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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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»Wahrscheinlich hat sie mir das deshalb nicht gesagt, weil sie wusste, dass du Mädchen mit Zuhältern nicht gerne beschäftigst!«
    Sie schob trotzig das Kinn vor und sah mich herausfordernd an.
    »Genau! Und wie du siehst, hatte ich recht, und der Knabe macht jetzt nichts als Ärger! Vielleicht doch lieber die weiße?«
    Unschlüssig starrte ich auf die beiden Krawatten. Was trug man denn nun zu einem solchen Anlass? Immer öfter wurden wir zu Empfängen von führenden Politikern eingeladen, wo es im Allgemeinen eher steif zuging. Aber man hatte mich ja nicht eingeladen, weil ich ein Fünfsterne-Restaurant führte. Es war bekannt, dass ich keine Schnitzel verkaufte. Spontan entschied ich mich also für die Violette.
    »Hör zu, Simone, wir müssen in einer Stunde losfahren, und du stehst noch immer halb nackt hier rum.«
    Instinktiv schlang sie die Arme um ihre Brüste, die nur durch einen weißen Spitzen-BH vor meinen Blicken geschützt waren. Ihr Babyspeck war völlig verschwunden, und sie erschien mir schöner als je zuvor. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ihr die Lust am Ausgehen vergangen war.
    »Ich verstehe wirklich nicht, warum du dir die Probleme von anderen so zu Herzen nimmst. Hast du nicht selber genug?« Bevor ich mich über meine unglückliche Formulierung ärgern konnte, schnappte sie auch schon zurück:
    »Schwanger zu sein, ist wohl kaum ein Problem !«
    Oh Mann, vielleicht doch.
    »Jetzt beruhig dich, Süße. Es ist toll, dass du dich so um die Mädchen kümmerst. Ehrlich! Ich werde Bernhard anrufen. Der hat bestimmt noch eine Wohnung frei. Bis dahin kann Ulla im Bel Ami bleiben, okay? Aber zieh dich jetzt an, bitte.«
    Simone strahlte mich an und umarmte mich stürmisch. Sie schlüpfte in das weiße Chanel-Kleid, das ich ihr für diesen Abend gekauft hatte.
    »Hilfst du mir?«
    Sie drehte mir den Rücken zu, und ich zog den langen Reißverschluss nach oben.
    »Es ist etwas zu groß!«, stellte ich erstaunt fest.
    »Besser als zu klein, oder?« Simone lächelte.
    Die 36 hatte doch immer gepasst?
    Wie schön Simone geworden war, fiel nicht nur mir auf. Ich platzte fast vor Stolz, als ein Fotograf vom Playboy uns anbot, ein paar Nacktfotos von ihr zu machen. Ihre Schwangerschaft sah man ihr noch nicht an, und doch hatte sie sich verändert. Ein Leuchten schien von ihr auszugehen. Ihr Blick war ruhiger, der Gang weicher geworden. Ihre Bewegungen hatten das Gehetzte verloren. Während ich ihren Körper betrachtete, war ich fast ein wenig enttäuscht, dass sie das Angebot abgeschlagen hatte. Nun würde die Männerwelt nie sehen, welche Schönheit ich an meiner Seite hatte.
    »Was heißt das eigentlich: fischen gehen ?«, fragte mich Simone eines Abends. Ich zuckte mit den Schultern. Das war irgendein Frauending, das mich nichts anging.
    »Wo hast du das denn gehört?«
    Simone wies auf Cora, die mit Ulla zur Toilette ging. Ich musste endlich Bernhard anrufen, damit ich diese Ziege wieder loswurde.
    »Frag sie doch einfach! Und sag Marie, dass ein 200er Kaviar an Tisch sechs geht.«
    Kurze Zeit später hörte ich Cora lachen. Sie stand mit dem Rücken zu mir und schien meiner Frau etwas zu erklären. Trotz Make-up sah ich Simone rot werden. Noch immer gab es Dinge in meinem Geschäft, die sie verwirrten.
    »Ulla wollte nicht aufs Geld verzichten. Also hat sie sich ein Watteschwämmchen reingeschoben. Das heißt fischen gehen !«
    »Sie hat ihre Tage?«
    »Ja klar. Manchmal kriegt man’s selbst wieder raus. Aber meistens braucht man Hilfe.«
    »Und die Männer merken das nicht?«
    »Es ist tief drinnen, es ist weich, es ist feucht. Was sollen die merken? Hält nur nicht sehr lange. Werd wohl noch ein paar Mal ran müssen!«
    Cora seufzte, sah aber nicht ernsthaft überfordert aus.
    Marie kam aus der kleinen Küche, ein silbernes Tablett auf dem einen, einen Sektkübel auf dem anderen Arm balancierend. Simone nahm ihr beides ab und bediente Tisch sechs. Seit Beginn ihrer Schwangerschaft ernährte sie sich noch bewusster und hielt einen strengen Fitnessplan ein. Sie schien über unerschöpfliche Energiereserven zu verfügen, arbeitete für zwei und strafte alle jammernden, fett werdenden Schwangeren Lügen. Alles eine Frage der Einstellung, erklärte sie mir. Apropos: Eine Ersatzbarfrau musste ich trotzdem bald einstellen. Simones Bäuchlein wuchs, und schon zweimal hatte ein Schwindelanfall sie kurz gezwungen, ihren Arbeitsplatz zu verlassen.
    Ich sah, dass sie sich wie nebenbei auf der

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