Bel Ami
Angst vor der Unannehmlichkeit einer Fehlanzeige fast riechen. Was er jetzt behauptete, würde er später auch beweisen müssen. Und der Pelz – und die Haare … verdammt, die Reichen bekamen letztlich ja doch immer recht. Er setzte seinen Stempel, und winkte sie durch. Simone schritt davon wie eine echte Diva, und ich bewunderte sie dafür. Bei mir selbst bemerkte ich einen leichten Schweißfilm auf der Stirn und den Handinnenflächen.
Noch eine Stunde bis zum Abflug. Noch nie hatte ich so viele Polizisten herumlaufen und -stehen sehen. Jeder Mann hinter einer Zeitung, jede Frau mit einem Schminkspiegel in der Hand schien uns zu beobachten. Simone redete ununterbrochen, wollte erst einen Orangensaft, dann mir ein Tuch im Duty Free zeigen. Ich zählte die Minuten. Endlich der Aufruf für den Flug nach Frankfurt am Main. Wir bestiegen die Maschine, die Türen schlossen sich, aber nichts geschah. Durch das Fenster sah ich ein Auto auf die Landebahn fahren. Es wurde heftig diskutiert. Ich griff nach Simones Hand, schloss die Augen und begann mit einer gebetsähnlichen Litanei: Lieber Gott, lass uns jetzt einfach abheben … Lieber Gott, lass …
»Detlef, hast du Flugangst?«
Simone zerrte ihre Hand aus der Umklammerung und sah mich überrascht an. Das Auto war fort, die Turbinen wurden angelassen, und das Flugzeug rollte zur Startbahn. Wir hoben ab, und als wir den tschechischen Luftraum verlassen hatten, bestellte ich bei der Stewardess Champagner – vom besten.
Direkt nach der Landung in Frankfurt hinterließ ich auf Tanjas Anrufbeantworter, das Wetter sei hier sehr schön und sie solle ruhig zur Botschaft gehen.
Weiter nach Berlin – unserer geteilten Heimatstadt. Ich kannte beide Seiten, nun wollte ich Simone die westliche, schöne, bunte und reiche zeigen. Von Tegel fuhren wir mit meinem Bentley direkt zum KaDeWe – um Bettzeug und Handtücher für ihre Wohnung zu kaufen, die ich ansonsten schon komplett eingerichtet hatte. Vielleicht wäre das gar nicht so wichtig gewesen, vielleicht hätte sie lieber mehr Zeit zum Ankommen gehabt, aber ich wollte doch unbedingt ihre Augen sehen, wenn sie das erste Mal das Kaufhaus des Westens betrat. Ja, und sie war begeistert, und ja, ich sah ihre Augen auch leuchten, aber dann suchte sie viel zu zielstrebig die fehlenden Sachen aus und ging zur Kasse. Ich war enttäuscht, und sie bemerkte es nicht einmal. Wir latschten über meinen schönen Ku’damm, und sie telefonierte mit ihren Eltern. Was für ein sonderliches Mädchen hatte ich mir da bloß eingefangen?
»Gefällt es dir?«
Ich öffnete die Balkontür und zeigte ihr den Lietzensee.
»Es sind nur zwei Zimmer, aber …«
Simone schlang ihre Arme um mich und verschloss mir mit einem Kuss den Mund.
»Es ist traumhaft, wunderschön, absolut perfekt, Detlef. Danke!«
»Im Schrank sind ein paar Sachen und Schuhe, die dir passen müssten. Im Bad sollte auch alles sein, was eine Frau so braucht.«
Simone hielt ein Kleid von Chanel ins Licht und stöhnte auf. Ich freute mich. Ja, mit Kleidern kannte ich mich aus! Also ging ich auf sie zu, umarmte und küsste sie, drückte meinen Unterleib an sie und stöhnte ebenfalls. Sie öffnete ihre weichen Lippen und erwiderte mein Zungenspiel. Doch mit dem Griff an ihre Brust begann sie, sich zu versteifen. Sie drückte sich von mir ab, sah mich verlegen an und stammelte:
»Ich weiß nicht, das, also, na ja, das fühlt sich jetzt irgendwie komisch an. Ich meine, du beschenkst mich, und wirklich großzügig, und da kommt mir der Sex vor wie, also, … Detlef, lass mir ein bisschen Zeit, ja? Bitte!«
Ich verstand sie nicht. Ihre Wangen waren rot, die Pupillen weit, der Atem war schnell, und ich hätte wetten können, ihr Geschlecht war nass. Trotzdem verweigerte sie sich mir. Versteh jemand die Frauen. Ich nicht. Aber ich respektierte sie!
Dickhornschaf und Ente
Einerseits hätte ich mir einen vergnüglichen Nachmittag gewünscht, andererseits sah ich die Notwendigkeit ein, mit Katja zu reden. Wie wohl jeder Mann bin auch ich kein Freund von so genannten »Aussprachen«. Vor dieser konnte ich mich allerdings nicht länger drücken. Spätestens am heutigen Abend würden sich Simone und Katja gegenüberstehen, und ich hatte überhaupt keine Lust darauf, mir mein Geschäft von hysterischen Frauen verderben zu lassen. Also fuhr ich in unsere Wohnung, entschied mich gegen die Klingel und schloss auf. Katja saß im Bademantel auf der Couch und starrte auf den
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