücken gespannt, ließ sie die lüsternen Blicke der Männer kalt von sich abprallen. Auch meine. Ich war beeindruckt, erregt, und mein Jagdinstinkt erwachte. Also wartete ich, bis sich die Bar geleert hatte und sprach sie dann an. Ihr Körper spannte sich, die dunklen Augen wurden

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