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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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verliebt?«
    Karin hörte auf, die Zitrone in kleine Scheiben zu schneiden, und schaute mich an.
    »Na, das ist doch schön. Wie heißt sie denn?«
    »Simone.«
    »Also keine Tschechin?«
    »Sie kommt aus Ostberlin.«
    »Das macht die Sache nicht gerade einfach. Bist du dir sicher?«
    »Was weiß ich. Sicher, sicher! Sie ist irgendwie … anders!«
    »Was heißt anders? Ist sie grün und hat ’ne Antenne auf dem Kopf?«
    Karin nahm sich die nächste Frucht vor. Obwohl mir ihr gereizter Ton missfiel, hatte ich doch das Bedürfnis, über mein merkwürdiges Gefühl zu sprechen, und überging ihre spöttische Bemerkung.
    »Sie ist voller Energie und irgendwie … so unschuldig.«
    »Wie unschuldig? Ist sie noch Jungfrau, oder was?«
    »Ich denke nicht. Ich meine, ich weiß es nicht.«
    »Was, ihr wart noch gar nicht im Bett?«
    Ich sah Simone im Schneidersitz und von Tortengüssen redend auf meinem Bett sitzen und schüttelte lächelnd den Kopf.
    Karin zog eine Augenbraue in die Höhe, während die andere an Ort und Stelle blieb. Ein Anblick, der mich noch immer irritierte.
    »Ach so. Ich verstehe!«
    » Was verstehst du?«
    Ich begann, mich über meine Geschwätzigkeit und Karins Wortkargheit zu ärgern.
    »Sie ist clever. Sie lässt dich so lange nicht ran, bis sie ihr Ziel erreicht hat.«
    »Kann es nicht einfach …, verdammt, Karin, wie viel Zitrone, glaubst du, brauchen wir heute Abend denn?«
    Ich verließ die Bar, hörte ein hmpf hinter mir, fing einen wütenden Blick von Katja auf und verschwand in meinem Büro.
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    »Das ist mir zu gefährlich, Detlef.«
    »Nicht gefährlicher, als es ohne Kondom zu machen. Nur dass es dich da nicht zu stören scheint!«
    Tanja trank ihr Glas leer, wischte mit dem Daumen den Lippenstift vom Rand und schob es über den Tisch.
    »Wenn das auffliegt … Die sind da echt nicht zimperlich, das kannst du mir glauben.«
    Ich schenkte nach.
    »Sei nicht albern. Du machst auf meine Kosten drei Tage Urlaub, dann gehst du zur Botschaft, meldest den Diebstahl und bist am Montag wieder hier. Das ist doch ein hübsches Abenteuer!«
    »Wie viel springt für mich dabei raus?«
    »Abzüglich Flug und Spesen … 2000?«
    »Unter fünf mach ich’s nicht.«
    Tanjas Blick war knallhart. Warum hatte ich ihr auch das Foto von Simone gezeigt? Die Ähnlichkeit der beiden war verblüffend. Und was ich als Verhandlungstaktik eingesetzt hatte, wandte sich jetzt gegen mich. So schnell würde ich kein anderes Double finden, und Tanja wusste das.
    »5000 und die Flugtickets. Den Rest zahlst du …«, ich legte ihr meine Hand auf den Unterarm und lächelte ihr zu, »… oder einer der vielen spendablen Herren, die an dem Messe-Wochenende in der Hotelbar sein werden. So könntest du …«, ich schloss die Augen um kurz zu überschlagen, »… am Montag um sechs- oder siebentausend Mark reicher sein!«
    »Okay. Wann und wo treffen wir uns?«
    »Ich hole dich am Freitag Punkt elf am Bahnhof Zoo ab. Ich möchte, dass du einen Pelzmantel trägst und in deinem Gepäck ein langes Kleid in einer auffälligen Farbe dabei hast. Mehr brauchst du nicht zu tun.«
    »Ich habe aber nur ein schwarzes mit kleinen, silbernen Punkten!«
    »Das reicht.«
    Ich hatte nicht vor, auch noch ein Kleid dazuzupacken, zumal ich mir nicht sicher war, ob die Beamten überhaupt auf Kleider achteten.
    »Und am besten, du redest nicht darüber – mit niemanden, hörst du? – bis alles vorbei ist.«
     
    Und so geschah es. Freitagvormittag stieg Tanja in einem perlgrauen Persianer in meinen Bentley, wir fuhren nach Tegel und flogen von dort erster Klasse weiter nach Prag. Kurz nach vier reichte Tanja einem jungen Grenzbeamten Ausweis und Visum in sein Schalterhäuschen. Er schaute, stempelte, reichte zurück, dann blieb für einige Sekunden sein Blick an der schönen, jungen Frau hängen. Er registrierte den Persianer, das glänzend blonde Haar, das dezente Rouge auf den hohen Wangenknochen, die schlanken, perfekt manikürten Hände und die teuer aussehenden Ringe daran. Ich sah in den Augen des Zu-Kurz-Gekommenen Bewunderung, Neid und stille Resignation vorüberziehen. Dann winkte er Tanja vorbei und wandte sich dem Nächsten zu.
    »Wunderbar, das ging doch ganz leicht. Hast du seinen Blick gesehen?«
    Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter und zog sie zum Taxistand. Ungefähr zur selben Zeit stieg aus einer Interflug-Maschine ein Mädchen, das im selben Alter war, ebenfalls blondes Haar und hohe Wangenknochen

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