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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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sah, dass Simone dem Knaben das Geld zurückschob.
    »Es ist für dich, Simone!«
    »So großzügige Geschenke sind zwar sehr nett, aber ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, dass die Barfrauen bei uns tabu sind. Erst recht, wenn sie mit mir verheiratet sind!«
    Der Kleine sah mich an, als hätte ich einen Propeller auf dem Kopf. Es dauerte mehrere Sekunden, bevor er die Situation zu begreifen schien. Wortlos rutschte er vom Barhocker, warf Simone noch einen flehenden Blick zu und ging zur Tür. Obwohl er einen ganzen Kopf kleiner war als ich, besaß er doch die Frechheit, sich noch einmal umzudrehen, bevor er endlich in die Nacht verschwand.
    »Wie viel ist das?«
    Auch Simone reagierte ziemlich langsam. Dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Weiß ich nicht. Aber wir können es nicht behalten!«
    »Ist doch ein Geschenk!« Ich steckte das Bündel ein. »Oder war es Bezahlung?«
    Ich erntete einen wütenden Blick.
    »Wieso lässt du dich eigentlich von Sophia ständig angrapschen?«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen, Simone. Das gehört zu meinem Geschäft!«
    »Schläfst du mit ihr?«
    »Nein, natürlich nicht! Ich liebe dich, nur dich. Das weißt du doch! Du bist das Beste, was mir je passiert ist!«
    Ich legte ihr meine Hände um die schlanke Taille und zog sie zu mir. Ihr Haar duftete und ihre Lippen fühlten sich wunderbar weich an. Es war gut zu spüren, wie ihre Anspannung nachließ und sie sich mir hingab.
    »Ich will ein Kind mit dir, Simone!«
    »Vielleicht musst du deine Bemühungen dann eben noch mal verdoppeln!«
    Ich lächelte erfreut: »Mit allergrößtem Vergnügen, Süße! Jetzt gleich?«
    Simone befreite sich aus meiner Umarmung, nahm meine Hand und sagte: »Komm mal mit. Ich muss dir was zeigen!«
    Ich folgte ihr einigermaßen verwirrt. Hatte ich ein Déjà vu? Nein, sie zog mich keine Treppe hinunter. Sie kramte nur in ihrer Handtasche und holte ein weißes Stäbchen heraus.
    »Es hat geklappt, Detlef. Ich glaub, ich bin schwanger!«
    Ungläubig starrte ich erst auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand, dann auf ihren Bauch, der sich eher nach innen als nach außen wölbte. Langsam begann ich zu begreifen, was sie gesagt hatte. Natürlich, ich bekam, was ich mir wünschte. Ich bekam immer alles! Diesmal ein Kind. Ich umarmte meine schöne Frau und war sehr, sehr glücklich.
    Am nächsten Abend stand Daniels Mutter vor mir und wollte das Geld zurück, das ihr Sohn von ihrem Konto abgehoben hatte. Ich gab es ihr nicht. Schließlich hatte er es meiner Frau geschenkt und das lautstark und vor allen Leuten. Außerdem würde ich bald Vater werden, und Kinder kosteten Geld. Viel Geld. Die Dame drohte mit ihrem Anwalt und verschwand mit wüsten Beschimpfungen. Wir hörten nie wieder etwas von ihr. Und auch nicht von ihrem Sohn.

VI. Simone
Frauending
    »Ich bin doch kein Wohlfahrtsunternehmen! Das kommt überhaupt nicht infrage!«
    Manchmal verblüffte mich Simones Naivität doch sehr. Wenn das einriss, würden bei uns zu Hause bald scharenweise heulende Frauen rumrennen.
    »Wäre doch bloß für ein paar Tage. Nur so lange, bis sie eine Wohnung gefunden hat. Und Platz genug haben wir doch!«
    »Ist der hellblaue Anzug in der Reinigung? Hier ist er nicht!«
    Simone drückte mich zur Seite und griff nach einem Bügel, der eben da noch nicht gehangen hatte.
    »Hier!«
    Scheinbar unbeteiligt reichte sie mir das gute Stück, aber ich wusste, dass sie fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, ihren Willen durchzusetzen.
    »Das ist eine Ausnahmesituation, Detlef. Ihr Freund ist mit einer Neuen nach Hause gekommen und hat sie dort einquartiert. Ulla ist total fertig – und sie ist meine Freundin!«
    »Heißt die Neue zufällig Constanze, genannt Conny?«
    »Weiß ich nicht. Wieso?«
    »Wie findest du die Krawatte? Zu gewagt?«
    »Kennst du sie?«
    »Sie ist ’ne Hure und ’ne ziemlich gute! Vielleicht solltest du dich mal fragen, warum dir deine Freundin nicht erzählt, dass ihr sogenannter Freund eigentlich ihr Zuhälter ist?«
    Simone sah mich entgeistert an.
    »Vielleicht …!«
    » Vielleicht nützt dir nichts. Wissen brauchst du, bevor du handelst. Sonst wirst du nur ausgenutzt!«
    Die Haushaltshilfe hatte gute Arbeit geleistet. Ich betrachtete mich im Spiegel und konnte keine einzige Falte im Hemd entdecken. Ich schloss den letzten Knopf.
    »Was ich weiß, ist, dass Ulla ihn liebt – oder geliebt hat – und dass sie momentan Hilfe braucht. Vielleicht …« Simone setzte neu an.

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