Bel Ami
Bildschirm. … Die Dickhornschafe der kanadischen Rocky Mountains können auch unter äußerst ungünstigen Umständen überleben. Besonders im Winter müssen die Wildschafe Kälte, Schnee und Nahrungsknappheit durchstehen. Gleichzeitig werden sie bedrängt von Wölfen und anderen Tieren.
»Ha, ich glaube, ich bin ein Dickhornschaf. Ich hab auch ständig Hunger, und mir ist auch immer kalt. Jaja, genau, und du bist der Wolf, der mich Stück für Stück auffrisst und immer fetter wird.«
Sie lachte freudlos und presste ihre Hände gegen ihren Bauch, als hätte sie Krämpfe. Noch immer stand ich im Mantel hinter ihr und hielt ratlos den Wohnungsschlüssel in der Hand. Die Situation war so sinnlos, dass mir keine Erwiderung einfiel.
»Könntest du wenigstens den Fernseher leise drehen und dich umdrehen, wenn du mit mir redest? Oder führst du Selbstgespräche?«
Ich suchte nach Flaschen, Tütchen oder Ampullen, wurde auch sofort fündig und setzte nach:
»Vielleicht solltest du die einfach mal weglassen, dann kämst du dir auch nicht wie … so ein Hornbock vor.«
Katja drehte sich zu mir um.
»Dickhornschaf – ich bin ein Schaf. Ein Bock ist männlich!«
»Katja, um Himmels willen, was soll das hier werden? Eine Biologiestunde?«
»Sag du es mir, Detlef! Eine Entschuldigung? Eine weitere Lüge? Ein Rausschmiss? Ein Ultimatum? Was denn? Was soll das denn deiner Meinung nach werden? Vielleicht willst du ja auch ficken, weil dich die Kleine noch nicht ranlässt. Ach nein, jetzt weiß ich’s: Du hast dich geirrt, der Falschen den Antrag gemacht, bittest jetzt um meine Hand und um viele, kleine Kinderchen …«
»Hör auf, Katja, du benimmst dich total idiotisch. Und außerdem hab ich kein Bock, weiter so zu brüllen. Also stell diesen verdammten Kasten leiser!«
Ich legte Mantel und Schlüssel ab, setzte mich und vergrub meinen Kopf zwischen den Händen. Die Schafe blökten endlich nur noch in Zimmerlautstärke. Das hätte alles ganz anders laufen sollen. Ich wollte ihr doch einfach nur sagen, dass … ja, was denn? Dass es vorbei war, dass sie verschwinden sollte, ihre Koffer packen und die Wohnung räumen, dass sie weiter für mich anschaffen konnte, aber mich nicht mehr lieben durfte! Oh Mann, warum durfte man eigentlich nie sagen, was man dachte? Ich seufzte und schaute hoch – direkt in Katjas Augen.
»Hör zu, Detlef.«
Sie klang jetzt nicht mehr wie ein Dickhorn-irgendwas, eher wie ein Lamm.
»Die Kleine ist neu, bestimmt auch süß, und ihre Unschuld fasziniert dich. Du bist ein Mann und brauchst ab und an Abwechslung. Das verstehe ich! Aber auch sie wird sich abnutzen, und dann stehst du wieder allein da. Du weißt genau, dass ich die Beste bin!«
Ohne ihre Rede zu unterbrechen, war Katja vom Sofa gerutscht, hockte jetzt direkt vor mir auf dem Teppich und begann, meinen Schwanz zu massieren.
»Und du würdest es bitter bereuen, wenn du mir jetzt den Laufpass gibst, nur weil du glaubst, verliebt zu sein. Das ist schön, nicht wahr?«
Meinte sie das Verliebtsein oder ihre Hand an meinem Schwanz? Beides hätte ich bejaht.
»Man glaubt, diesmal wäre alles anders, man wäre endlich zu Hause angekommen, hätte den Menschen gefunden, auf den man immer gewartet hat, der einen wirklich versteht, man fühlt sich unendlich groß und wichtig und voller Zärtlichkeit.«
Sie verstärkte ihren Druck auf meine Erektion und suchte nach den Knöpfen.
»Aber dann, dann …« Sie drückte den letzten Knopf aus seinem Loch. »… stellt sich am Ende doch heraus, dass auch sie bloß eine Nutte ist.«
Sofort stieg die Wut in mir hoch.
»Ich seh hier nur eine Nutte!«
Ich stand auf und knöpfte mir die Hose zu.
»Ja, aber ich steh dazu! Aber du, Daddy, du kommst hier rein, tust so, als wärst du was Besseres, obwohl du dir mehr reinziehst als ich. Du hältst dich für einen Geschäftsmann, demnächst vielleicht für einen Ehemann und wahrscheinlich auch noch liebenden Vater.«
Ich war bei der Tür angekommen und riss sie auf.
»Aber du bist und bleibst nur ein verfickter Scheißzuhälter! Nur, dass du es nicht wahrhaben willst!«, kreischte sie noch hinter der verschlossenen Tür.
Jaja, das hatte ich mir von ihr nicht das erste Mal sagen lassen. Aber diesmal zum letzten Mal, beschloss ich.
Noch am selben Abend fuhr ich mit Simone ins Bel Ami .
»Ich bin ganz schön aufgeregt, Detlef. Ich meine, was soll ich denn dort machen? Bin ich nicht overdressed?«
»Du siehst wunderschön aus, Simone. Mach
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