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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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für ihren Test ausgesucht hatte, vermutlich eine Art Karl-Josef. Das sagte ich ihr auch. Sie war doch noch so jung, sie war hübsch, gescheit und gesund. Sie konnte doch aus einer trüben Erfahrung nicht die Bestätigung für Metas verkorkste Ansichten ziehen und sich damit um so viel Schönes betrügen. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass es gravierende Unterschiede gab, dass zum Beispiel ein Mann wie Béla, weiter kam ich nicht. Sie winkte ab.
    »Hör auf, Mama. Erzähl mir nicht wieder was von seinen Qualitäten, sonst komme ich noch auf die Idee, es einmal auszuprobieren. Tatsache ist, es hat nichts mit Béla zu tun, nur mit deiner Veranlagung. Manche Frauen haben eine sehr ausgeprägte Libido. Sie nehmen einiges auf sich, um ihre Bedürfnisse auszuleben. Du gehörst anscheinend dazu.«
    »Es geht nicht um Bedürfnisse«, widersprach ich.
    »Es geht um Liebe. Es geht darum, einen Menschen zu haben, der zu einem gehört. Der…«
    »Quatsch«, unterbrach sie mich noch einmal.
    »Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass Béla jemals zu dir gehört hat? Der macht, was er will, und nimmt, was er kriegen kann. Sollen wir beide eine Wette abschließen? Wenn ich es darauf anlege, geht er auch mit mir ins Bett. Seine Skrupel kann ich ihm bestimmt ausreden. Da muss ich ihm vielleicht nur erzählen, dass er nicht der erste Vater ist, der mit seiner Tochter schläft. Außerdem ist er nur mein Stiefvater, und ich bin erwachsen. Er macht sich nicht mal strafbar. Willst du wetten?«
    Ich wollte nicht, und sie fuhr fort:
    »Weißt du, was Meta damals immer gesagt hat?«
    Meta hatte viel gesagt. Ich hätte meine Tochter damals nicht Meta überlassen dürfen. Ich hatte doch gewusst, dass es bei Meta hinten und vorne nicht stimmte. Ich hatte zwar nicht genau gewusst, warum. Aber ich hatte meine Vermutungen. Und die hatte ich so gründlich, dass ich mir einbildete, einen Roman darüber schreiben zu können. Nach der ergreifenden Szene, in der Heinz – im Roman hieß er natürlich anders –, mit dem Motorrad stürzte, kam die erste Rückblende, das junge Paar auf dem Standesamt. Ich glaubte nicht, dass Heinz und Meta kirchlich getraut worden waren. Es passte nicht zu ihm, zu ihr noch weniger, Brautkleid und Schleier, Blumenstrauß und schicke Frisur, womöglich noch ein Parfüm und manikürte Fingernägel. Lieber einfach und bescheiden. Eine Hochzeit in kleinem Rahmen. Ein junger Mann, ein bisschen wild und noch so stark, dass er Bäume ausreißen konnte. Und eine junge Frau, die etwas mit sich herumtrug, über das sie nicht reden durfte, das Kind vom Oberarzt. Zwei Menschen, die vom ersten Tag an nur eine winzig kleine Chance hatten. Als der Mann nach kurzer Zeit anfing, sich mit der Nachbarin zu trösten… Ich hatte ursprünglich nicht vor, mich aus dem Drama auszuklammern, war durchaus bereit, meinen Teil der Schuld auf mich zu nehmen. Aber dann erzählte Heinz mir an einem Abend Ende Mai, dass es in Wirklichkeit doch ganz anders gewesen war. Er kam oft am Abend oder am Wochenende auf ein Bier. In der letzten Maiwoche hatte er Spätschicht, kam erst kurz vor elf. Béla saß am Keyboard, spielte seine hinreißenden Improvisationen. Ich hatte eigentlich schon um zehn hinaufgehen und arbeiten wollen. Aber ich hatte bereits den halben Nachmittag geschrieben, und es gefiel mir nicht, ging eindeutig in die falsche Richtung. Schon ab Seite dreißig war nicht mehr der Mann das Opfer. Er amüsierte sich im fremden Bett, zeigte kein Verständnis für die Nöte seiner Frau. Warum hätte er sich auch Mühe geben sollen, ihrem sonderbaren Verhalten auf den Grund zu gehen, wenn es nebenan die Entspannung ohne Probleme gab und seine Frau gute Miene zum bösen Spiel machte? Als Heinz dann kam, setzte ich mich mit ihm an einen Tisch, statt hinaufzugehen und mich noch ein paar Seiten weiter vom Ziel weg zu schreiben. Ich wollte ihn nicht aushorchen. Mir wäre nicht einmal im Traum die Idee gekommen, ihn zu fragen:
    »Sag mal, warum ist es eigentlich bei euch von Anfang an so schief gegangen? War es meine Schuld?«
    Aber dann ergab es sich so. Heinz war deprimiert, sprach über die alten Zeiten, als wir noch friedlich miteinander auf einer Etage gelebt hatten. Er bemerkte die Blicke, die ich in die Ecke schickte, in der Béla spielte. Zuerst grinste er noch.
    »Du behältst ihn im Auge, als könnte er jeden Moment aufstehen und verschwinden. Läuft da wieder was bei ihm?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sein Ausflug mit Anita schien Béla

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