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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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zurück.«
    »Quatsch. Ich muss sowieso mal kurz wohin.«
    Simone stand auf und ging. Ich nahm ab.
    »Verdammt noch mal, Katja. Was willst du denn schon wieder?«
    »Weißt du, was ich gerade gehört habe?«
    »Was hast du denn gehört?«
    »Tu bloß nicht so saublöd, Detlef! Dass du andere Weiber vögelst, geht ja in Ordnung. Aber dass du diese kleine Schlampe jetzt auch noch hierherbringen willst, Kopf und Kragen für sie riskierst und ich sie dann jeden Tag vor der Nase haben soll, das geht echt zu weit! Wer bin ich eigentlich für dich? Für wen, glaubst du, mach ich denn die ganze Scheiße hier? Hallo? Bist du jetzt nicht nur blöd, sondern auch noch stumm geworden? Hat dir die kleine Nutte ins Gehirn gepisst, oder was?«
    Ich musste das unbedingt abkürzen. Wenn sich Katja so in Rage redete, konnte das Stunden dauern. Auf jeden Fall länger, als Simone zum Nasepudern brauchen würde.
    »Katja, beruhige dich erst mal. Das ist nicht so, wie du denkst. Ich erkläre dir alles, wenn ich wieder da bin, okay?«
    Weitere Hasstiraden, jedoch schon von Schluchzern unterbrochen, folgten. Ich sah Simone, die, aus Richtung der Toilette kommend, unseren Tisch ansteuerte.
    »Du weißt, dass ich dich liebe, Daddy. Ich tue das alles doch nur für dich. Ich mach auch noch mehr, wenn du willst. So eine wie mich wirst du nie wieder finden, das weißt du. Verfluchter Scheißkerl!« Sie schrie ins Telefon: »Sag, dass du es weißt!«
    »Ja, das weiß ich!«
    Ich versuchte unbeteiligt zu klingen und dabei gleichzeitig Simone beruhigend anzusehen. Sie hatte sich vorgeblich in die Karte vertieft und verschaffte mir eine weitere Galgenfrist. Katja schien jetzt heftig zu weinen. Ich verstand sie nur noch undeutlich.
    »Dann sag mir auch, dass alles wieder gut wird, dass es wird wie früher, dass du mich liebst, bitte sag es, Daddy, sag, dass du mich liebst! Sag es!«
    Mein Verstand schlug Haken. Simone sah sich suchend nach dem Kellner um.
    »Warum soll ich ständig wiederholen, was du schon weißt?«
    »Diese blöde Fotze sitzt dir wohl gerade gegenüber, stimmt’s?«
    Das war laut gewesen. Ich hatte den Hörer nicht schnell genug abgedeckt, denn der Kellner warf mir einen kurzen, überraschten Blick zu. Simone bestellte ungerührt ein Wasser ohne Sprudel, mit Eis, bitte.
    »Hör zu, ich hab dir doch gesagt, du sollst dich beruhigen und warten, bis ich wieder da bin. Und hör auf zu trinken!«
    Ohne die Antwort abzuwarten, drückte ich den roten Knopf. Sicherheitshalber schaltete ich das Telefon gleich ganz aus.
    »Ich nehm das Gleiche!«
    Der Kellner nickte und entfernte sich unauffällig.
    »Stress?«
    »Ja!«, ich seufzte. »Manchmal ist es ganz schön hart.«
    Ich betrachtete Simone, die wiederum den Ring betrachtete, den ich ihr vor zwei Wochen geschenkt hatte.
    »Erzähl mir davon!«
    Sie schaute mir unbefangen und direkt in die Augen.
    Ja, ich wollte ihr davon erzählen. Davon, wie es war, jeden Tag gut drauf zu sein, sich ständig die Sorgen und Nöte der Frauen anzuhören, ihre Launen und kleinen Gehässigkeiten auszuhalten. Davon, wie es war, keine echten Freunde zu haben, immer der zu sein, der alles regeln und organisieren musste, der keine Berührung mehr spürte, den nichts mehr überraschen konnte, weil er schon alles gesehen hatte. Simone schien die Frau zu sein, die das alles verstehen konnte. Sie sollte einen Kuchen für mich backen, mir einen Wildblumenstrauß auf den Tisch stellen, mir nachts die Sterne zeigen. Reinen Tisch wollte ich machen, völlig neu anfangen, nichts sollte zwischen uns stehen.
    Also begann ich zu erzählen – und sie hörte mir zu.
    Am nächsten Morgen verließen wir Arm in Arm das Intercontinental . Die Temperatur war mild. Aber da es nieselte, erregte der perlgraue Persianer keine große Aufmerksamkeit. Simone sah hinreißend darin aus. In den hohen Schuhen war sie gute 1,80 Meter groß. Tanja hatte ihr beim Schminken und Hochstecken der Haare geholfen. Das Ergebnis war verblüffend. Bei dem Gedanken, diese Schönheit meinen Freunden zu präsentieren, war ich so aufgeregt wie als Kind am Tag vor Weihnachten. Doch es gab noch eine kleine Hürde zu nehmen.
    Tatsächlich saß der gleiche Beamte in seinem Häuschen und winkte Simone, alias Tanja, heran. Endlos lange studierte er ihre Papiere. In der Schlange neben ihr starrte ich auf eine braune Tweedjacke vor mir und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie verunsichert er immer wieder erst Simone, dann Tanjas Foto betrachtete. Ich konnte seine

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