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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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Affenhaus. Katja durchquerte den Garten, öffnete das Tor, stellte sich an die Flatowallee und hob den Daumen. Keine Minute später hielt ein Taxi. Sie stieg aus ihren Pumps, stellte sie ordentlich nebeneinander, stieg ins Taxi und schlug die Tür zu. Die Show war vorbei. Katja zog aus. Ich sah sie nie wieder.
    Die erste Woche hatten wir bald überstanden. Tanja war mit Ersatzpapieren der deutschen Botschaft aus Prag zurück und arbeitete wieder bei mir im Bel Ami . Alicia erwies sich als Segen für Simone. Sie war das Bindeglied zwischen ihr und den anderen Mädchen, die nur schwer akzeptieren wollten, dass die Neue tatsächlich hinter der Bar blieb. Ich hatte mein Versprechen gehalten und Simone schon in fast jedes schöne, teure und ausgefallene Restaurant der Stadt ausgeführt. Für diesen Abend hatte ich uns einen Platz im »First Floor« im Palace Hotel reservieren lassen. Ich fühlte in der Innentasche meines nagelneuen Anzugs nach dem Umschlag. Simone zu beschenken war wunderbar. Sie zeigte ihre Freude und Überraschung so offen und unverstellt wie ein Kind. Von dem Wert der Geschenke hatte sie meistens keine Ahnung, und er schien ihr auch egal zu sein. Wahrscheinlich hätte sie sich auch über eine Mickey-Mouse-Uhr gefreut, was ich natürlich nie ausprobiert habe. Gewissenhaft polierte ich noch eine stumpfe Stelle auf meinem weißen Lackschuh und klingelte dann an ihrer Wohnungstür. Simone öffnete in T-Shirt und Jeans. Sie strahlte mich an. Ihre Wangen waren rot, die Augen blitzten. Sie sah aus wie ein frischer Apfel.
    »Hey, mein Schatz. Ich hab was für dich!«
    Bevor ich erklären konnte, was genau das war, nahm sie meine Hand und zog mich ins Wohnzimmer. Auf dem Fußboden hatte sie eine himmelblaue Tischdecke ausgebreitet. Zwei Teller, Gläser, eine Flasche Wein (mittlerer Qualität, wie ich feststellte), etliche Kerzen und ringsherum Blüten von Primeln, Blausternchen, Stiefmütterchen und anderen Frühlingsblühern.
    »Setz dich. Ich bin gleich fertig.«
    Noch bevor ich etwas einwenden konnte, war sie in der Küche verschwunden. Ich hörte es klappern, und – wie mir jetzt erst auffiel – es duftete äußerst lecker. Etwas irritiert zog ich mir Schuhe und Jackett aus und versuchte, auf dem Boden eine bequeme Sitzposition einzunehmen. Sie hatte ihre Wohnung merkwürdig dekoriert. Qietschrote Fellkissen lagen auf dem Sofa, unter dem Fenster standen drei Bodenvasen in blau, grün und orange, in denen je eine Pfauenfeder steckte. Ein Affenbrotbaum, mit einer Lichterkette umwickelt, leuchtete ebenfalls farbenfroh.
    »Ich komme gleich!«
    Gerade wollte ich im »First Floor« anrufen, da kam sie auch schon mit einer Platte um die Ecke, auf der eine knusprige, braune Ente dampfte.
    »Warte, es gibt noch Klöße und Rotkohl.«
    Sie verblüffte mich immer wieder. Es schien völlig normal für sie zu sein, dass ihr Freund, der doppelt so alt war wie sie, in einem weißen 700-Mark-Anzug auf ihrem Fußboden saß. Und wenn es nicht mein Lieblingsessen gewesen wäre und sie mich nicht so erwartungsvoll angeschaut hätte, wäre ich ganz sicher aufgestanden und hätte auf den »First Floor« bestanden. Oder wenigstens auf einen Stuhl. So aber blieb ich sitzen und versuchte mich nicht zu bekleckern. Es war köstlich. Absolut großartig. Sie freute sich über mein Lob wie ein Kind. Wir aßen, lachten, redeten, schliefen miteinander und aßen süßen Mandelpudding im Bett.
    »Und was war jetzt die Überraschung, von der du gesprochen hast?«
    Oh, verdammt. Ich sprang nackt aus dem Bett, rannte ins Wohnzimmer, fand mein Jackett auf dem Boden, zog das Kuvert aus der Tasche und rannte wieder zurück.
    »Das ist sie!«
    Während sie den Umschlag öffnete, schaute ich auf meine Uhr und rannte wieder zurück ins Wohnzimmer.
    »Das ist …, Detlef, das sind Flugtickets nach Paris!«
    »Ja. Schau aufs Datum!«, rief ich herüber.
    »Da steht: der 17.! Das ist heute!«
    »Schau auf die Zeit!«
    »Mein Gott, das ist … in noch nicht mal zwei Stunden?«
    »Genau!«
    Simone brachte alles durcheinander. Ich legte viel Wert auf meine Kleidung. Noch nie hatte ich ungeduscht und in einem zerknitterten Anzug das Haus verlassen. Aber genau das hatte ich jetzt vor.
    »Das schaffen wir noch. Los komm! Zieh dir einfach irgendwas über. Alles, was fehlt, kaufen wir unterwegs.«
    Zehn Minuten später saßen wir in meinem Auto und fuhren mit 100 Kilometer pro Stunde durch die Stadt. Ich fühlte mich wie James Dean und auch so jung. An

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